„Jay!"
Jay schließt die Augen und atmet tief aus, dann dreht er sich der Stimme zu. Doch als er sieht, zu wem die hüpfende Stimme gehört, die aufgrund der Pubertät durch Oktaven schiftet, legt sich ein ehrliches Lächeln auf seine Lippen. „Der Magie sei Dank, dass das nur du bist. Ich habe gerade wirklich keine Lust mich mit Theo oder den Idioten herumzuschlagen."
Nevio malt mit der Fußspitze Muster auf den Boden und sieht sich selbst dabei zu. „Ähm... Uhm... Also."
Jay verdreht die Augen und zupft sich am Nasenrücken. „Spuck es bitte einfach aus, Nevio. Ich will es eh nicht wissen, oder?" Nevio schüttelt den Kopf. „Wenn du trotzdem zu mir kommst, dann ist es wichtig. Was ist es?"
„Deine Idioten und Theo haben sich im Gemeinschaftsraum angelegt und das ist ein wirkliches Schlachtfeld geworden. Und du bist nicht da und die Vertrauensschüler bekommen die nicht einmal dazu ihnen zuzuhören."
Jay reibt sich über die Unterarme und sieht zurück zum Krankenzimmer. Genau dorthin würde er sich gerade am liebsten wieder flüchten, auch wenn er gerade erst dort entlassen wurde. So sehr er den Bereich auch hasst, er will noch weniger sich mit den beiden streitenden Partien auseinandersetzen. Aber er folgt Nevio, mit schleifenden Füßen und sehr langsam.
„Warum warst du eigentlich im Krankenflügel? Hast du was an den Füßen?" Nevio hüpft beinahe neben ihm her und summt fröhlich vor sich hin.
„Nein, es geht mir gut. Ich will nur nicht."
„Kann ich verstehen, aber nur du kannst die Idioten dazu bringen sich zu benehmen. Und du warst jetzt wirklich einfach nur so im Krankenflügel?"
Jay seufzt. „Nein. Ich hatte mich an den Armen verletzt. Aber nichts Schlimmes. Also, schauen wir mal, was es denn nun wieder ist." Jay öffnet den Durchgang zum Gemeinschaftsraum und kaum ist der auch nur ein Spalt geöffnet, da hören sie bereits untypisches Geschrei. Bei den Slytherins wird selten geschrien und noch seltener so sehr, dass die Streitenden nicht bemerken, dass der Durchgang offen ist.
Seine Augenbraue wandert immer weiter nach oben, als er seinen Blick über den Raum schweifen lässt. Er registriert, was er sieht, aber wirklich verarbeiten kann er es nicht. Die meisten ducken sich so gut sie können hinter die Möbel des Raumes, linsen aber darum, um den Kampf auch ja nicht zu verpassen. Der Kampf in der Mitte des Raumes findet zwischen Theo und Graham statt und Jay fühlt, wie seine Augenbraue zuckt.
„Was zur Hölle soll das hier werden? Ihr benehmt euch schlimmer als die kleinsten Löwen, die sich draußen im Schlamm balgen. Wie Schlammblüter," Er ballt eine Faust und beißt die Zähne zusammen, als er das Wort ausspuckt. „die nicht wissen, wer sie sind oder wie man sich verhalten muss. Absolut unter eurer Würde. Und doch finde ich euch hier so. Was soll das?!"
Seine Stimme lässt die Schüler allesamt erstarren. Am liebsten würde Jay lachen, als er mitbekommt, wie sie alle synchron die Köpfe zu ihm drehen, aber er findet es so traurig, dass er nicht weiß, ob weinen nicht vielleicht die richtige Reaktion wäre. Graham scheint in sich zusammen zu sinken, als Jay seinen Blick auf ihn fokussiert. Theo dagegen baut sich nur noch größer auf.
„Ich lasse mich von denen nicht mehr so behandeln! Von deinen neuen Freunden. Ich bin ein Reinblut und lasse mir das definitiv nicht mehr gefallen. Sollten sie es noch einmal versuchen, dann werden wir einen Kampf haben, den niemand haben will. Ich lasse mich nicht mehr bespucken." zischt Theo.
Jay hebt eine Hand und reibt sich die Stirn. „Ihr wollt mir erklären, dass ihr euch so verhaltet... so absolut nicht eurem Stand entsprechend, weil... du" Er zeigt auf Graham. „ein anderes Reinblut nicht behandelt, wie es sich gehört? Du willst mir weiß machen, dass du irgendeinen Grund dafür hast, dass du Theo so behandelst? Also, erkläre es mir." Sein Blick fixiert Graham.
„Ähm... ja, also... weil... weil er kein richtiges Reinblut ist!" Jay zieht eine Augenbraue hoch und bedeutet Graham weiterzusprechen. „Victoria hat herausgefunden, dass seine Urgroßmutter ein Halbblut war." spuckt der Jüngere schon beinahe aus.
„Wenn ich mich nicht irre, dann hat dein Onkel einen Muggel geheiratet. Und dein Großvater war ebenfalls nicht vollblütig." kommt es von Dana, die sich zwischen den Leuten hindurchschiebt, sich vor Graham aufbaut und die Arme verschränkt. „Und welche seine Urgroßmütter sollte das denn gewesen sein? Die eingeheiratete Black? Oder die Prewitt? Ich meine, du wirst es ja den Morgans nicht vorwerfen, dass ihre Tochter ein Muggel war."
„Dann hast du aber noch immer eine, die nicht erwähnt wird. Und warum sollte dies so sein? Kann ja nur sein, weil es ein Muggel war." kommt es gehässig von Victoria, die auf einem der Sofas sitzt und die Situation einfach nur ruhig beobachtet. Aber Jay fühlt den eisigen Blick auf sich selbst.
„Also ob. Sie starb bei der Geburt und war nicht mit dem Vater verheiratet. Ihr Name war nicht wichtig, weil sie keinen Rang hatte. Aber sie hat die magische Schule besuchen, daher ja... auch meine letzte Urgroßmutter hatte Magie. Ganz im Gegensatz zu deiner Familie. Kehr vor deiner Haustür und lass meine in Ruhe." Theo bohrt Graham den Zeigefinger in die Brust.
„Ich habe damit nichts zu tun. Dass war alles Victoria." Graham zeigt auf die Blonde.
„Was soll ich gemacht haben? Ich habe dir nur erzählt, dass ich glaube, dass Theos Urgroßmutter ein Muggel war. Dein Verhalten ist allein deine Verantwortung." Sie schlägt die Beine elegant übereinander.
Jay verdreht die Augen, dreht sich um und verlässt den Gemeinschaftsraum direkt wieder. Das sollen die allein auskabbeln. „Wie die Kleinkinder. Was für eine dämliche Geschichte."
„Victoria versucht Leute zu manipulieren."
Jay macht einen Hüpfer zur Seite und langt sich an die Brust, als direkt neben ihm die Stimme ertönt. „Himmel noch eins, Nevio."
„Sorry, sorry." Nevio lacht. „Aber da drinnen will ich nun wirklich nicht sein. Das wird jetzt noch wirklich unschön werden. Aber das weißt du ja. Immerhin bist du auch abgehauen. Wo gehst du hin? Kann ich mit?"
Jay nickt und wendet sich dem Gang zu. Nevio lacht und folgt ihm. Vor einem steinernen Bogen bleibt Jay stehen und konzentriert sich auf die kunstvolle Steinmetzarbeit. Die Schlangenaugen scheinen im Dämmerlicht zu funkeln wie lebendige und Jay zischt ihnen zu. „Öffnet." Die Fläche hinter dem Bogen schiebt sich zur Seite und gibt eine Treppe frei.
Nevio steckt den Kopf in den Raum. „Wohin führt das? Wohin geht das? Ist das da, wo du dich immer versteckst, wenn du von niemandem gefunden wirst? Das sieht so aus, als würde uns hier niemand finden. Außer vielleicht Jill, aber die ist ja nicht mehr da. Warte mal... Du nimmst mich mit in die Kammer von Slytherin?!"
„Ja. Zumindest wenn du jetzt kommst." Jay muss schmunzeln, als Nevio begeistert vor ihm zu der Treppe hüpft. Kopfschüttelnd folgt er ihm und hinter ihm schließt sich der Durchgang wieder.
DU LIEST GERADE
Dunkelheit im Haus der Schlangen
FanfictionJay Malfoy kehrt zu seinem sechsten Jahr nach Hogwarts zurück, doch nichts ist mehr wie es zuvor war. Voldemort ist zurück und die Gefahr scheint in der Luft zu liegen und alles langsam zu erdrücken. Die Vorgänge des letzten Jahres haben Spuren hint...