Ich habe nicht einmal mehr die Mousse, um zu schreiben.
Ich will. Ja wirklich.
Aber es geht nicht.
Ich will so vieles.
Aber ich kann nicht.
„Du bist dein eigens Glückes Schmied."
„Nimm dein Leben selbst in die Hand."
Aber wie?
Ich bin so leer. So ausgelaugt. So tot.
„Lebst du schon oder atmest du nur?"
Ich atme. Und selbst das würde ich manchmal einfach gerne sein lassen.
Es ist, als hätte man mich platt gewälzt. Ausgerollt und alles herausgedrückt, das dort in mir drin war. So als ob man einen Teig mit einem Nudelholz bearbeitet.
Kaputtgemacht. Wie die ganzen kleinen Blasen einer Polsterfolie, die man als Kind so gerne zerquetscht hat.
Ich bin einfach saft- und kraftlos.
Wie ein Auto, das mit einem Gluckern ausgeht und die letzten Meter am Straßenrand entlang rollt, bis es ganz stehen bleibt, weil ihm das Benzin ausgeht.
In die Erde gedrückt, wie die Samen einer Blume. Und ich warte vergebens darauf, dass sich meine starken Wurzeln durch die Erde drücken. Mir die Kraft geben, an die Oberfläche zu gelangen. Zu Atmen. Zu Blühen.
Aber ich bin zu schwach. Ich bin erstickt.
Und alle, die so langersehnt auf meine wunderschöne Blüte gewartet haben, sind enttäuscht.
Ja.
Ich würde gerne davon erzählen, wie schön der warme Sommerwind durch meine Haare streicht.
Wie ich fröhlich mit den Vögeln um die Wette singe.
Ich will, dass mein Bauch wieder weh tut von dem ganzen Lachen mit Dir.
Dass meine Augen weinen vor Freude.
Ich will zu meiner Musik tanzen, so als ob wir die einzigen Menschen auf diesem traurigen Planeten wären. So lang bis wir uns völlig fertig, verschwitzt und aus der Puste in das warme Gras legen müssen und mit einem Lächeln um die Lippen in den Himmel starren.
Ich will mit Dir über unseren Sinn des Lebens philosophieren. Auch wenn es immer die gleichen Gedanken sind, die uns nicht aus dem Kopf gehen.
Ich will wieder glücklich sein.
Wieso kann ich es nicht?
Ich hätte gerne ein Heilmittel gegen meine unglückliche, zerfressene Seele.
Eine Pille, die mir wieder Leben einhaucht.
Die es schafft, meine Blüte durch die feuchte Erde immer gen Himmel wachsen zu lassen.
Doch die Wahrheit ist, ich könnte jede Pille der Welt schlucken, aber ändern würde es rein gar nicht an meiner Situation.
Ich habe keine Kraft mehr.
Ich lebe nicht mehr, ich atme nur noch.
Und wäre das Atmen kein automatischer Mechanismus, um zu überleben, würde ich vermutlich selbst das nicht mehr schaffen.
Ich weiß, Papa. So habt ihr mich nicht erzogen. Es ist nicht eure Schuld und es tut mir leid, dass ich so schwach bin.
Ich will, dass man wieder stolz auf mich ist.
Dass ich wieder stolz auf mich bin.
"Man lebt nur einmal" ,richtig?
So sollte mein Leben nicht sein.
Bitte schenk mir meine Kraft zurück.
Meine Freude und meine Stärke.
Ich will nicht mehr einfach nur atmen.
Ich möchte leben.
DU LIEST GERADE
Gedankenmut
PoetryIn der Welt, in der wir leben, gehen Gedanken verloren. Sie gehen verloren, weil wir sie nicht denken wollen. Manche Gedanken sind unartig, manche sind verboten, manche unerwünscht. Wir wollen sie nicht denken. Dürfen nicht. Haben keine Zeit dafür...