„Jay. Warte mal einen Moment." Er stoppt für einen Moment und sieht zu Jill, die den Flur zu ihm herunterkommt. Sie trägt noch immer das Lächeln, das sie auch während ihrer Hochzeit trug und das seitdem wie auf ihren Lippen festgetackert wirkt. „Du triffst dich mit Cedric oder?"
„Ja. Das ist zumindest der Plan. Warum?"
Sie sieht zur Seite, aus dem großen Fenster hinein in den Park, der vor Sommerhitze nur so flimmert. Als sie wieder zu ihm sieht ist das erste Mal seit Tagen ihr Gesicht ernst. „Du hast heute Morgen nicht die Zeitung gelesen, nicht wahr? Wir haben heute Nacht einen der mysteriösen Angriffe auf die Winkelgasse gehabt." Sie verdreht die Augen.
„Todesser in der Winkelgasse?! Und das Ministerium sagt noch immer, es seien mysteriöse Übergriffe? Es weiß doch mittlerweile echt jeder und seine Oma, dass der dunkle Lord zurück ist und dass die Todesser wieder Leute drangsalieren."
Jill seufzt. „Das schon, aber das Ministerium will nun einfach nicht zugeben, dass sie einen Fehler gemacht haben. Dass ihre Sicherheit nicht die ist, die sie den Leuten versprochen haben. Es hilft natürlich auch nicht, dass genug ihrer eigenen Leute in der Sache verdächtigt wurden. Und sie wollen natürlich nicht das halbe Ministerium in den Bau stecken. Da könnten sie auch gleich zugeben, dass sie keine Ahnung haben, wer damals ein Todesser war und wer nicht."
„Sie würden das Gesicht verlieren. So wie die Potters mit ihrem Einbruch im Ministerium?" Jay verschränkt die Arme und lehnt sich gegen eine Wand.
„So in etwa. Ich glaube nicht, dass irgendjemand diesen Fehltritt replizieren wird, aber von der Idee her ja. Wobei, eigentlich wäre es schlimmer. Es ist ihre Aufgabe das Land und damit die Bewohner sicher zu halten und alles in einem System zu haben."
Jay schnaubt. „Da haben sie gründlich versagt."
Jill nickt. „Genau das ist das Problem. Wir wissen, dass sie dabei versagt haben. Die meisten wissen, dass sie dabei versagt haben. Aber das Ministerium ist wie ein kleines Kind. Wenn ich etwas nicht sehe, dann ist es auch nicht da. Oder in dem Fall eben, wenn ich nicht zugebe, dass etwas da ist, dann ist es auch nicht da."
„Sie machen sich damit selbst nur lächerlich. Absolut nichts anderes."
Jill schmunzelt. „Stimmt schon. Aber leider hat das in dem Fall Folgen für alle. Wenn sie nicht zugeben, dass es ein Problem gibt, dann können sie auch keine Maßnahmen ergreifen, um dagegen vorzugehen. Und deshalb ist zurzeit niemand sicher, der sich irgendwo bewegt."
„Aber... sag mal... sind die dumm?" Er gestikuliert wild und Jill öffnet schon den Mund, als er den Kopf heftig schüttelt. „Nein, nicht antworten. Ich kann mir das selbst beantworten. Ja, sind sie. Wie genau sind wir noch einmal an diese Idioten in der Regierung gekommen?" Jay lässt sich gegen die Wand sinken, in sich zusammengesunken.
„Das ist eine gute Frage. Die meisten von denen sind da, weil ihre Familien ja schon immer ein Platz in der Regierung hatten. Und ein paar sind gewählt. Du lernst es ja in der Schule. Aber wirklich durchblicken tun die meisten nicht."
„Könnte das..." Er sieht nachdenklich zur Decke und seine Finger tippen auf den anderen Arm. „Okay. Das könnte denen wirklich weh tun, oder? Den Leuten in der Regierung. Niemand weiß so genau, warum sie dort sind und wie man sie von dort wegbekommt. Wenn es ganz dumm läuft, dann haben wir Leute, die eine andere Regierungsform wollen als die, die wir im Moment haben."
„Wenn es ganz dumm läuft, haben wir zwischenzeitlich eine Regierung mit Voldemort. Und das will ich mir zwar nicht vorstellen, aber lieber eine Revolution der Regierung als eine Regierung mit dem Schlangengesicht drinnen."
Jay schüttelt hektisch den Kopf und gibt ein leidendes Geräusch von sich. „Musstet das jetzt sein, Jill? Ich wollte einen schönen Tag haben und nicht den ganzen Tag so einen Mist im Kopf. Urgh."
Jill lacht. „Oh, sorry." Jay macht eine Handbewegung in ihre Richtung, als würde er etwas nach ihr werfen und Jills Lachen wird hysterisch. „Hör auf. Mein Bauch tut schon weh. Hilfe." Nun ist es an ihr sich an der Wand abzustützen, während ihr Körper noch immer von Lachen geschüttelt wird.
„Komm, setzt dich hin. Es wäre jetzt nicht so, als hätte ich etwas so Lustiges gesagt. Oder getan. Was ist los mit dir?"
„Nichts, nichts. Irgendwie war das gerade nur einfach so lustig. Ich weiß auch nicht wirklich warum." Jill setzt sich mit Jays Hilfe auf den Boden, den Rücken gegen die Wand gelehnt. Mit einem Blick zu Jay klopft sie neben sich auf den Boden und er setzt sich zu ihr. Er sieht einen Moment lang zur Decke, dann lässt er den Kopf auf ihre Schulter sinken.
„Ich darf aber schon mit Cedric weggehen, oder?"
„Natürlich. Ich würde es nur vorziehen, wenn ihr nicht unbedingt in die Winkelgasse geht. Ich werde dich nicht hier einsperren. Würde mir ja auch nicht gefallen, eingesperrt zu werden. Aber ich werde dir auch nicht vorenthalten, was da draußen passiert. Ich will einfach nicht, dass dir was passiert."
Jay lässt zu, dass sie ihm über den Kopf streicht. „Ich werde vorsichtig sein. Mach dir da keine Sorgen."
„Ich will dich nicht nochmal in einem Krankenbett haben. Nimm deinen Zauberstab mit."
Jay lacht. „Mach ich. Aber ich darf ihn ja eh nicht einsetzen."
Jill packt ihn an den Schultern und wartet, bis er ihr in die Augen sieht. „Ich erwarte, dass du deinen Zauberstab einsetzt, um dich zu verteidigen. Es ist mir egal, was die Gesetze sagen. Lieber verbringe ich Wochen damit dich aus einem Gerichtsverfahren zu holen, als nur dein Grab zu besuchen. Du wirst deinen Stab dabeihaben und du wirst ihn benutzen."
„Normalerweise ermutigt einen seine Elternfigur nicht, dass man das Gesetz bricht." gluckst Jay.
Jills Augen sind hart und ernst. „Das ist gerade wirklich nicht lustig, Jay. Versprich mir... nein. Schwöre mir, dass du deinen Stab benutzen wirst, wenn du musst." Ihre Amethystaugen halten seine gefangen, bis er nickt.
Sie atmet hörbar durch und lässt sich mit einem dumpfen Geräusch zurück gegen die Wand sinken. „Ich wünschte nur, dass wäre alles schon lange vorbei. Dann müssten wir uns nicht mit all dem herumschlagen."
„Da sagst du was verdammt wahres." murmelt Jay, ehe sie still nebeneinandersitzen.
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Dunkelheit im Haus der Schlangen
FanfictionJay Malfoy kehrt zu seinem sechsten Jahr nach Hogwarts zurück, doch nichts ist mehr wie es zuvor war. Voldemort ist zurück und die Gefahr scheint in der Luft zu liegen und alles langsam zu erdrücken. Die Vorgänge des letzten Jahres haben Spuren hint...