Nachwuchs-Radikalisten

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„Sag mal, habe ich etwas im Gesicht, oder warum starren die mich so an?" Jay nickt zu den Erstklässlern ein bisschen weiter den Tisch hinunter, die ihre Augen tatsächlich kaum von Jay nehmen können. Immer wieder schielen sie durch die Wimpern zu ihm, scheinen sich bei seinem Anblick in Gedanken zu verlieren und wenden sich erst wieder ihrem Frühstück zu, wenn jemand sie anstupst.

„Jay. Du bist nun das interne Oberhaupt des Hauses. Die Babys haben das noch nie miterlebt. Die kennen das nicht. Du bist das neue, seltsame Spielzeug. Natürlich bekommst du die gesamte Aufmerksamkeit." erklärt Nevio und greift nach einem weiteren Brötchen.

„Danke. Die Formulierung hätte es echt nicht gebraucht." grummelt Jay und versucht sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr er das Bild in seinem Kopf hasst.

„Hab dich nicht so. Oh, Theo. Du lässt dich auch mal wieder bei uns blicken?"

Tatsächlich setzt sich Theo ihnen gegenüber und grinst sie an. „Ich bin ein Mitglied des Hauses und als solches darf ich an diesem Tisch sitzen."

„Hast du deine Geschichte mit Dana aus der Welt geschafft?"

„Jay, immer noch das? Ich verspreche, ich werde nicht mehr mit ihr streiten. Ich habe ein Date mit einer Ravenclaw aus der Fünften. Was Dana zurzeit macht, kann mir nicht egaler sein. Solange sie sich zivilisiert benimmt, so lange wird es kein Problem zwischen uns mehr geben." Nevio fröstelt, aber Theo gibt dazu keinen Kommentar, sondern wendet sich nur seinem Frühstück zu.

Nevio linst zu Jay, der sich die Stirn reibt. Anschließend lässt er seinen Blick über ihren Tisch wandern, Dana aber findet er nicht. Stattdessen beugt er sich über den Tisch und sieht Theo verschwörerisch an. „Welche von den Adlern? Doch nicht etwa die kleine Verrückte?"

Theo dreht sich um, folgt Nevios Blick und landet bei Luna Lovegood. „Ich denke nicht, dass du Michelle kennst. Da drüben." Er nickt mit dem Korb zur Seite.

Nevio sieht dorthin und landet auf einer großen Schülerin mit einem bunten Pixie-cut. Diese sieht auf und bemerkt Theo und Nevios Blicke. Sie hebt die Hand und winkt ihnen aufgeregt, mit einem blendenden Lächeln zu. „Du bist dir bewusst, dass wir Klassenkameraden sind? Sie ist nett, aber ein Riesentollpatsch."

„Na und? Sie ist faszinierend und immer positiv. Ich habe sie noch nie nicht lachen gesehen. Immer strahlt sie so. Was stört es mich da, wenn sie etwas tollpatschig ist?" Theo verschränkt die Arme, starrt Nevio an und hebt herausfordernd das Kinn.

Nevio hebt eine Augenbraue. „Nun, wenn du dich daran nicht störst. Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass dir das so egal sein würde. Immer gut, wenn man etwas neues lernt." Er zuckt mit den Schultern und zuckt dann, als ein plötzliches Gewicht auf ihm landet. Dunkle Schemen tauchen am Rand seines Blickfelds auf, als er nach oben schielt.

„Hades. Komm schon von Nevio runter. Der möchte das nicht. Komm schon. Ich habe hier auch ein schönes Stück Speck für dich. Komm, sei brav. Du bist doch sonst so gut." Jay hält der Eule ein saftiges Stück Speck vor den Schnabel und lockt sie. Endlich gibt sie nach und flattert auf den Tisch. Nevio atmet auf und versucht blind seine Haare zu ordnen, während Jay die Eule füttert.

Den Brief lässt Jay in seiner Tasche verschwinden, ohne einen Blick darauf zu werfen. Er ist sich den Blicken von seinen beiden Freunden durchaus bewusst, reagiert darauf aber nicht. Ungerührt beendet er sein Frühstück, steht dann auf und verlässt ruhig die Halle.

Nevio springt auf und rennt ihm nach. Theo eilt auch hinter seinen Freunden her, aber er wird von Michelle abgefallen, die ihn festhält und auf ihn einredet, das Gesicht in ein unendlich glückliches Lächeln verzogen.

Nevio und Jay verschwinden in den Labyrinthartigen Gängen in den Kerkern. „Das war jetzt ein komisches Frühstück. Denkst du Dana wird es dabei beruhen lassen?"

„Zwischen den beiden? Nein. Da muss es einmal richtig krachen, bevor es da zu einer Lösung kommen wird. Die beiden haben zu viel ungelösten Gefühle zwischen sind, als das das einfach vergeben und vergessen werden kann. Nicht wenn die einander Tag für Tag sehen. Und das einer der beiden vor dem letzten Schuljahr noch Schule wechseln wird, dass denkst du ja nun selbst nicht."

Nevio seufzt. „Nein, wirklich nicht. Aber man kann ja hoffen, dass sie vernünftig werden. Es wird Danas Position für Victoria öffnen."

Jay schnaubt. „Wenn ein einzelner Fehltritt Danas Position so gefährdet, dann haben wir größere Probleme im Haus."

Lautes Lachen bricht aus Nevio hervor und hallt in den steinernen Gängen. „Nach Victorias großartigem Fehler zur verraten, dass sie nicht einmal den Blutstatus jeder Person in der Schule genau kennt? Stimmt schon. Ihr Fehltritt hat Danas Position ziemlich gefestiiii...gt. Oh. Wir gehen wieder da hin?" Nevio senkt die Stimme und sieht Jay an.

Jay zischt der Wand zu, die sich vor ihnen öffnet. Erst als der Stein hinter ihnen fest verschlossen ist, antwortet er. „Ich mag meinen Platz eingenommen haben, aber das macht mich nicht unangreifbar. Eigentlich nur mehr so. Ich kann keine geheimen Informationen mehr auf einem Flur, so leer der auch scheint, austauschen. Schon gar nicht, wenn es um den Krieg und nicht um Hogwarts interne Dinge geht."

„Manchmal könnte man fast vergessen, dass da draußen ein Krieg tobt. Und dann kommt ein Angriff wie aus dem Nichts. Aber es ist so. Da draußen tobt ein Krieg und wird sitzen hier in der Schule und beschäftigen uns mit Nachwuchs-Radikalisten."

Jay setzt sich in Slytherins Raum in einen Stuhl und sieht Nevio einen Moment lang an. „Der Nachwuchs wird aufwachsen. Sollten wir es schaffen auch nur eine Peron davon abzubringen oder vor dem Einfluss zu schützen, so ist das bereits ein Gewinn. Und der Krieg tobt und wer da draußen jemanden hat, der verfolgt es auch gespannt."

„Mit der schlechten Information in der Presse? Nicht jeder hat Familie so tief im Ministerium. Was schreibt dein Vater?" Nevio geht auf und ab, während Jay den Brief öffnet und überfliegt.

„Sie haben das Horkrux lokalisiert und es befindet sich nun im Besitz der Goblins. Es sollte also nur eine Frage der Zeit sein, bis das zerstört wird."

Nevio stößt Luft aus. „Das ist doch etwas Gutes. Endlich mal gute Nachrichten, nach all den schlechten in den letzten Tagen."

„Der Brief ist noch nicht zu Ende. Beschreie es nicht." Jays Augen flitzen über das Papier und Nevio rennt wieder auf und ab, mit seinen Fingern spielend und immer wieder zu Jay schauend. Der lässt das Blatt sinken und sieht an die Decke. Sein Blickwendet sich zu Nevio und er holt tief Lust.

„Es ist ein direkter Angriff auf die Schule geplant."

Dunkelheit im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt