im Falle des Falls

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I fell so hard for you

I never touched the ground since then.

I'm still falling and falling and falling and

By now I can't even remember how the ground underneath my feet felt like.

Ich falle und falle und falle und

Anstatt Angst vor dem Aufprall zu haben, fürchte ich mich davor, dass da keiner ist.

Niemals einer sein wird.

Ich falle nun schon so lange, dass ich vergessen habe, wie es ist, es nicht zu tun.

Am Anfang genoss ich noch den aufregenden Nervenkitzel.

Wie den Adrenalinkick ganz oben auf einer Achterbahn kurz bevor es wieder bergab geht.

Wenn sich dein Magen ganz plötzlich so flau anfühlt und dir dein Herz in den Hals rutscht.

Am Anfang konnte ich nicht genug davon bekommen.

Nicht genug von dir.

Die Aussicht dort oben war atemberaubend.

Du hast mir den Atem geraubt.

Ich war so süchtig nach dem Adrenalin.

Dem Rauschen in meinen Ohren, das mich jede Warnung überhören lies.

Dem dröhnenden Herzschlag in jeder Zelle meines Körpers, der mich so lebendig wie nie zuvor machte.

So süchtig nach dir.

Am Anfang war ich mir noch sicher, du würdest mich am Ende des Falls mit ausgebreiteten Armen auffangen.

Aber aus Sicherheit wurde Hoffnung.

Und manchmal fühlt sich hoffen an, als würdest du als letzter Überlebender darauf warten, endlich wieder im Arm gehalten zu werden.

Sie tötet dich langsam aber sicher von innen nach außen.

Somit wurde der aufregende Nervenkitzel mit jedem weiteren Meter, den ich ins endlose Nichts fiel, durch schrille Panik ersetzt.

Panik vor dem Aufprall.

Panik davor nicht aufzuprallen.

Panik vor dem unendlichen Fall.

Panik vor der Panik.

Panik davor zu Hoffen.

Panik davor die Hoffnung aufzugeben.

Panik vor dem, was nach der Hoffnung kommt.

Denn so langsam löst auch sie sich in kleinen Stücken von meiner Haut und verliert sich ins endlose Nichts über meinem Kopf.

So wie alles andere auch.

Und alles was bleibt ist gähnend leere Gleichgültigkeit.

Weil nichts, was jetzt noch kommt, kann schlimmer sein, als das Gefühl, als deine Hand die meine losließ, als ich noch über dem Abgrund baumelte.

Ich würde dich gerne fragen, wieso du losgelassen hast.

Und ob es dir leichtfiel.

Ich würde dich gerne fragen, wie sich dein Aufprall angefühlt hat, doch das würde mich noch weiter weg von dir und ein Stück näher zu meinem eigenen Ende des endlosen Falls bringen.

Und für beides fehlt mir der Mut.

Also falle ich weiter.

Jetzt möchte ich mein Herz, das mir immer noch im Hals steckt, am liebsten auskotzen.

Weil es ohnehin sinnlos ist, wenn es vergessen hat, wo sein rechtmäßiger Platz ist.

Und weil auch ich mit ihm vergesse, wo meiner ist.

Und weil es mich erstickt.

Hätte ich damals geahnt, dass du mir den Atem, den du mir geraubt hast, nie wieder zurückgibst, hätte ich mich vielleicht dagegen entschieden, als ich mich noch entscheiden konnte.

Vielleicht aber auch nicht.

Doch nun ist es ohnehin zu spät und ich falle zu schnell und schon zu lange, um mir Gedanken über ein „falls" zu machen.

Ein „im Falle des Falls" gab es bei mir nie.

Ich lief mit geraden Schritten auf den Abgrund zu und du hast mir dabei zugesehen.

Und hättest du meinen Verstand nicht so benebelt, dann hätte mir vielleicht mein logisches Denkvermögen und der angeborene Überlebensinstinkt davon abgeraten den letzten Schritt zu tun.

Vielleicht aber auch nicht.

Vielleicht wollte ich schon immer für dich fallen.

Vielleicht dachte ich, wir fallen gemeinsam.

Vielleicht Hand in Hand.

Und zwischen all diesen schmerzhaften Vielleichts, fiel mir das Fallen so leicht.


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