Und wenn die Stille so laut ist, dass sie dich anbrüllt.
Wenn du so leer bist, dass es dich innerlich zerreißt.
Alles so kalt ist, dass jede Zelle deines Körpers schmerzt.
Und du dich in der Dunkelheit selbst nicht mehr erkennen kannst.
Dann trägst du längst schon ihren Namen.
Kein Ton, keine Stimme, keine Musik kann dir mehr helfen das zu vergessen, was sie dir Tag für Tag zuflüstert.
Es gibt nichts und niemand das dich noch erfüllen und ausfüllen kann, um diese gähnende Leere in deinem Inneren zu vertreiben.
Keinem Sonnenstrahl und keinem Funken Wärme ist es mehr möglich, die zarte Frostschicht zu durchbrechen, die deine tote Haut bedeckt.
Und es gelingt niemandem, dich wirklich noch zu sehen. In all dieser Dunkelheit, die dich umgibt.
Du bist längst gefangen.
In deinen stillsten Momenten ruft sie nach dir, schreit deinen Namen, brüllt dich an.
In deinem Herzen nistet sie sich ein, breitet sich in deinem Brustkorb aus, kriecht durch deine Blutbahnen, füllt jeden Teil deines Körpers aus.
In deiner Seele lässt sie es schneien. Keine zarten, kleinen Schneeflocken. Sondern schwere, gefrorene Tropfen, die deinen Atem gefrieren lassen, bevor er überhaupt deine Lunge verlassen hat.
In jedem Zentimeter deines Körpers lässt sie diesen Sturm wüten. Hüllt alles ein. Verdrängt jede Chance auf Licht.
Du hältst längst schon ihre Hand.
Und dann, wenn du ihre knochige Hand in deiner spürst, und sie nach ihrem Namen frägst, da beugt sie sich zu deinem Ohr.
Ihr Atem kitzelt deine Haut. Ihr Geruch steigt in deine Nase. Alles scheint so vertraut.
Sie klingt wie eine alte Freundin.
Von dem Klang ihrer Stimme bekommst du Gänsehaut.
Sie verspricht dir, deine Hand nie mehr wieder loszulassen. Immer bei dir zu sein. Sie sagt, sie versteht dich, du kannst ihr vertrauen.
Und du sehnst dich danach. Nach ihr. Nach Geborgenheit, nach Verständnis und danach endlich anzukommen.
Du willst ihre Freundin sein. Und da fragst du sie nochmal.
Sie lacht leise. Ihre Lippen berühren fast schon dein Ohr.
Du schauderst. Und noch bevor sie es ausspricht.
Weißt du ihren Namen.
Er lautet
Depression.
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Gedankenmut
PoetryIn der Welt, in der wir leben, gehen Gedanken verloren. Sie gehen verloren, weil wir sie nicht denken wollen. Manche Gedanken sind unartig, manche sind verboten, manche unerwünscht. Wir wollen sie nicht denken. Dürfen nicht. Haben keine Zeit dafür...