„Bitte was?!" Nevio wirbelt zu Jay herum und brüllt ihn an.
Jay lehnt sich in seinem Sessel nach hinten. „Wie gesagt. Die Todesser, es waren diesmal tatsächlich sie, sind über ihren unerfolgreichen Angriff nicht begeistert. Ganz zu schweigen von ihrem Boss. Es scheint noch nicht bis zu ihnen durchgedrungen zu sein, dass sie auch Reinblüter verletzt haben, die neutral stehen. Aber wie auch immer. Sie scheinen beschlossen zu haben, die Schule diesmal direkt anzugreifen."
„Wir müssen die Schule warnen." Nevio wirbelt herum, aber Jay packt ihn am Handgelenkt und zieht ihn zurück.
„Erstens, ohne mich kommst du hier eh nicht raus. Und wir können nicht einfach durch die Schule rennen und alle warnen."
„Aber... wir müssen!"
„Willst du im Schlaf ermordet werden?!"
Nevio verstummt und starrt Jay an. „Bi...bitte was?"
Jay seufzt. „Wir sind Slytherins. Wir wissen genau, dass Victoria und die Gruppe Reinblutpropaganda vom Feinsten von sich geben. Die werden in keinem Fall zulassen, dass der Angriff so schief geht, wie der zuvor. Lucius hat Jill bereits zu ihrer Familie nach Amerika geschickt, damit ihr und dem Baby nichts passiert, wenn der Angriff vereitelt wird. Aber denkst du, dass die anderen nicht wissen, was ihre Eltern erwartet?"
Nevio lässt sich in einen Sessel sinken. „Du meinst, sie wollen der Propaganda nicht folgen?"
„Das kommt auf die Person drauf an. Victoria und Graham? Doch natürlich. Die glauben die Propaganda, ohne irgendwas in Frage zu stellen. Aber andere, von denen man es nicht sofort weiß? Nein, nicht unbedingt. Aber sie werden Angst um ihre Familien haben. Sie werden uns verraten und damit unsere Familien in Gefahr bringen."
„Was tun wir jetzt?" Nevio sinkt förmlich in sich zusammen.
„Ich brauche Danas Hilfe und Rat. Wenn es um sowas geht, dann ist sie die beste Person. Und wir brauchen einen Plan für die Verteidigung der Schule. Von innen und von außen."
„Traust du den Lehrern das nicht zu, einen zu haben?"
„Mehr als den Lehrern unter Dumbledore, sicher. Aber ich vertraue unseren Mitschülern nicht genug, um zu glauben, die würden, dass nicht für Kämpfe untereinander nutzen. Und die Lehrer... sie vertrauen zu sehr darauf, dass sie nur gegen Kräfte von außen kämpfen müssen. Du merkst es, wie sie mit den Kämpfen innerhalb der Schule umgehen."
„Sie wollen, dass man mit den anderen umgeht und sich im besten Fall versteht. Was niemals passieren wird, solange da draußen ein Krieg tobt. Ich will eigentlich nicht glauben, dass unsere Mitschüler wirklich unsere Feinde werden, aber... es wird passieren. Es ist schon keine Frage mehr. Nur noch das wann, nicht mehr ob. Also gehen wir die beiden Streithähne suchen. Ich nehme an, du willst mit ihnen gemeinsam sprechen?"
Jay seufzt und steht auf. „Ja. Ich werde nicht Brieftaube für die beiden spielen. Die haben sich mal für eine halbe Stunde zu benehmen."
Nevio schnaubt ein Lachen. „Da traust du den beiden aber wirklich viel zu. Ich wäre da nicht so sicher."
„Ich bin nicht sicher, aber andernfalls muss ich ihnen den Kopf waschen. Das ist nun keine Situation, in der ihre Kleinkinder Streitereien etwas zu suchen haben."
„Gute Beschreibung für all das. Kleinkinder Streitereien." Nevio kichert vor sich hin, als sie wieder in die klammen Kerkergänge treten. Sie wenden sich dem Gemeinschaftsraum zu, aber nach ein paar Momenten bleibt Nevio stehen und sieht zur Seite, in einen der Gänge, die nur zu verlassenen, unbenutzten Räumen führen.
Aus dem Gang klingen leise Stimmen, verzerrt und unverständlich. Nevio und Jay sehen sich an und folgen dann den Geräuschen tiefer in die Kerker hinein. Tief in dem Labyrinth aus Gängen finden sie die Quelle der Geräusche, ein lauter Streit. Die wütenden Stimmen werden immer wieder von den Geräuschen übertönt, wenn ein Gegenstand an den Wänden zerschlägt.
Jay reibt sich die Stirn, greift die Klinke der Tür des unbenutzten Raumes und reißt sie auf. Im Inneren zerbricht ein alter Tontopf gerade an der Wand hinter Theo, der mit erhobenen Händen Dana gegenübersteht. Aber auch hinter ihr liegen Scherben.
„...jetzt meinst du schon vor aller Augen mit einer anderen rummachen zu müssen! Willst du mich vollkommen blamieren?!"
„Nicht alles dreht sich um dich! Wir sind kein Paar! Wir sind ja nicht mal mehr Freunde! Und daran bist du schuld!"
„Du wagst es..."
„Streit ist vertagt, regelt das später. Wir haben größere Probleme als eure Hormonspiegel." Jay tritt zwischen die beiden, die ihn anstarren.
„Was kann wichtiger sein, als diesen Streit endlich zu klären. Und ich habe ein Date."
„Wie kannst... hmpf. Hmpf." Dana beginnt wie wild zu gestikulieren, als sie mit einem Mal ihren Mund nicht mehr öffnen kann. Theo hat dasselbe Problem.
„Ich bin nicht hier, um Schiedsrichter zu spielen, sondern weil ich eure Hilfe brauche. Und dafür hört ihr jetzt zu!" Stille von allen. „Da ihr es jetzt kapiert habt, gut. Die Todesser planen einen direkten Angriff auf die Schule. Dana, ich muss die Lehrer und die Verantwortlichen der anderen Häuser warnen, ohne dass es zu mir zurückzuverfolgen ist. Theo, wir brauchen eine Verteidigungsstrategie. Sie werden nicht nur von außen angreifen und wir müssen darauf vorbereitet sein. Könnt ihr euch lange genug vertragen, dass ihr etwas ausarbeiten könnt, oder muss ich euch stumm lassen?"
Dana und Theo sehen sich in. In ihren Blicken liegen Sätze, bis Dana die Augen verdreht sich Jay zuwendet und nickt. Jay sieht Theo an, der die Schultern sinken lässt, dann aber ebenfalls nickt. Mit einem Seufzen löst Jay den Zauber und atmet aus, als dennoch Stille herrscht.
„Ich werde ein Gerücht sähen, dass die Todesser die Schule angreifen wollen, weil der erste Angriff nicht geklappt hat. Natürlich durchschnitten mit anderen Gerüchten. Die Gerüchteküche brodelt seit dem Angriff eh schon. Eine neue Theorie hier oder da wird keinem auffallen. Besonders nicht Victoria. Die ist dafür viel zu dämlich."
Jay nickt ihr zu und lässt sie weiter vor sich hinmurmeln, während er sich Theo zuwendet. Der reibt sich am Kinn und sieht zur Decke. „Ich nehme an, es geht dir besonders um unser Haus?"
„Unwahrscheinlich, dass in den anderen Häusern genug Fanatisten sind, als dass die sich zusammentun würden und ihr Haus angreifen würden. Sie wären absolut unterlegen. Aber tu dir keinen Zwang an. Wenn du Strategien oder etwas Derartiges für sie hast, bitte."
„Wahr. Also tatsächlich nur unser Haus. Haben wir irgendeine Idee, wie viele einen offenen Angriff unterstützen würden?"
Jay schüttelt den Kopf. „Die Gruppe rund um Graham sicher, aber wer mit ihnen stehen wird. Ich weiß es nicht."
„Grandios. Und wir wollen uns ja auch nicht verraten. Das fängt schon bei dir an. Keine schweren oder ungewöhnlichen Schilde, sonst wissen sie sofort, dass du gegen sie arbeitest." Jay nickt unter Theos strengem Blick. „Gut. Ich arbeite bis heute Abend einen genauen Plan aus. Krisensitzung heute Abend in unserem Zimmer?" Theo sieht sich um und alle nicken zustimmend. Damit verschwindet er aus dem Raum.
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Dunkelheit im Haus der Schlangen
FanfictionJay Malfoy kehrt zu seinem sechsten Jahr nach Hogwarts zurück, doch nichts ist mehr wie es zuvor war. Voldemort ist zurück und die Gefahr scheint in der Luft zu liegen und alles langsam zu erdrücken. Die Vorgänge des letzten Jahres haben Spuren hint...