Irgendwo im Nirgendwo

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Ich hasse meinen Vater, obwohl ich ihn eigentlich nicht richtig kenne. Ich hasse ihn, weil er sich jetzt erst nach achtzehn Jahren um mich kümmert. Vorher habe ich schlichtweg nicht für ihn existiert. Nachgetragen habe ich ihm das jeden beschissenen Tag und ich tue es immer noch. Zumindest an Weihnachten oder an n Geburtstagen hätte er mir einen Brief schreiben können. Das Tat Bill aber nicht und deswegen werde ich vermutlich nie mit ihm warm werden. Trotzdem wohne ich seit einem Monat bei ihm und seiner Lebensgefährtin in einem kleinen Haus im nirgendwo. Nirgendwo ist irgendwo in der Nähe von Missoula im Staate Montana. Hier ist echt so wenig los, dass ich die Autos, die ich am Tage zu Gesicht bekomme, an einer einzigen Hand abzählen kann. Jeder hier am Arsch der Welt fährt so ein riesiges, nach Benzin oder Diesel stinkendes Metall Monster. Sogar vor dem Haus, indem ich momentan wohne, steht so ein riesiger, schneeweißer Truck mit dunkle getönten Scheiben und Chromfelgen. Der Truck gehört meinem Erzeuger und ich brauche beinahe eine Leiter, um dort in die Fahrerkabine zu gelangen. So oft fahre ich allerdings nicht bei Bill mit. Ich bin erst einmal in seinem Truck gesessen. Das war, als er mich vom Flughafen abgeholt hat. Seit dem, hatte ich nicht mehr das Vergnügen, oder besser gesagt das Pech bei Bill mitfahren zu müssen. Hier in Montana, vor allem in den Bergen, ist man auf ein Fahrzeug angewiesen. Missoula liegt über siebzig Meilen weit entfernt. Das ist Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass zwischen dem Haus meines Vaters und der nächst größeren Stadt, gerade einmal ein paar Ranches liegen. Es gibt noch nicht einmal eine Tankstelle am Straßenrand. Deswegen sollte man hier am Arsch der Welt die Tankanzeige immer im Blick haben. Das ist Überlebenswichtig.

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