„Ich bin dir immer noch böse. Nur dass du das weißt."
Jay atmet einmal durch, die Augen kurz geschlossen. Erst dann dreht er sich zu Theo um, der mit ihm durch die Regale der kleinen Bibliothek sortiert. Obwohl es die kleine Bibliothek heißt, sind die meisten Bücher über Slytherin selbst hier und auch wenn es nur wenig gibt, will Jay sich diese zunächst ansehen. „Glaub mir, dessen bin ich mir bewusst. Du lässt es mich, seid ich dich gebeten habe mir zu helfen, nicht vergessen."
„Glaub ja nicht, dass ich dir so einfach wieder vergeben werde. Du hast mich einfach mit Dana zusammen in einen Raum gesperrt. Es war nicht lustig drei Stunden lang da drinnen zu sitzen und einfach nur still zu sein."
„Was daran liegt, dass ihr nicht miteinander reden wolltet. Das war der ganze Grund der Geschichte. Ich wollte, dass ihr miteinander redet. Nicht euch stundenlang anschweigt. Das macht es doch nicht besser. Ihr wart so gute Freunde und jetzt könnte ihr zähneknirschend zusammenarbeiten, wenn es um Leben und Tod gibt und gebt euch ansonsten die kalte Schulter. Weißt du, wie scheiße das für Nevio und mich ist?! Ihr seid beide unsere Freunde und jetzt müssen wir permanent zwischen euch wählen, weil ihr es zusammen einfach nicht hinbekommt euch zusammenzureißen." Jays Brustkorb hebt und senkt sich heftig.
Theo legt einen Finger an die Lippen. „Du musst still sein. Es mag mitten in der Nacht sein, aber wenn einer von den anderen hier runterkommt, dann haben wir trotzdem ein Problem. Und uns erzählst du immer, dass wir vorsichtig sein müssen. Tzzz." Theo schüttelt den Kopf.
Jay ballt die Fäuste. „Hör auf das Thema zu wechseln, wann immer du nicht über etwas reden willst. Das bringt absolut niemandem etwas. Am allerwenigsten dir." zischt er zurück und dreht sich wieder zum Bücherregal. Sein Finger gleitet über die zum Teil abgegriffenen Buchrücken und er flüstert die Titel vor sich hin, doch nichts weist auf einen Titel hin, der ihm nützlich sein könnte.
„Ach komm schon. Du musst doch jetzt nicht so sauer sein. Nur weil ich mich nicht verhalte, wie du das willst." mault Theo und lehnt sich gegen eines der Bücherregale.
Jay wirbelt herum. „Das ist nicht das Problem. Du kannst dich streiten, mit wem du willst. Aber du ziehst den gesamten Freundeskreis in deinen Kampf. Und bevor du anfängst, Dana ist genauso schuldig wie du. Ihr beide streitet und streitet und streitet. Und ihr lasst euch nicht helfen. Was sollen wir da noch tun?"
Theo hebt verteidigend die Hände. „Du musst nicht gleich so aggressiv werden. Es passiert halt, dass man sich streitet. Das ist ja nun wirklich nichts neues." Er zuckt mit den Schultern, die Hände noch immer gehoben.
Jay schnauft und entspannt langsam die Hände. „Ich brauche eure Unterstützung. Ich kann mir nicht die ganze Zeit den Kopf darüber zerbrechen, ob ihr jetzt schon wieder dabei seid, einander an die Kehle zu gehen. Du kannst dich gerne streiten, aber ich werde nicht zwischen euch wählen. Und wenn ihr euch nicht vertragt, dann kann ich mit keinem von euch befreundet sein. Ich werde nicht wählen!"
„Du benimmst dich wie eine Diva. Du willst, dass sich alles nur um dich dreht."
„Ich will nicht, dass sich alles um mich dreht. Ich will nicht zwischen meinen Freunden wählen müssen! Du willst mich dazu zwingen zwischen dir und Dana zu wählen!" Jays Gesicht wird knallrot, seine Fäuste sind an seiner Seite geballt und er brüllt Theo beinahe an. In der Stille scheinen seine Worte zu hallen, in den Wänden zu vibrieren.
Theo reist die Augen auf. Er öffnet den Mund und schließt ihn wieder. Kein Laut entringt ihm. Seine Augen sind starr auf Jay gerichtet. Um den herum vibriert die Luft. Durch die flimmernde Luft zucken dunkelgrüne Blitze, tanzen über Jays Haut. Dessen Haare wirbeln durch die Luft und als Theo einen Blick auf seine Augen wirft, zuckt er mit einem erschrockenen Geräusch zurück. Jays Augen glühen in einem überirdischen grün.
„Äh... Jay. Beruhig dich." Theo streckt eine zitternde Hand nach Jay aus. Jay reagiert nicht und Theo ballt eine Faust. „Okay. Ich weiß, dass es dir nicht gefällt. Aber bitte beruhig dich. Du wirst noch Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Und du wolltest die nicht haben. Jay! Verdammt noch eins. Reagiere! JAY!"
Diesmal zeigt Jay eine Reaktion. Doch die Tränen, die von seinem Gesicht fallen, sind nicht die Reaktion, die Theo wollte. Kristallklar fallen die Tränen auf den edlen Boden und die leisen Geräusche klingen laut wie Donnergrollen. Theo zuckt mit jedem Mal, dass eine der Tränen fällt.
Vorsichtig streckt er die Hand wieder aus und nähert sich seinem besten Freund vorsichtig und langsam. Seine Finger berühren einen der Blitze und Theo zieht den Arm ruckartig zurück. Elektrizität bitzelt in dem Arm, wie tausende kleine Füße, die seinen Arm auf und ab rennen. Irritiert öffnet und schließt er die Hand schnell, schüttelt sie, doch das Gefühl will den Arm nicht verlassen.
Ein Wimmern lässt ihn den Kopf nach oben reißen. Es ist Jay, der die Arme um seinen Bauch geschlungen hat. Tränen laufen ohne Pause über sein Gesicht, dass vor Schmerzen verzogen ist und Theo kann beinahe dabei zusehen, wie sich Wunden auf Jays Armen bilden. Wie kleine Rubine quillen einzelne Blutstropfen hervor und ihr Anblick reißt Theo aus seiner Starre.
„JAY! Genau, schau mich an! Ich weiß, wir haben uns gestritten, aber bitte beruhige dich. Das tut dir nicht gut." Theo seufzt erleichtert, als sich Jays Augen auf ihn richten.
„Es tut weh." wimmert Jay und klappt in der Mitte zusammen, sich den Bauch haltend.
„Jay. Jay. Ich weiß. Schau mich an. Ich weiß, dass es weh tut. Du musst dich beruhigen. Deine Magie ist unruhig und das tut weh. Beruhige dich. Dann tut es auch nicht mehr weh." Jay sieht ihn an, flehend und mit einem absolut verzweifelten Gesichtsausdruck.
„Jay. Verdammt. Was würde Ji... Okay. Vielleicht funktioniert das. Jay. Atme mit mir. Einatmen, halten, ausatmen. Gut so. Und nochmal. Einatmen, halten, ausatmen. Und gleich noch einmal. Einatmen, halten, ausatmen. Super. Siehst du? Du wirst ruhiger. Einfach nur ruhig weiter atmen. Sehr gut." Theo kann sehen, wie sich Jays Magie wieder in sich selbst zurückzieht.
Erleichtert atmet Theo zu aus, als sich Jays Augen klären. Die Schmerzen weichen aus den Tiefen, doch dann flattern die Lider zu und Jay sinkt in sich zusammen. Theo springt auf ihn zu, aber erreicht ihn nicht, bevor Jay auf den Boden aufschlägt. Es gibt ein dumpfes Geräusch und Theo verzieht mitleidig das Gesicht.
Er hebt seinen Freund auf seine Arme und erst jetzt sieht er sich im Gemeinschaftsraum um. Jays Magie hat ganze Arbeit geleistet. Der Raum sieht aus, als hätte jemand einen Haufen Katzen einem leuchtenden Schnatz nachjagen lassen. Alles liegt kreuz und quer durcheinander. Er schmunzelt und wendet sich in Richtung der Schlafsäle. Zu seiner Überraschung ist dort niemand. Niemand scheint bemerkt zu haben, dass Jay die Kontrolle über seine Magie verloren hat.
Erst als er in den Gang der Zimmer tritt, zerbirst das Schild in einem Regen von Licht. Beeindruckt sieht Theo Jay an. „Du schaffst es echt immer, deine Schilde zu halten. Selbst wenn du selbst ausgeknockt bist, dein Schild hält und steht. Ist doch verrückt." Er schüttelt den Kopf, ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen, und trägt Jay in ihr Zimmer, wo er ihn in sein Bett legt.
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Dunkelheit im Haus der Schlangen
FanfictionJay Malfoy kehrt zu seinem sechsten Jahr nach Hogwarts zurück, doch nichts ist mehr wie es zuvor war. Voldemort ist zurück und die Gefahr scheint in der Luft zu liegen und alles langsam zu erdrücken. Die Vorgänge des letzten Jahres haben Spuren hint...