sixteen

1.2K 76 21
                                    

Augenblicklich stieg in mir eine unerklärliche Hitze auf. Meine Taille wurde von einer starken und großen Männerhand festgehalten. Dieses Mal löste er etwas anderes in meinem Körper aus, denn mein Herz schlug mir bis zum Hals. Vernünftig Luft schnappen konnte ich auch nicht. Das Kribbeln zwischen meinen Oberschenkeln konnte ich mir leider auch nicht erklären. Es war so dermaßen kompliziert, dass mein Kopf mittlerweile anfing zu pochen.

Er lief mit mir durch die Menschenmenge, fragte mich immer wieder, ob ich etwas von einem Stand zu Essen haben möchte. Doch eigentlich wollte ich gerade nur meine Ruhe, um meine innere Aufruhr zu beruhigen. Und Roman half mir leider dabei überhaupt nicht. Die ständigen Blicke über meinen Körper, das Zucken seiner Mundwinkel und das Schauspiel seines Kehlkopfes. Er machte mich wortwörtlich verrückt. Vermutlich wusste er gar nicht, was er gerade mit einer durchschnittlichen Schülerin tat.

Und vermutlich wusste er auch nicht, wie sehr er mich durcheinander brachte. Auch die Situation an der Couch.

Als er mir einen Stab mit Zuckerwatte anbot, bejahte ich allerdings sofort. Während er nettererweise für mich einen besorgte, ließ ich mich auf eine schneegefüllte Bank nieder. Trotz der Kälte die ich nun erspürte, blieb ich seufzend sitzen und nahm tief Luft. Meine Hose durchnässte. Roman würde bestimmt mit mir schimpfen, warum ich mich auch auf Schnee setze. Aber er wusste doch auch überhaupt nicht, wie und was er tat.

Ständig zitterte ich oder mein ganzer Körper war mit Gänsehaut umhüllt, seinetwegen!

Ganz sicher war ich verrückt, denn ich dachte wirklich an Liebe. Habe ich mich in Roman verschossen? Habe ich mich etwa wirklich in dieser kurzen Zeit in diesen äußerst mysteriösen Mann verliebt? Hat er mir wirklich so sehr den Kopf verdreht, dass mein kleines Herz bereits in seinen Händen lag? Vermutlich ja. Ständig kreiste er in meinen Gedanken, Bilder von ihm erschienen mir vor den Augen.

Tränen schossen mir in die Augen. Ich war bisher noch nie richtig verliebt in meinem Leben. Kleine Schwärmerein für die bösen Jungs in der Schule, aber nie Erwähnenswert. Meine Mitschülerinnen hatten bereits alle einen Freund aus der Schule, während ich immer alleine blieb und um Zweisamkeit bettelte. Es war schön jemanden zu haben, mit dem man alles teilen konnte. Den man bedingungslos lieben konnte.

Und nun hatte ich mich wahrscheinlich in einen äußerst reifen und älteren Mann verliebt. Ohne viel von ihm zu kennen oder gar richtig kennengelernt zu haben, schlug mein Herz schon für ihn. Vielleicht wurde ich auch einfach verzaubert? Meine Dummheit war leider nicht mehr zu topen.

Bestimmt übertrieb ich auch bloß und bildete mir da etwas ein, oder-

»Tracy, richtig?« Hektisch aufblickend erkannte ich den Mann, der mir letztens noch die gebrannten Mandeln verkauft hatte. Der, der mir ein Kompliment gemacht hatte. Irritiert darüber, dass er meinen Namen wusste, stand ich auf und lächelte ihm unsicher entgegen. Diesmal trug er keine Arbeitskleidung, vermutlich war er bereits fertig für heute und war auf dem Weg Nachhause. Mit einem schnellen Blick stellte ich auch fest, dass der Stand mit den gebrannten Mandeln geschlossen war.

»Ich habe noch eine kleine Tüte gebrannte Mandeln für dich.« Blitzschnell reichte er sie mir, warf mir noch ein sanftes Lächeln zu, bevor er seinem Weg weiter nachging und sich nicht nochmal umdrehte. Verwundert schaute ich auf die kleine Tüte und konnte das Lächeln auf meinen Lippen nicht verhindern. Das es Menschen gab die Fremden Freude bereiten wollten, waren wirklich herzensgute Menschen.

Breit grinsend öffnete ich die gut verpackte Tüte und wollte mir gerade eins der Mandeln auf meine Zunge plazieren, als mit einer außerordentlichen Wucht die Tüte aus meiner Hand geschlagen wurde und somit auch die Mandel in meiner Hand. Erschrocken zuckte ich gewaltig zusammen, wand den Blick zu der Tüte um. Die Mandeln lagen auf dem Boden, versanken in den Schnee.

»Wie kannst du von einem Fremden irgendeine Tüte annehmen?« Mit seinen kalten Händen umfasste er meinen Kinn, zog ihn hoch und drückte meinen Körper somit an die Lehne der Bank. Völlig verwirrt über seinen Aufstand antwortete ich nicht und blickte ihm bloß verständnislos in die Augen. Warum war er plötzlich so wütend? Mit verengten Augenbrauen versuchte ich seine Hand von meinem Kinn zu schieben, denn anscheinend war er seiner Kraft überhaupt nicht bewusst. Sein Druck tat weh.

Auch ich wurde langsam aufbrausend. Woher nahm Roman sich das Recht, mein Geschenk davonzuwerfen und mich anzumeckern? Er hatte überhaupt kein Vertrauen in den Menschen.

»Polizei! Alles in Ordnung mit Ihnen, Miss?« Roman stöhnte genervt auf und biss sich hart in die Zähne. Er zwang mich nicht irgendeine Antwort zu mir zu geben, nein. Er schloss seine Augen und lehnte seine rechte Hand an die Lehne der Bank, neben meiner Schulter. Seine linke Hand verschwand augenblicklich von meinen Kinn. Roman wollte ganz sicher nicht vor der Polizei einen Aufstand machen.

Langsam löste ich meinen Blick von Roman und sah zu den den Polizisten. Die Frau beugte sich zu uns und blickte mich besorgt an. Der Mann hielt starr den Blick auf Roman, als wüsste er, dass gleich etwas passieren könnte.

»Alles gut...« Ich bestätigte meine Aussage wiedereinmal mit einem Nicken. Der Polizist schaute nun mich an und zog eine Augenbraue hoch. Auch die Polizistin schien skeptisch, denn sie schaute ihre Kollegen vielsagend an. Hatten und Roman und ich etwa ein derartiges Bild abgegeben, dass sie nun dachten, hier würde etwas passieren? Es war doch alles in Ordnung. Warum glaubten sie mir nicht und hackten nach? Es ist ihr Job, den sie tagtäglich nachgingen.

»Ist ganz sicher all-«

»Sie haben meine Freundin doch bestens verstanden.« Roman stellte sich aufrichtig hin und blickte die Polizisten an. Weder wütend, weder angriffslustig. Monoton. Seine Fassade konnte wirklich niemand brechen und niemand konnte wissen, was hinter dieser überhaupt steckte. Kaum merklich vernahm ich, wie die Polizistin gerade zum Sprechen ansetzen wollte, doch ihr Kollege hielt sie abprubt auf. Seine Mimik änderte sich schlagartig. Er schien etwas zu verstehen, was mich verwirrte.

»Ich und meine Kollegin endschuldigen uns aufrichtig.« Der Polizist nickte uns beiden noch freundlicherweise zu und zog dann seine Kollegin mit, die absolut nichts verstand und protestierte. Aber mir ging es nicht anderes. Warum und was gerade passiert? Wieso hatte sich der Polizist bei Roman endschuldigt?

Wachsam hielt ich meinen Blick auf den hochgewachsenen Mann vor mir und erstarrte zu Eis, als sich dieser wieder langsam zu mir drehte. Anscheinend hatte er sich beruhigt, denn kein Anzeichen von Wut lag in seinem Gesicht. Er war undurchschaubar. Man konnte überhaupt nicht wissen, was in seinem Kopf vorging. Und man konnte nicht wissen, was seine nächste Tat war.

»Du nimmst nie wieder von irgendwelchen Menschen etwas an, die du aus deiner Naivität freundlich findest, hast du mich verstanden, Tracy?« Schnaubend stand ich auf und war kurz überrascht, dass ich ihm nun so nahe stand. Er müsste einen Schritt vorangehen, um mit seinem Oberkörper bereits meinen zu berühren. Sein Ton den ich nun erhöhte und die Härte seiner Worte, die ich nun realisierte, ließ mich wieder auf meine Tat zurück. Er sollte sich unbedingt meine Meinung anhören und sie auch akzeptieren. Ich wollte mir nichts mehr sagen lassen.

Mit erhobenen Zeigefinger blickte ich einmal hinter mir und trat einen minimalen Schritt nachhinten, um ihn nicht allzu nahe bei mir zu haben. Mein Inneres kämpfte förmlich, um sich vernünftig und seriös vorzustellen. Wenn er wüsste, dass ich auch anders konnte und nicht alles so hinnahm wie es war, dann würde er seine Augen weit aufreißen. Oder es wäre nur eine Vorstellung.

»Wo liegt das Problem denn bitte? Der junge Mann hat mir doch bloß eine Tüte gebrannte Mandeln geschenkt, die er von seinem eigenem Markt noch übrig hatte!« Vor lauter Wut baute ich mich vor Roman auf, um mich nur für wenige Sekunden ebenso so stark und mächtig zu fühlen. Doch diese Sekunden vergingen ziemlich schnell, denn der Mann vor mir schritt den Schritt näher zu mir und berührte beinahe meinen Nasenhügel. Hastig sackte ich ein und legte den Kopf in den Nacken.

Wenn er mir so nah war und mich mit solch einem Blick anschaute, traute auch ich mich nicht etwas zu sagen oder mich gar zu bewegen. Ich hatte nun endlich verstanden, warum die Menschen um ihn herum so einen großen Bogen machten. Ich verstand es und spürte auch den Schweißfilm an meiner Stirn.

»So redest du nicht mit mir, Tracy.«

★★★

Dam Dam Dam! Hier endet wieder ein weiteres Kapitel (; Wie hat es euch gefallen? ❤️🦋

Inviolable touchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt