Kapitel 11

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Einige Wochen später
POV Isabella

Durch die Sonnenstrahlen, die in das Zimmer fallen und Bewegungen neben mir werde ich langsam wach. Als ich meine Augen öffne, blicke ich als Erstes in das Gesicht von Massimo so wie jeden morgen. Wenn er schläft, sieht er so friedlich aus, das ist nicht immer so. Die letzten Wochen waren ein stetiges auf und ab. So viele Versuche habe ich unternommen zu fliehen aber alle ohne Erfolg. Beim letzten Mal dachte ich wirklich ich hätte es geschafft aber letzten Endes hat er mich doch gefunden.

Flashback
Ich muss mich beeilen. Mir bleibt nicht viel Zeit. Massimo und ich waren Essen und er wurde abgelenkt. Diese Chance habe ich ergriffen. Die wenigen Wachen, die wir mit hatten konnte ich austricksen und so habe ich es in das Taxi geschafft. "Wohin Madam?" "Zum Flughafen bitte schnell" schaue ich mich hektisch um nur um sicher zugehen das keiner mein Verschwinden bemerkt hat. Das Auto startet und ich atme erleichtert auf. Sicher waren die letzten Tage mit Massimo nett aber es fühlt sich nicht richtig an. Ich will nach Hause zu meiner Mutter. Hier lebe ich wie im goldenen Käfig. Wenig Kontakt zur Außenwelt. Nur Mario, Massimo und Nico. Weder mein Handy noch mein Tablet hat er mir wiedergegeben. Das geht nicht so weiter, wenn ich erst mal in Polen bin ich sicher. Dort ist die Polizei nicht korrupt. Sie können mich und meine Mum vor meinen Vater schützen. Den eins ist sicher. So wütend wie er ist, habe ich Angst, dass er meiner Mutter über kurz oder lang etwas antut.  Das Auto kommt zum Stehen. "Wir sind da" ich bezahle den Fahrer und betrete den Flughafen. Ein kleiner Flughafen aber immerhin. Ich hoffe der nächste Flug geht heute noch. Am Schalter hoffe ich auf die Mithilfe des Personals. Als er mir gerade meine Möglichkeiten zeigen will, sehe ich wie er anfängt zu zittern und ganz bleich wird. "Alles okay?" erkundige ich mich. Er schaut panisch hinter mich und meine Nackenhärchen stellen sich auf. "Hast du dich verlaufen Kleines?" nein das darf nicht wahr sein. Ich drehe mich um und sehe ihn da stehen. Wie ist er so schnell hier hergekommen. "Wirst du nicht auch langsam müde von dem Katz und Maus Spiel. Sicher manche betrachten das als Vorspiel aber ich eher nicht. Kommst du freiwillig mit oder muss ich dich tragen?" sein Blick erzeugt bei mir Gänsehaut. "Bitte hab ein Einsehen. Ich bin doch schon hier. Lass mich gehen und alles wird wieder gut. Ich will glücklich sein" versuche ich es aber sein Blick bleibt unnachgiebig. Er nimmt meine Hand und zieht mich Richtung Ausgang. "Das kann ich leider nicht. Mach es uns beiden doch nicht so schwer. Du kannst hier glücklich werden, wenn du dich endlich darauf einlässt. Es ist ein Abenteuer. Genieß es. Ich biete dir alles, was du brauchst und wie dankst du es mir. Siehst du nicht, dass weglaufen kein Zweck hat. Ich werde dich immer finden, Isabella."
Flashback Ende

Seit diesem Tag habe ich es nicht wieder versucht. Es hat keinen Zweck. Aber etwas hat sich noch seit diesem Ausflug verändert. Massimo hat sein Verhalten mir gegenüber geändert. Er ist offener, zeigt sich verletzlicher. Ich weiß nicht, ob es nur eine seiner Maschen ist aber diese Seite gefällt mir. Es lässt mich ihm in einem anderen Licht sehen. In letzter Zeit musste ich oft an früher denken, meine Kindheit hier mit ihm und Nico. Ich sehe wieder viel von dem kleinen Jungen von damals. Bevor das Familiengeschäft ihn hart gemacht hat. Mein Blick fällt auf seine Narbe. Ich kann mich noch genau an dieses Gespräch erinnern.

Flashback
"Wo fahren wir hin?" will ich von Massimo wissen. Schon den ganzen Morgen war er so still und in sich gekehrt. Nach dem Frühstück wollte er plötzlich einen Ausflug machen. Klar hatte ich nichts dagegen einzuwenden heißt es doch ich komme mal aus dem Haus aber die Stimmung im Auto ist gespenstisch. "Das wirst du gleich sehen. Nur noch ein paar Minuten" wieso habe ich das Gefühl es wird kein schöner Ausflug. Der Weg, den wir nehmen kommt mir bekannt vor ich weiß nur nicht woher. Als das Auto zum Stehen kommt, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Der Friedhof. Deswegen kam mir der Weg bekannt vor. "Was machen wir hier?" er steigt aus und öffnet meine Tür. "Ich will dir was zeigen" er nimmt meine Hand und er läuft mit mir los. Es ist komisch, dass uns keine der Wachen folgt. Das erste Mal seit langem. An einem Grab machen wir halt. Ich betrachte den Grabstein genauer.

Guiseppe Torricelli

"Das Grab deines Vaters" er nickt mir zu. So habe ich ihn noch nie gesehen. Bis eben wusste ich noch nicht mal das er Tod ist. Ich kann mich nur ganz schwach an ihn erinnern. "Du hast mich gefragt, woher ich die Narbe am Bauch habe. Der Grund liegt hier" er setzt sich auf die kleine Bank und zieht mich neben sich. "Ich dachte, ich zeige es dir. Vor vielen Jahren hatte ich mit meinem Vater ein Geschäftstermin. Es sollte nichts Großes werden. Das übliche halt. Er wollte das ich endlich mit mehr Ernst an das Geschäft ran gehen. Wollte mir die Flausen austreiben. Vielleicht hat er recht und ich hätte mit mehr ernst an die Sache rangehen sollen." ich spüre wie schwer es ihm fällt darüber zu reden. "Was ist geschehen?" "Mein Vater wurde sich nicht einig mit den Schwarzmarkthändlern. Sie waren Idioten und wollten uns in irgendwas mit reinziehen. Wir wollten gerade gehen als plötzlich Schüsse fielen. Wir waren ihnen ausgeliefert. Ich habe versucht meinen Vater zu schützen so gut es geht aber es war zu spät. Eine Kugel traf ihn und er ging zu Boden. Das war das schlimmste was ich je gesehen oder gefühlt habe. Obwohl der Schmerz den ich fühlte, als ich an mir runterschaute noch schlimmer war. Die Kugel hatte meinen Vater durchschlagen und mich getroffen." er nimmt meine Hand und legt sie auf die Stelle. "Genau hier. Der Todestag meines Vaters wäre auch beinah mein Todestag geworden. Es stand eine Zeitlang schlecht um mich aber ich habe es geschafft. Die Narbe ist ein Zeugnis meiner Schwäche" "Du hättest nichts tun können." "Stimmt damals konnte ich es nicht" "Wie meinst du das?" aber ich kann mir die Antwort schon denken. "Du weißt wer ich bin Isabella. Ich habe ihn gerächt und geschworen jeden zu vernichten der meiner Familie je wieder Schaden könnte." "Es tut mir leid, dass ich die Erinnerung mit meiner Frage wieder hervorgerufen habe" "Muss es nicht. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Die Narben machen uns zu den Menschen die wir sind. Manche sind sichtbarer als andere" ich ziehe meine Hand weg und schaue auf das Grab. "Hab ich gerade eigentlich richtig gehört?" fragt er mich. "Was?" "Ich habe dich bei deinem Namen genannt und du hast dich nicht beschwert" er hat recht. "Ich weiß auch nicht warum." "Er hat dich gemocht, weißt du. Als dein Vater zu uns kam und von eurem verschwinden berichtet hat, war er ebenso in Sorge wie dein Vater." "Ich erinnere mich an ihn. Jedenfalls etwas. Er hat mir immer die Gummischlangen mitgebracht" "Ja aber nur die roten und blauen" "Daran kannst du dich erinnern?" frage ich ihn überrascht. "Ja, ich kann mich an alles erinnern. Du warst ein Teil der Familie und ich bin froh, dass du es jetzt wieder bist."
Flashback Ende

Ich fahre mit meinem Finger vorsichtig über die Narbe. Dieses Gespräch hat viel verändert und ich spüre wie ich mich verändere. Meine Gefühle für Massimo wachsen. Etwas was ich mir nie hätte vorstellen konnte. Aber ihn hier so nah zu haben. Er greift meine Hand aber ich sehe, dass er nicht aufwacht. Zum Glück. Massimo was machst du nur mit mir. Es scheint als würde der Engel dem Teufel verfallen.

Hard For MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt