Jay schreckt auf, als das Bett unter ihm wackelt. Er setzt sich auf und tastet im Dunkeln nach seinem Zauberstab, als erneut alles wackelt. Aus Theos Bett kommt Gegrumel, während es bei Blaise Bett kracht. Jay kann sich schon denken, dass der Dritte in ihrem Zimmer aus dem Bett gefallen ist. Er schläft meist am Rand und es ist nicht das erste Mal, dass er herausgefallen ist.
„Was ist los? Und warum ist noch kein Licht an?" kommt Blaise verschlafene Stimme aus der Dunkelheit.
Jay fühlt endlich das glatte Holz seines Zauberstabes unter seinen Fingerspitzen. Er ergreift den vertrauten Stab. „Lumos." Eine kleine Lichtkugel schwebt über der Spitze seines Stabes und taucht den Raum in fahles Licht.
Blaise sitzt verstrubelt neben seinem Bett und krallt sich an diesem fest, als wieder alles erzittert. „WAS IST HIER LOS?!"
„Warum brü...brüllst du so?! Und warum wackelt alles?" Theo ist nun auch endlich wach und sitzt in seinem Bett.
„Weiß keiner. Aber ich gehe schauen, ob irgendwer weiß, was los ist?" Jay schwingt die Beine aus dem Bett und fixiert Theo mit einem Blick. Der wird still und selbst als alles wieder wackelt, sitzt er wie ein Fels in der Brandung. Als Jay die Tür öffnet, stolpert auch Theo aus dem Bett.
„Warte. Du solltest echt nicht allein gehen."
„Jetzt macht euch mal nicht ins Hemd. Es wird nur ein Erdbeben oder ein Sturm sein." Blaise krabbelt wieder in sein Bett und zerrt die Decke über sich.
„Ein Erdbeben?! Hier?! In England?!" bringt Theo hervor.
„Seit wann kriegen wir hier unten Stürme so heftig mit? Denkst du das Schloss verschwindet einfach so?" meint Jay, schüttelt den Kopf und öffnet die Tür.
„Was denkt ihr beiden, dass es ist? Ihr benehmt euch, als wäre es der Weltuntergang."
„Wir wissen es nicht. Deswegen gehen wir ja nachschauen. Aber du kannst gerne in deinem warmen Bett blieben, wenn du bei dem ganzen Mist hier schlafen kannst. Tu dir keinen Zwang an." beißt Jay und tritt auf den Gang. Theo folgt und erneut wackelt alles. Beide stützen sich an der Wand ab und machen sich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum.
„Jay. Was ist los? Warum wackelt hier alles? Ich habe Angst." Ein blasses Gesicht sieht aus einem der Zimmer der jüngeren Klassen hervor.
Jay wuschelt ihm durch die Haare. „Wir wissen es nicht, aber wir werden schauen, was es ist. Macht euch keine Sorge, ihr seid hier sicher. Seid ihr da drinnen vollzählig?"
Ein Kopfschütteln. „Dani fehlt." kommt es als kaum mehr als ein Hauch.
Jay nickt und beißt die Zähne zusammen. „Egal wer euch was sagt, ihr bleibt als Zimmer zusammen. Wenn einer der Raum verlässt, dann auch die anderen. Verstanden?" Diesmal ist das Nicken bestimmter.
„Du glaubst doch nicht wirklich..."
„Ich weiß es nicht, Theo. Ich hoffe es nicht. Das heißt nicht, dass ich es den Idioten nicht zutrauen würde. Verdammt. Es soll endlich aufhören zu wackeln."
„Warum wackelt es überhaupt?"
„Vermutlich Schildbrecher. Die Schilde von Hogwarts sind an die Schule gebunden. Natürlich reagiert die Schule, wenn die Schilde reagieren. Und jetzt still."
„Ich weiß. Ich habe den Plan ausgearbeitet." Dann verstummt Theo zu Jays Erleichterung tatsächlich und beide blieben im Durchgang zum Gemeinschaftsraum stehen. Dort sind Graham und seine Gruppe, doch sie sind nicht allein. Zwischen ihnen knien jüngere Schüler auf dem steinernen Boden, die Köpfe gesenkt, die Hände hinter ihren Rücken.
Theo umfasst Jays geballte Hand. Der sieht ihn mit wütend blitzenden Augen an, doch Theo schüttelt nur den Kopf.
„Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ihr hier willkommen seid. Hier. Im reinsten aller Häuser. Im einzigen Haus, dass noch Wert auf Traditionen legt, die unser Haus über alle die Zeit stabil und mächtig gehalten haben. Die unsere Gesellschaft strak und mächtig gehalten haben. Und ihr Parasiten glaubt irgendein Recht auf... Was?!"
Mit einem Mal herrscht Dunkelheit im Gemeinschaftsraum. Graham tobt lauthals in der Dunkelheit und das leise Ploppen geht darin beinahe unter. Beide Jungs nehmen es aber wahr, sehen sich an und grinsen. Im Flügel der Mädchen steckt Dana den Kopf aus einer Tür und hebt den Daumen, schließt die Tür dann wieder.
„Dann los. Hoffen wir, dass der Rest auch so nach Plan verläuft." flüstert Theo und greift seinen Stab fester. Im Gemeinschaftsraum lichtet sich die Dunkelheit allmählich und für einen Moment erstarren alle.
„WO SIND DIE HIN! IN HOGWARTS KANN MAN NICHT APPARIEREN! UND SCHON GAR NICHT SO NIEDRIGER MÜLL! NIEMALS! WO SIND DIE!? BRINGT SIE WIEDER HER! WER IST DAFÜR VERANGTWORTLICH?!" Graham tobt. Kleine Speicheltröpfchen fliegen durch die Luft. Seine Freunde verziehen die Gesichter.
„Graham. Die werden weggelaufen sein. Angsthasen wie sie sind. Nicht einmal in der Lage sich selbst mit Magie zu verteidigen. Das zeigt doch nur deinen Punkt. Eine Schande, dass solch ein Ungeziefer an einer solche Schule zugelassen wird." Victorias Stimme holt Graham tatsächlich runter.
„Natürlich. Das heißt aber auch, dass wir sie finden werden und sie jagen können. Zu mehr sind sie ja echt nicht gut. Eine Schande für die magische Gesellschaft." Graham lacht und es jagt Jay einen Schauer über den Rücken. „Los. Lasst uns nach ihnen suchen und unserem Haus endlich wieder die Ehre zukommen, die es seit Salazar verloren hat."
Jay ballt die Faust. Sein Blick fällt auf ein gewaltiges Schlangenornament an der Wand. „Bewege dich und ssssprich mit meiner Ssssunge." zischt er und der gewaltige Stein beginnt tatsächlich sich zu bewegen. Zunächst sind es nur die Augenlider, die sich schließen und langsam wieder öffnen. Dann bewegt sich die gespaltene Zunge, ehe der gesamte Körper geräuschvoll zum Leben erwacht.
„Du wagsst ess, über Ehre zu ssprechen? Du? Menssenkind. Kein Ssprecher. Wer erlaubte dir, diese Hallen zu betreten? Ich ssollte dich fresssen." Theo sieht Jay an, der grinst. Im Gemeinschaftsraum starren alle die Schlange an, die sich mehr und mehr windet und sich von der Wand löst. Ihre Worte sind verzerrt, aber für alle zu verstehen.
„Keine Magie der Ssprecher. Keine Ehre für meinen Meisster. Sssande. Alle miteinander." Sie schlängelt sich um Grahams Füße und die steinerne Schwanzspitze schlägt gegen seine Beine. Mit einem hohen Quietschen springt er zur Seite.
Theo beißt sich auf den Arm, um nicht zu lachen. Jays Aufmerksamkeit liegt allein auf der Schlange. „Wo isst mein Meisster? Er würde ssich ssähmen." Eine Bewegung zieht Jays Aufmerksamkeit. Dann fliegt auch schon das rote Licht eines Bombarda auf die Schlange. „Reflecto." zischt er und die Schlange wiederholt es, diesmal tatsächlich in Parsel. Um sich herum flammt Magie auf und aus einer mächtigen, antiken Welle an Magie wird das eigentlich einfachste aller Schilde.
Victorias Spruch prallt ab und landet nutzlos an einer Wand, wo die Magie absorbiert wird. Die Schlange glüht mit der Magie auf. „Törrichter Menss. Dummess Kind. Meisster hätte dich in den Sssee geworfen. Ich ssollte dich fressen. Ssson lange kein Messenkind mehr." Sie reißt die gewaltigen Kiefer auf und schnappt nach Victoria, die wie wild Flüche durch die Gegend schleudert.
Jay und Theo ducken sich vom Durchgang weg und Jay lässt die steinerne Figur frei, die sich wieder an die Wand verzieht. Theo richtet seinen Stab auf ein Licht und murmelt etwas, dass Jay nicht verstehen kann. Erneut wird es dunkel im Gemeinschaftsraum, nur die Zauber erhellen etwas.
„WAS IST DENN HIER LOS?!" Die Stimme ihres Hauslehrers durchschneidet die Dunkelheit. Jay und Theo sehen sich an und verziehen sich dann zurück in ihr Zimmer.
„Und was war das Geschüttel denn nun?" fragt Blaise, der noch immer zerrupft in seinem Bett sitzt.
„Haben wir nicht herausgefunden, aber es hat ja auch aufgehört. Also was solls."
DU LIEST GERADE
Dunkelheit im Haus der Schlangen
FanfictionJay Malfoy kehrt zu seinem sechsten Jahr nach Hogwarts zurück, doch nichts ist mehr wie es zuvor war. Voldemort ist zurück und die Gefahr scheint in der Luft zu liegen und alles langsam zu erdrücken. Die Vorgänge des letzten Jahres haben Spuren hint...