seventeen

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Er hatte es mir versprochen. Aber er hielt sich nicht an diese, denn wieder mahlte er vor Wut und zog mich durch den Weihnachtsmarkt. Diesen Abend war es minimaler befüllt, jeder selbst saß Zuhause und breitete sich für Weihnachten zusammen. Wäre Roman nun nicht bei mir, hätte ich diese Tage nun als Umschweife bei Adalynn verbracht. Mit meinem Bruder und meiner Schwägerin wollte ich auf keinen Fall Weihnachten feiern.

Wie ein beleidigtes kleines Mädchen ließ ich mich von ihm ziehen. Und immer wieder zappelte ich dabei herum, da mir sein Verhalten überhaupt nicht gefiel. Woher nahm Roman sich das Recht, die Freundlichkeit eines Menschen derartig wegzuwerfen und mich indessen schuldig zu machen? Er nahm immer beliebig ein Herz, um dieses mit einer Nadel zu zerstechen. Dabei scheute er sich auch nicht, jeglicher Verlust interessierte ihn nicht das geringste.

»Dein Griff tut weh...« Jammerte ich los und belächelte die übrigen Menschen an, die uns aufgefallen waren und nun besorgt in meine Richtung schielten. Wohl möglich präsentierten wir ihnen ein falsches Bild und sie schienen zu überlegen, ob sie Hilfe rufen sollte. Roman selbst interessierte es natürlich nicht, denn dieser blendete mich vollkommen aus und sein einziges Ziel war inzwischen mich aus dem Weihnachtsmarkt zubringen.

Schmollend zog ich mit aller Kraft an seinem Arm, doch Roman ließ sich davon nicht beirren. Dieser verstärkte nämlich bloß sein Griff und atmete schwer aus. Ein eindeutiges Signal dafür, dass ich ihn nicht weiter reizen sollte. Aber meine Dummheit in mir hatte immer Vorrang und kämpfte sich voran. Ich wollte und würde meinen Willen durchsetzen.

Gerade wollte ich ihm eine ernste Standpauke machen, doch da hatte er mich schon herumgewirbelt und gegen sein mattschwarzen Mercedes gedrückt. Automatisch presste ich meine Hände an seine muskulöse Brust, um einen gesunden Abstand zu bewahren. Wenn er mir so nah war, schlug mir mein Herz immer bis in die Ohren. Ich konnte mich bei ihm kaum konzentrieren. Sein Aftershave benebelte und ließ mich an einiges anderes denken.

»Tracy du...« Abrupt verstummte er. Er wollte nichts an mir auslassen, vielleicht erinnerte er sich an sein Versprechen? Schluckend schaute ich nach rechts, schaute mich nach einem bestmöglichen Fluchtversuch um. Doch schlagartig hatte Roman seine linke Hand neben meinem Kopf geknallt, sodass ich erschrocken meinen Blick wieder zu seinen Augen wand. Ich wollte ihm entgegenschreien, ihm Dinge vorwerfen, die überhaupt nicht stimmten. Einfach um Wort einzulegen. Aber er schüchterte mich viel zu sehr ein. Er legte meinen Körper still.

Mit Ruck zog er mich voran, sodass ich mit meinem Gesicht an seine Brust knallte. Zitternd atmete ich aus und wollte mich lösen, doch da öffnete er schon die Beifahrertür und nickte zu dieser.

»Einsteigen.« Verneinen war eine falsche Option, dass bemerkte ich auch bereits im Vorfeld. Mit einem etwas säuerlichen Ausdruck stieg ich widerwillig in sein luxuriöses Auto ein und verschränkte bockig die Arme, als er hinter mir die Tür mit einem Knall zuschlug. Andauernd hatte er schlechte Laune und musste diese selbstverständlich an mir auslassen. Ich hatte es langsam satt und etwas in mir schrie, ihm genau das zu mitzuteilen. Es sollte mich doch überhaupt nicht interessieren, ob es ihm passte oder nicht. Roman musste rücksichtsvoll sein.

Mit verengten Augen beobachtete ich wie sich Roman etwas abseits hinstellte und eine Packung aus seiner Hosentasche heraus kramte. Es waren Zigaretten. Er legte seinen Kopf einmal nach links und nach rechts, ein fürchterliches Knacken ertönte bis hierhin. Genüsslich legte er sich die scheußliche Zigarette zwischen die Lippen. Mit der einen Hand bedeckte er sie, um sie schnell anzuzünden. Da stand er, rauchte und legte seinen Kopf gestresst in den Nacken. Wieder wog ich ab, ob ich einfach die Flucht ergreifen sollte. 

Der schädliche Qualm der Zigarette stieg hinauf und löste sich unmittelbar auf. Ich sollte ihm unbedingt aufzählen, zu welchen Schäden es kommen kann, wenn man raucht. Als er in meine Richtung schaute, blickte ich ertappt hinunter und knetete meine Hände. Er wusste bestimmt, dass er äußerst attraktiv war und ziemlich hoch angesehen war in der Frauenwelt. Ich war im Gegensatz zu ihm ein kleines Mädchen, das noch in der Pubertät war und leicht um den Finger zu wickeln war. Die bösen Ausreißer in der Schule hatten es zumindest geschafft mein kleines Herz zu erobern, es aber nicht vernünftig zu hüten. 

Die Jungs aus meiner Schule hatten es bloß auf idiotische und schmerzliche Spiele abgesehen. Sie spielten einem unwissenden Mädchen die erste und richtige Liebe vor, um mit ihnen ins Bett zu steigen und es dann überall öffentlich zu machen. 

Ich war schon immer misstrauisch zu den Jungs. Ihnen durfte man nicht vertrauen. Schließlich hatten sie nichts anderes, als Dummheit im Kopf. Mein Bruder hatte mir selbst den Kontakt zu diesen Jungs verboten. Denn wie meine Schwägerin auch erzählt hatte, wurde sie früher kalt belogen und verlassen. Auch sie hatte die besondere Liebe erträumt, ihrerseits. Man wollte bloß ihre Jungfräulichkeit haben. 

Jungs waren jämmerliche Lappen...

Einen kleinen Blick zu Roman traute ich mich nun wieder und diesmal starrte er mich ununterbrochen an. Schluckend wand ich meinen Blick wieder ab und schaute mich lieber im Auto um. Selbstverständlich kontrolliert und genaustens beobachtet, als hinge hier eine Kamera, die mich filmte und darauf wartete, dass ich etwas tat, was verboten war. 

Meine Neugier ignorierte die Konsequenz, die wohl möglich bei meinem nächsten Handeln auftreten konnte. Automatisch glitt meine Hand zu dem Fach, umzuschauen, ob es da etwas Interessantes gab. Leider lag nichts darin, dass mein Interesse weckte. Nur eine volle Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug. Seufzend versuchte ich das Fach wieder zu schließen, doch komischerweise funktionierte es nicht. Panisch versuchte ich mit Gewalt anzugehen, doch da erblickte ich auch schon eine Gestalt in meinem Augenwinkel. 

Wieder hatte er mich auf frischer Tat erwischt.   

Er öffnete die Tür der Fahrerseite und ließ sich entspannt in den Sitz fallen, dabei warf er mir einst seiner bestimmten Blicke zu. Lässig knallte er das Fach zu und startete den Motor, der wie auf Knopfdruck anfing zu heulen. Die Menschen drehten sich zu uns um, warfen wütende Blicke umher und warfen ihre Arme in die Höhe. Das veranlasste Roman dazu, noch einmal stark auf das Gaspedal zu drücken. 

Sein Grinsen zauberte meinem Herz ein schnelleres Klopfen. Seine Hand, die sich auf mein Oberschenkel niederlegte, verursachte einen angenehmen Schauer an meinem Rücken. Er ließ mich stocken, ich hielt augenblicklich die Luft an und traute mich gar nicht in seine Richtung zu blicken. Die Berührungen von ihm machten mich verrückt. Im Mercedes wurde es allmählich wärmer, ich begann zu schwitzen. 

»Warum durfte ich die Mandeln von dem Verkäufer nicht annehmen?« Gespannt schlug ich mein linkes Bein auf das rechte. Sofort glitt seine große Hand weiter hinauf, was mich erschrocken den Mund leicht aufreißen lässt. Die Gefühle die er nun in mir verursachte, waren im Gegensatz zu vorhin überhaupt nichts. Das Kribbeln zwischen meinen Beinen verstärkte sich nur mehr und das Atmen im Auto wurde immer schwerer. Sein Blick der langsam und begierig an mir hinunterfahr, machte die Situation nicht besser. Warum mussten wir ausgerechnet jetzt an einer roten Ampel stehen? 

»Weil dieser Widerling etwas in diese Mandeln untergemischt hatte. Bei der Herstellung von diesem Scheiß hatte er eine weißliche Substanz in die Mandeln gefüllt. Und als sie am Boden lagen, war die Scheiße am Boden vertreut.« Roman griff fester in mein Oberschenkel, ergiff mit seinem Zeigefinger mein Kinn, dass er in seine Richtung schob. Seufzend schaute er abwechselnd zwischen meinen Augen und meinen Lippen. 

»Du darfst nicht jede angebliche Freundlichkeit annehmen und von ihr Glücklich sprechen. Du musst genauer hinschauen, Tracy. Wenn ich herausfinde, dass in den anderen Mandeln auch etwas steckte, dann...-« Roman unterbrach sich selbst, als er merkte, dass ich mich im Auto befand. Vermutlich würden mir seine Worte überhaupt nicht gefallen. Nochmals seufzte er auf, glitt mit seiner Hand gefährlich weiter hinauf. Vermittelte mir somit ein Gefühl, dass ich nicht alleine war, sondern mit ihm. 

Erst jetzt begriff ich, dass ich in wirklicher Gefahr geschwebt hatte. Der Mann, der mein Oberschenkel sanft massierte und seinen Blick keine Sekunde von mir nahm, hatte es nur gut mit mir gemeint. Hätte er nicht gesehen, dass die Mandeln verdorben wurden, hätte ich diese vermutlich mit guten Gewissens gegessen. Warum hatte der Mann genau mir diese Mandeln gegeben? Und von welcher Substanz hatte er gesprochen?

»Vermutlich ein Stoff zur leichten Betäubung. Tracy, ich muss echt auf dich aufpassen!«

★★★

🍭🐷❤️

Inviolable touchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt