Geschockt starrte ich mit aufgerissenen Augen den älteren Mann an, der mich ebenso hypnotisierend anschaute. Mein Cappuccino den ich vor wenigen Sekunden noch in der Hand gehalten hatte, war auf seinem teurem Jackett verklebt. Panisch ließ ich den Becher mit der heißgeliebten Flüssigkeit fallen, sodass einige Spritzer auf meine nackten Beine klatschten und ich zusammen zuckte. Langsam, wie als würde eine Uhr ticken, floß mein Morgengetränk an seinem weißen Hemd hinunter, dass sich direkt in die Farbe verfärbte.
Hinter uns zog eine Brünette scharf die Luft ein, als würde allmählich etwas passieren, was völlig schockierend und gefährlich für uns alle war. Ich war ausversehen gegen den Mann gelaufen, als ich auf mein blödes Smartphone geschaut hatte. Nun dampften die Konsequenzen. Mit zitternden Händen griff ich in meine Hosentasche, um eine Packung Taschentücher hervorzuholen.
»Es tut mir unfassbar leid.« Hastig versuchte ich mit dem Taschentuch den Cappuccino in den dünnen Stoff zu tränken und den Schaden nicht allzu groß zu machen, doch als säße der Pech auf meiner Schulter, verschlimmerte ich bloß alles und verschmierte vollkommen sein weißes Hemd. Erschrocken ließ ich nun auch das Taschentuch fallen. Bestimmt kostete sein Jackett und sein Hemd ein Vermögen - Ich war geliefert.
Schweigsam betrachtete der großgewachsene Mann mich an. Die Flecken an seinem Hemd interessieren ihn kaum, stattdessen blickte er viel lieber auf meine Beine und fragte, ob ich mir weh getan hatte. Sprachlos ließ ich den Schauer über meinem Rücken ergehen. Seine Stimme war so unfassbar tief und männlich, dass es mir eine Gänsehaut entlockte. Vermutlich hielt er mich für verrückt, da ich ihn bloß anstarrte und nicht fähig war antzuworten.
Seufzend schaute er wieder hoch in meine Augen, bevor er sein Portmonnaie zückte und mir einige Dollar in die Hand drückte.
»Ersetze deinen Cappuccino, kleine.« Mit diesen Worten drehte er sich augenblicklich zu der Menschenmenge um und als hätte er einen unsichtbaren Schalter umgelegt, begangen sich die Passanten aufzulösen. Sie liefen wieder los, um an ihre Ziele zu gelangen. Wir waren nicht mehr das Theaterstück, dass die Aufmerksamkeit so gigantisch anzog. Nun stand ich planlos ihm gegenüber, den Blick starr auf seine Brust gezielt. Seine Augen waren so dunkel wie die Nacht. Es erschien mir unheimlich und plötzlich fühlte ich mich wie ein offenes Buch, als könnte er in mich hineinschauen und die Informationen aus mir heraussaugen.
Seine warme Hand umschlung meinen Oberarm, zog mich zur Seite, sodass nicht ständig die Passanten gegen uns krachten.
»Du solltest viel lieber nach vorne gucken, anstatt auf dein Smartphone zu schauen.« Der wunderschöne Mann blickte abschätzig auf mein Smartphone, dass ich fest in meiner linken Hand geballt hielt. Nun klang er säuerlich, vermutlich fiel ihm auf, wie hoch der Schaden eigentlich war und dass ich dafür aufkommen musste. Ich hätte die nächstbeste Gelegenheit suchen sollen, um schleunigst zu verschwinden, doch nun saß ich in der Klemme.
Hätte ich heute doch bloß auf Magdalena gehört, als sie mir sagte, ich solle heute Zuhause bleiben. Wäre ich bloß nicht so trotzig und dämlich, hätte ich nun nicht dieses Problem.
»Es ist auch respektlos mir nicht in die Augen zu schauen, wenn ich mit dir rede.« Beschämend schoss mein hochroter Kopf hinauf in die Höhe, um in die beängstigenden
Augen des Mannes zu schauen. Er schluckte hart und das Schauspiel seines Kehlkopfes faszinierte mich. Dennoch entging mir nicht, dass er sich anspannte - vermutlich versuchte er seine Wut mir gegenüber zu zügeln - und dass er mir geradewegs intensiv in die Augen schaute. Schlagartig wurde mir heiß und die Sonne die knallhart auf uns schlug, bewirkte nicht im geringsten ihren Teil.Es war unhöflich einen deutlich älteren Mann zu Ignorieren und ihm nicht zu antworten, aber als ich versuchte einen Satz zu bilden, blieben mir die Wörter im Hals stecken. Unmöglich.
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Inviolable touch
RomanceDARK ROMANCE »Wer auch immer versucht, dich zu verletzen oder zu belästigen, der ist bereits unter uns« Angst würde die Achtzehnjährige Tracy nie wieder bei Ihm verspüren. Er ließ sie anders fühlen, verstand sie und liebte sie. Zeigte ihr die andere...