Fragenüberschuss

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Wohin geht man, wenn man sich selbst verliert?

Wo geht mein ich hin? Und wer geht, wer bleibt dabei?

Verblasst nur ein Teil und bleibt dabei in dir drin, oder verschwindet es?

Ich stelle mir vor es sind Sterne. Ganz viele kleine, leuchtende Sterne. In mir drin.

Manchmal verblasst ein Stern, ganz langsam. Er wird dunkler und dunkler, bis man ihn schließlich nicht mehr sieht. Stirbt ab. Verschwindet.

Manchmal stürzt ein Stern. Kann sich nicht mehr halten, dort wo er gerade ist. Will dort nicht mehr sein. Fällt. Mit hoher Geschwindigkeit, fällt er hinab. Brennt dabei lichterloh und kommt schließlich mit einem lauten Knall auf. Reißt alles um sich um mit. Bereitet mir Bauchschmerzen. Er brennt noch eine Weile nach, bevor auch sein Licht erlischt. Er zu Staub zerfällt und nur diese große Kule übrig lässt.

Manche Sterne brennen ewig. Voller Hoffnung und Lebensfreude. Leuchten so hell sie können. Funkeln. Und begleiten dich dein ganzes Leben. Auch in den dunklen Zeiten.

Manche Sterne werden im Laufe deines Lebens neu geboren. Sie leuchten erst ganz zaghaft, schüchtern. Dann immer stärker. Mit so viel Energie, dass sie die anderen Sterne fast übertrumpfen.

So ist der Ablauf in dir drin. Manches stirbt, manches bleibt, manches wird neu geboren. Der Kreislauf des Lebens.

Aber was passiert nun, wenn alles so schnell geht, dass du dich darin verlierst? Zu vieles stirbt. Verlässt dich. Lässt dich zurück mit diesem leeren, unguten Gefühl.

Die Wahrheit ist. Nichts.

Es passiert nichts. Du wirst nicht fallen, du wirst nicht sterben, nicht verschwinden und auch nicht verblassen.

Die Erde dreht sich unaufhörlich weiter. Ihr ist egal, ob Sterne fallen oder neu geboren worden. Sie schließt auch keine Freundschaften mit denen, die scheinbar ewig bleiben. Alles ist vergänglich. So wird auch der letzte, noch so kräftig leuchtende und noch so schillernde Stern einmal verblassen.

Die Zeit steht nicht still. Niemals. Der Zeiger tickt, die Welt dreht sich, neues Leben wird geboren, altes Leben verabschiedet sich.

Und du, du verlierst dich. In der rennenden Zeit.

Vielleicht ist das normal. Leben. Die ständige Suche nach sich selbst. Nach einem Sinn. Dem Sinn.

Aber wann zeigt er sich? Und bemerkt man ihn dann? Schreit er dich an? Oder haucht er dir nur leise ins Ohr?

Vielleicht musst du nur gut genug hinhören. Vielleicht ist er immer da. Unser ganzes Leben lang. Von Anfang an.

Vielleicht haben wir ihn bis jetzt nur überhört. In der viel zu lauten Masse.

Vielleicht musst du auch gar nicht mehr hinhören, sondern weißt ihn bereits. Er geht nur unter, in der Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft. Oder du überhörst ihn absichtlich. Denn es wäre zu einfach.

Es gibt uns eine Aufgabe. Treibt uns an. Die Suche nach dem Sinn des Lebens.

Wer hat überhaupt behauptet, dass es ihn gibt? Was wenn er genau so wenig existiert, wie Peter Pan oder Lilly Fee.

„Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage."

Doch eine Antwort auf dieses poetische Zitat gab es nie. Antworten auf Poesie wird es nie geben. Sie regt höchstens zum Denken an. Und wirft noch mehr Fragen auf.

Poesie ist für Denker. Aus Poesie wird man nicht schlau.

Willst du schlau werden, dann ließ ein wissenschaftliches Buch, lern den Duden auswendig, geh zur Schule.

Dort gibt es so viele Antworten. Nur auf die falschen Fragen.

Das was wir wirklich wissen wollen, kann uns nicht beantwortet werden.

Also sollten wir aufhören uns die Köpfe darüber zu zerbrechen.

Denn mit gebrochenen Köpfen, lässt es sich gar nicht mehr denken. 

GedankenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt