Meine Post ist meine Post

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„Ich kann es nicht glauben. Da verhalten die sich noch immer so, dabei sind ihre Eltern so bestraft worden. Und ihr ach so guter Anführer ist in Gewahrsam, weil er gegen ein Urteil verstoßen hat. Die rote Meute hat nicht einmal genug Geld, um all ihre Kinder in die Schule zu schicken. Nicht das ich mich beschweren würde, immerhin ist die rote Schlampe endlich weg aber..."

„Oh, bitte Graham. Wir wissen alle, dass du ihr auf den Arsch starrst. Du hättest ihr einfach nur genug Geld bieten müssen und du hättest sie ausprobieren können. Aber du scheinst es ja nicht hinbekommen zu haben. Und jetzt ist sie weg und wir müssen uns dein Gejammer anhören, weil du jetzt nicht über sie drüber rutschen kannst." kommt es abfällig von Victoria und sie blättert eine Seite in ihrem Buch um.

„Da... das ist nicht wahr. Da... das..." Graham bläst die Backen auf und stützt die Hände in die Hüfte.

„Ach komm schon Graham. Welcher Typ unserer Stellung würde nicht eine Schlampe oder Hure bezahlen? Das du ausgerechnet die willst, ist ein bisschen ekelhaft, aber nun gut. Deine Wahl. Solange du dich danach auf Parasiten untersuchen lässt und sichergehst kein Kind zu bekommen, dann sollte sich niemand an deiner widerlichen Wahl stören."

„Vici! Das ist ja ekelhaft! Ich will nichts von ihr."

„Je mehr du es abstreitest, umso wahrer erscheint es allen. Hey, was soll das denn?" Sie schreckt auf, als eine Eule ganz knapp an ihr vorbeifliegt. Die weichen Federn streichen lautlos ihre Wange und mit etwas Flügelgeraschel landet die Eule auf Jays Schulter. Aufgebracht beginnt sie an Jays Haaren zu zupfen und mit den Flügeln zu zappeln.

„Hermes. Was ist denn los? Du bist doch sonst nicht so aufgeregt." Jay hebt die Hand und streicht Hermes über den Kopf, nur um von der Eule in die Finger gezwickt zu werden. Der Schnitt ist nicht tief, aber Jay zuckt und zieht die Hand weg. „Hey, hey. Du bist ja kaum zur Ruhe zu bekommen. Hier, komm her. Shhh." Jay legt die Hand über Hermes Augen und nimmt ihm die Sicht.

Die Eule kreischt und schlägt mit den Flügeln, beruhigt sich dann aber doch. Sanft streicht Jay ihr über die Brust, als Hermes ruhig sitzt. Er nimmt ihr den Brief ab, den sie getragen hat, das Pergament schwer in seiner Hand. Jay muss es nicht einmal umdrehen, er weiß, dass es mit dem Siegel seines Vaters verschlossen sein wird.

„Na. Was schreibt dein Vater? Verrat es uns."

„Glaubst du wirklich, du hättest ein recht den Inhalt meiner Post zu erfahren." Jay hebt den Blick, Gelassenheit rollt in eisigen Wellen von ihm und Graham zuckt zurück, als die grünen Augen auf ihn fixieren.

„Nei...nein. Natürlich ni...nicht." Er zieht den Kopf zwischen die Schultern und drückt sich so tief er kann in die Kissen.

Jay nickt und sieht auf den Brief in seinen Händen. „Dann sind wir uns ja einig. Meine Post ist meine Post und ihr seid in keiner Position, um danach zu fragen." Er steht auf, Hermes auf seiner Schulter huht und schlägt mir den Flügeln, krallt sich aber weiter in Jays Schulter fest.

Die Tür zu seinem Zimmer knallt zu und Jays lässt ein Schild innerhalb des Raumes entstehen. Vorsichtig scheucht er Hermes auf den Rahmen des Betts, auf den sie sich flüchtet und die Augen schließt. Jay sieht zu ihr hinauf und lässt sich dann auf das Bett fallen. Das Pergament knickert zwischen seinen Fingern, doch es stört ihn nicht wirklich.

Einen Finger unter das Siegel schiebend bricht er es auf und faltet das Pergament auseinander. Er überfliegt die ersten Zeilen, stoppt und bringt das Pergament näher an seine Augen. „... eine weitere Spur der Horkruxe. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um einen bedeutenden Gegenstand von Salazar Slytherin handeln könnte. Jill legte mir nahe, dass es sich in dem versteckten Heiligtum des Gründers befinden könnte. Du solltest wissen, was sie damit meint. Wir wissen nicht, um welchen Gegenstand es sich handelt oder wo genau er sich befindet. Es tut mir leid, dass wir dir eine weitere Verantwortung aufbürden, aber... als ob es das jetzt noch schlimmer machen würde."

Jay lacht hysterisch, drückt den Brief gegen seine Brust und starrt an den Betthimmel. Ein paar Augenblicke, dann beginnt er zu weinen. „Ich will das nicht mehr. Ich will mit meinen Freunden zusammen zur Schule gehen und nicht... nicht... das alles machen müssen. Warum muss es verdammt noch mal so sein?!" Er brüllt gegen die Decke, sein Oberkörper hebt und senkt sich abgehackt.

Hermes schuht leise. Jay dreht den Kopf und sieht sie an. Ein zittriges Lächeln quält sich auf seine Lippen. „Es tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe. Ich... ich kann kaum mit all dem umgehen. Ich weiß nicht wie... was ich tun soll. Ich fühle mich so allein und ich habe keinen, mit dem ich darüber reden kann. Theo... ist immer noch sauer, weil ich mich in seinen Streit mit Dana eingemischt habe und die anderen..."

Er dreht sich auf den Bauch und vergräbt sein Gesicht in den Kissen. Leises Rascheln, dann spürt er ein Gewicht auf seinem Rücken, das dort auf und ab geht. Etwas zupft an seinen Haaren und vorsichtig dreht er den Kopf zur Seite. Hermes reibt sein weiches Gefieder an Jays Gesicht und er lacht, diesmal erfreut und befreit.

„Ich habe dich auch lieb. Und danke, dass du versuchst mich aufzumuntern." Die Eule schuht stolz und baut sich auf, etwas dass er nur aus den Augenwinkeln sieht. Dennoch muss er lachen. „Ich habe zurzeit echt zu wenig Dinge, die mich aufheitern könnten. Überall nur Probleme und Streit. Und ich kann nichts tun, um es besser zu machen. Ich mache es immer nur schlimmer. Und es kommt immer noch mehr dazu. Als würde es nie aufhören."

Wieder lacht er, doch diesmal ist es hohl und leer. „Ich wünschte, ich könnte mich hier verstecken und müsste nie wieder da raus. Aber ich muss mich mit Idioten herumschlagen, meine Freunde streiten nur und ich habe viel zu viel gleichzeitig zu tun. Und jetzt erzähle ich dir das alles, weil ich nicht einmal jemanden habe, dem ich das im Moment erzählen könnte. Ansonsten erzähle ich es Keks, weil alle was anderes zu tun haben. Oder ich es ihnen eben nicht erzählen kann."

Er rauft sich die Haare. „Aber ich sollte aufhören mich zu beschweren. Da draußen haben es so viele so viel schlimmer als ich hier. Ich muss im Moment nicht um mein Leben fürchten, wie so viele da draußen. Ich bin nicht ständig in Gefahr, wie Vater und Jill. Aber ich hasse es trotzdem. Und beschwere mich schon wieder. Ich bin schon wieder am Jammern."

Ruckartig dreht er sich um, Hermes fliegt auf und huht empört. „Okay. Genug gejammert. Ich muss mich ja irgendwie um das dumme Horkrux kümmert. Also, los." Er feuert ein Kissen gegen die Decke und setzt sich auf. Dabei zerknittert er hörbar das Pergament. „Okay. Erst den Brief wegräumen, dann das Horkrux."

Dunkelheit im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt