Keine Überraschung

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Jay massiert sich die Schläfe und sieht dann zu Theo, der in ihrem Zimmer auf und ab geht, die Arme um sich herum schleudernd. Einmal mehr regt er sich über Dana auf und darüber, wie ihm noch immer Kommentare über seine Narben gemacht werden.

„...besonders deine Idioten! Kannst du die nicht mal dazu bringen, dass zu lassen? Ich bin auch ein Reinblut. Die sollen auf denen herumhacken, auf denen sie für ihre Eltern herumhacken. Aber ich? Es ist nicht so, als wäre meine Familie machtvoll, aber wir sind auch nicht ohne Macht. Und die sind zum großen Teil nicht so mächtig wie wir."

„Theo, sag das denen direkt. Es wird dir absolut nichts bringen, wenn ich denen das sage, dass wird einige von denen nur dazu bringen, dass sie es noch mehr tun wollen. Ich kann etwas sagen, wenn ich es sehe. Aber sie tun sowas kaum vor mir." Jay steht auf und nimmt seine Tasche. „Kannst du mich nach dem Unterricht in unserem kleinen Turmzimmer treffen? Du weißt, welchen Raum ich meine?"

„Ja, klar. Ich werde da auf dich warten." stammelt Theo überrumpelt.

„Gut, weil ich muss jetzt los. Sonst komme ich zu spät. Nimm sie bitte nicht ernst und wirf ihnen ins Gesicht, dass auch du ein Reinblut bist. Dann sollten sie von dir ablassen." Jay verlässt den Raum, hebt eine Hand und lächelt Theo über die Schulter an, bis die Tür ins Schloss fällt.

„Oh, genau der Mann, auf den ich gewartete habe." Die kühle Stimme ist genau die, die Jay nun nicht hören will. Aber er will aus Victoria wirklich keinen Feind machen, daher dreht er das Gesicht zu ihr und sieht sie ab, eine Augenbraue fragend gehoben. „Oh, du wunderst dich? Ich dachte es sei klar. Ich weiß, dass du Kontakt mit den schmutzigen Viechern hast."

„Mach dich nicht lustig, Victoria. Ich gehe hier auf die Schule wie du auch. Natürlich haben wir Kontakt zu Schlammblütern. Da bist du nicht besser als ich auch." Jay lacht höhnisch und Victoria verzieht ihr Gesicht verstimmt.

„Ich kriege dich, Malfoy. Und dann nehme ich deinen Platz ein. Dann bin ich die Königin des Hauses und bringe meine Familie in die Stellung, die sie verdient. Du wirst fallen. Du und deine verfluchte Familie." zischt sie Jay zu, hebt ihr Kinn und stürmt davon. Jay sieht ihr mit einem Seufzen hinterher, wendet sich dann seinem eigenen Weg zu.

Die nächsten paar Stunden fließen zusammen in einem vorbeifliegenden Zug von Bildern und Geräuschen, bis Jay sich auf den Weg zu dem Raum macht, bei dem er sich mit Theo treffen will.

„Jay."

Er dreht sich zu der bekannten Stimme um, wirft aber Blicke den leeren Gang hinunter, ehe er sich dem Mädchen zuwendet. „Dana. Wir müssen vorsichtig sein." Seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

Dana verdreht die Augen und lässt ein Huffen hören. „Man, Jay. Mach dich ein bisschen locker. Es ist keiner hier. Das kann ja selbst ich sehen. Und ja, ich habe gekuckt. Meine Güte. Du bist so angespannt." Sie legt die Hände auf seine Schultern und knetet die Muskeln dort.

Jay schüttelt die Hände ab. „Dana. Ich muss hier mehr als nur mich beschützen. Ich kann mir keine Fehler leisten. Und bitte lass das mit dem Anfassen. Wenn uns jemand sieht, dann habe ich ein Problem."

„Ja, ja. Ich habe es verstanden. Das ist ja schlimmer, als hättest du einen übereifersüchtigen Partner."

„Kein so schlechter Vergleich. Wenn du die Gruppe als übereifersüchtigen Partner siehst, dann wirst du dich vielleicht passender verhalten."

Dana zieht eine Schnute und verschränkt die Arme. „Da habe ich eine so wichtige Information für dich und du behandelst mich so. Ich kann es nicht glauben."

Jay seufzt hart. „Also gut. Es tut mir leid Dana, aber ich bin unter jede Menge Stress. Es tut mir leid, dass meine Launen beeinflusst sind. Aber ich muss mich mit Victoria herumschlagen, die verdammt noch eins mir droht und nicht traut und ich bin einfach nur am Ende."

„Schon gut, schon gut. Du musst nicht direkt auf Jammer-Modus umschalten. Ich sage es dir auch so. Du hast mir ja gesagt, dass eine unserer Mitschülerinnen schwanger ist. War nicht schwer herauszufinden, wer es war. Wirklich nicht. Und deine Vermutung damit, dass es unmöglich sein würde, den Vater zu nennen."

„Du willst wirklich, dass ich dich lobe oder bettle, oder?"

„Nein. Ist schon gut. Ich sage es dir ja schon. Es ist Ginny Weasley. Die dumme Nuss hat es echt geschafft schwanger zu werden. Wenn man ihr Verhalten der letzten paar Monate bedenkt, dann wundert es mich nicht mehr wirklich. Wenn ich meinen Quellen Glauben schenke, dann hat sie in letzter Zeit ziemlich herumgeschlafen."

„Was aber heißt, dass wir nicht wissen, wer der Vater ist. Und so dumm das klingen mag, nur mit ihr kommen wir nicht weiter. Sie hat überhaupt keinen Einfluss auf nichts und auf niemanden. Nicht einmal hier in der Schule."

Dana grinst zufrieden. „Und wie ich weiß, wer der Vater ist. Immerhin ist die junge Dame gar nicht an der Schule, angeblich weil sie einen schweren Fall von magischem Fieber hatte und nun geschwächt ist. Als ob ich das glauben würde. Aber jedenfalls. Der Vater kann es sich also in keinem Fall leisten, dass die Schwangerschaft bekannt wird. Also jemand, der eine Verlobung oder etwas dergleichen hat. Und rate mal, wer der einzige Junge in ihrer Galerie ist, der eine solche hat. Und noch dazu eine einflussreiche und wichtige."

„Nick bloody Potter. Na klar. Wer auch sonst? Auch wenn es mich wirklich wundert, dass seine Verlobung nach dem Skandal mit seinen Eltern noch steht."

„Du wirkst gar nicht überrascht."

„Es ist Nick Potter. Der bekommt es nicht hin, seine Nase aus Problemen zu halten. Wieso sollte mich sowas da noch wundern?" Jay zieht eine Augenbraue hoch.

Dana schiebt die Unterlippe vor und kaut darauf herum. „Auch wahr. Aber trotzdem. Du hättest zumindest überrascht wirken können."

„Beim nächsten Mal, ja. Komm, wir können hier drinnen weiterreden." Jay öffnet eine Tür und hält sie für Dana auf, die sich bei ihm bedankt und den Raum betritt. Ein Grinsen breitet sich über Jays Gesicht aus, als er die Tür hinter ihr schließt und einen Zauber darauflegt.

„Jay! Was soll das?! Lass mich hier wieder raus! Und warum ist Theo hier!" Dana hämmert von ihnen gegen die Tür.

„Ich lasse euch da wieder raus, wenn ihr euch ausgesprochen habt. Ich kann es absolut nicht leiden, dass ihr euch die ganze Zeit ankeift oder ignoriert. Redet über das Problem. Und dann dürft ihr da wieder raus. Vielleicht bekommt ihr sogar einen Keks."

„Nicht lustig, Jay. Absolut nicht lustig." grummelt Theo von hinter der Tür und Jays Grinsen wird nur noch breiter.

Dunkelheit im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt