Wie ein verliebter Teenager krallte ich mich an seinen breiten Oberarm und kuschelte meinen kleinen Körper seitlich an ihn an. Bestimmt lief mir bereits der Dampf aus den Ohren, so rot war ich angelaufen. Die Schmetterlinge flogen ununterbrochen in meinem Bauch umher und interessierten sich nicht für eine Erholungspause. Lächelnd schaute ich hinauf, doch zog nach bereits einer Sekunde die Augenbraue hoch.
Roman schaute etwas angespannt nach vorne und schien nicht zu bemerken, dass ich gerade seine Aufmerksamkeit mehr als nur brauchte.
»Ist alles in Ordnung?« Nach meinem leisen Räuspern schaute er zu mir hinunter und schlang seinen Arm um meine schmale Taille. Seine Hand verfestigte sich fest und er zwang sich ein kleines Lächeln auf, was mich selbstverständlich nicht zur Ruhe kamen ließ. Ich konnte ihm ansehen, dass ihm etwas zu schaffen machte. Aber reden tat er mit mir nicht.
Stirnrunzelnd schaute ich nun hinunter und überlegte, ob ich vorhin etwas schlechtes getan hatte. Doch mir fiel nichts ein. Es war doch alles in Ordnung gewesen. Nachdem wir gestern beinahe Sex gehabt hatten, waren wir still schlafen gegangen. Er hatte es akzeptiert.
Roman der nun meinen nachdenklichen und besorgten Blick resignierte, drückte meine Hand, die mit seiner umschlungen war.
»Hör auf nachzudenken und schaue nach vorne, bevor du stolperst, Tracy.« Die Stirn wiedermal runzelnd, ließen ihn angestrengt seufzen. »Wenn du immer so schaust, bleibt die Falte an deiner Stirn für immer« Spielerisch stupste er mich an und drückte mir einen Kuss auf die Wange, um mich wiedereinmal - typisch Roman - auf andere Gedanken zu bringen und den Fokus nicht auf ihn liegen zu lassen.
Ich hätte aufmerksamer sein sollen, aber das war nun Vergangenheit.
★★★
»Das ist deine Arbeitsstelle? Ist ja unglaublich mit der Aussicht von hier oben....« Roman der bereits nachdenklich und total im Arbeitsmodus eingestellt war, hatte sich auf seinen Chefsessel bequem gemacht und tippte bereits auf seinem Laptop wie wild herum. Da ich nicht alleine im Apartment bleiben wollte, hatte ich vorgeschlagen mitzukommen, auch wenn ich vielleicht eine kleine Ablenkung für ihn war.
Und augenblicklich erinnerte ich mich an seine Worte, als wir aus dem Bett gestiegen waren und ich ihm diese Idee vorgeschlagen hatte.
»Vergiss nicht, wenn du willst, werde ich dich nehmen. Ich werde dich nie wieder gehen lassen. Dich überall lieben, wann und wo und wie... Hörst du? Du gehörst mir.«
Selbst hier auf seiner Arbeitsstelle, nie und nimmer. Und schon entfachte dieser Gedanke ein Kribbeln in meinem Unterleib, der mich scharf die Luft einziehen ließ. Ich wurde bereits tomatenrot, als ich daran dachte Adalynn all das zu berichten. Verdammt, wieso stellte ich mir das so unglaublich toll vor, wenn er mich hier anfassen würde? Ich hatte ganz sicher zu viele Liebeskomödien geschaut, eventuell ein paar zu viel. Aber die Angst ließ dies nicht zu.
Vielleicht sollte ich auf das Damen WC gehen und...
»Wieso presst du denn deine Beine so fest aneinander, Tracy?« Aufgeschnappt schaute ich hinauf und ignorierte das stechende Brennen an meinen Wangen und versuchte viel lieber mein Ertappt sein zu vertuschen. Warum musste er denn immer so aufmerksam sein und genau das analysieren? Romans verdächtige Grinsen ließ mein Herz augenblicklich pochen.
»Du bringst mich in Verlegenheit, also erhlich Roman....mir ist schon ganz warm und und...«
»Wie wär's, wenn ich mich erst um dich kümmere und ich mich dann dem Papierkram zuwende? Du müsstest nur zu mir herkommen, meine Kleine.«
Dieses feurige Pochen brachte mich wirklich um den Verstand und er wusste ganz genau, dass ich sein Angebot nicht abschlagen konnte. Aber die Angst, dass uns jemand hören konnte und und...worüber dachte ich nach? Sowas machte man hier nicht. Bestimmt war ihm das bewusst, aber schlichtweg egal. Dachte ich gerade an Sex?
Unsicher schob ich all meine verwirrten Haarsträhnen hinters Ohr und hüpfte von einem Fuß auf den anderen. Meine Nervosität war mir anzumerken, trotz meines inneren Fleißes es zu verbergen. Kam mir das denn nur so vor oder prickelte zwischen unserem Abstand etwa eine gewisse sexuelle Anspannung, wie in all diesen Liebeskomödien? Träumte ich das gerade bloß oder la -
Der schrille Ton meines Smartphones ertönte, ließ mich erschrocken danach kramen, während gegenüber ein gequältes Stöhnen erklang.
Adalynn rief an.
★★★
»Wir haben uns furchtbar gestritten, weißt du? Daniel ist total ausgeflippt und selbstverständlich war ich dann auch aufgebracht. Ich hab ihm Dinge gegen den Kopf geworfen, die ich nun zutiefst bereue. Ich habe Angst, dass es jetzt vorbei ist.« Ihr Schluchzer ertönte im ganzen Café und ließ die Menschen neugierig zu uns blicken. Mitleidig verdeckte ich mit der Menü Karte ihr Gesicht und fuhr mit der anderen Hand über ihre Schulter, die augenblicklich einsackte.
Ihre Tränen erinnerten mich schlagartig an Roman und mich. Die Momente und die Beziehung machte es mir zu schaffen, ich hatte Angst. Ich wollte kein Ende haben, aber vielleicht würde es nie eins geben? Es wäre für immer.
»Adalynn, süße hey. Hör auf Tränen zu vergießen!« Mein Befehl ignorierend, schaufelte ich mit ihrem Löffel ein Stück ihres Käsekuchens und schob diese konrekt in ihren Mund, was sie irritiert aufblicken lässt. Die übrigen Krümmel fielen von ihren Mundwinkeln hinunter und sie erinnerte mich schlagartig an ein kleines Kind.
Kichernd schob ich ihr noch ein Löffel in den Mund, was sie überfordert auflachen ließ.
»Stopp, aufhören! Ich hör auf, ich hör auf! Aber bitte hör auf mir Kuchen in den Mund zu stopfen.«
»Ich garantiere für nichts, süße.«
Seufzend schlürfte sie an ihrem Cappuccino und unsere Lacher ebbten ab. Nun herrschte wieder die Traurigkeit und die Erkenntnis, dass sie nicht für immer den Grund für ihre Verzweiflung vergessen konnte. Und ich konnte nicht vergessen, dass Roman auf mich Zuhause wartete. Und dies ungeduldig. Mit großer Ungeduld.
»Ruf ihn doch einfach an oder Besuch ihn einfach. Ich verstehe deine Unsicherheit und Angst, aber sobald du vor ihm stehst und ihr redet, wird alles gut. Glaub mir.« Sanft strich ich wieder über ihre Schulter und drückte ihr einen dicken Schmatzer auf die Wange.
»Ich bin für dich da, das weißt du doch!«
Ein weiterer Schmatzer landete nun auf meiner Wange und sie sprang euphorisch auf. Ihre Tasche schulterte sie blitzschnell im Sprung. Scheine landeten auf dem Tisch.
»Mission; Tracy nicht enttäuschen. Hab dich lieb, wir sehen uns.« Und schon war sie aus dem Café verschwunden. Grinsend schaute ich ihr nach und genoss nun ihren übrigen Käsekuchen, den sie kaum angerührt hatte.
★★★
Ein etwas kürzeres Kapitel, ich weiß. Musste bereits hier enden, meine Sahnehäubchen 🦛❤️
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Inviolable touch
RomanceDARK ROMANCE »Wer auch immer versucht, dich zu verletzen oder zu belästigen, der ist bereits unter uns« Angst würde die Achtzehnjährige Tracy nie wieder bei Ihm verspüren. Er ließ sie anders fühlen, verstand sie und liebte sie. Zeigte ihr die andere...