Der Morgen danach und andere Peinlichkeiten

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Mein Blick am Morgen fällt zuerst auf den Wecker. Es ist fast neun Uhr, als ich wach werde. Der Typ, mit dem ich die halbe Nacht extrem geilen Sex hatte, liegt neben mir und betrachtet mich grinsend. Draußen scheint zur Abwechslung mal die Sonne. Das hat sie schon seit Tagen nicht mehr getan. „Guten Morgen, Lady" sagt er grinsend. Ich verkrieche mich unter der Decke, die nach seinem Rasierwasser riecht. Mir ist das alles ein wenig Peinlich, denn bisher hatte ich noch nie einen Morgen danach. Bis zum heutigen Tag, bin ich immer gleich nach dem Sex verschwunden. Doch der Cowboy wollte mich absolut nicht gehen lassen. Außerdem wollte ich den perfekten Moment so lange wie möglich hinausziehen. Aber jetzt ist mir das alles etwas zu viel. Ich habe unanständige Sachen mit ihm gemacht und er genauso mit mir. Sachen, die einen rot werden lassen. In einer Großstadt, trifft man sich auch kein zweites Mal wieder. Hier konnte durchaus passieren, dass wir uns öfter über den Weg laufen. „Kannst du dich noch an etwas erinnern" frage ich mit hochrotem Kopf. Sein Alkoholkonsum könnte mir hilfreich gewesen sein und er sich vielleicht nicht mehr deteilgenau daran erinnern. „An alles Babe. Es war der Wahnsinn. Du warst unvergesslich". Ich stoße einen frustrierten Laut aus „Shit". Ich merke wie er die Decke vorsichtig von meinem Gesicht zieht und schaue in stechend blaue Augen. An diese Augenwerde ich vermutlich nie gewöhnen können ohne kurz vor einem Herzinfarkt zu stehen. „Bereust du es. Ich tue es jedenfalls nicht und ich möchte, dass wir ausgehen". Ich sehe ihn fragend an. „Warum solltest du das wollen. Du hast doch dein Ziel schon erreicht". Er sieht mich an, als ob ich einen schlechten Witz gemacht hätte. „Was meinst du denn damit. Du bist wundervoll und mein Ziel habe ich noch lange nicht erreicht". Ich weiß nicht was er damit meint. Ich habe ihm im Bett alles gegeben. Also müsste ich jetzt uninteressant sein. Er versteht offenbar, was ich denke und küsst meine Stirn „ich bin am Ziel, wenn du mir gehörst". Das hört sich süß an aber es ist undenkbar. Ich gehöre einzig und alleine mir selbst und bin damit schon überfordert. Er küsst mich auf den Mund aber ich erwidere diesen Kuss nicht. „Ich kann das nicht, glaube ich. Damit habe ich keine Erfahrungen". Außerdem bin ich es nicht wert. Er lacht leise und seine Augen werden dabei ganz schmal während er meine Aussage leise wiederholt. „Du hast damit keine Erfahrung" er küsst mich wieder und ich erwidere es, aber nur weil ich total neben Spur bin und er so süß aussieht, wenn er lächelt. Seine Haare, die in der Nacht nicht beschreiben konnte, sind eindeutig Mittelbraun und total korrekt geschnitten. Er sieht zum Anknabbern aus mit seinem verschlafenen Blick und den Grübchen in den Mundwinkeln. Spitzbübisch, frech und auf eine spezielle Art rau und männlich. „Glaub mir, ich auch nicht". Er zieht mich in eine Umarmung, bei der ich halb auf ihm liege und ich lege meine Hand auf seine glatte Brust. Dann geht plötzlich die Tür auf, ganz ohne Anklopfen und ein Strohblonder Typ erscheint darin. Blitzschnell tauche ich unter die Decke und verhalte mich ruhig. Der blonde Mann hat mich nicht bemerkt, denke ich. Ich lasse meine Hände über den Bauch meines Bettpartners wandern. Vermutlich ist er kitzelig, denn er zuckt spürbar zusammen. Ich muss mir ein Kichern unterdrücken und mir wird klar, dass mich der andere spätestens jetzt bemerkt hat. „Jason, wir müssen nach Bonner. Sofort. Bill vermisst sein Mädchen, sie ist heute Morgen nicht nach ihrer Schicht aufgetaucht und ihr Auto wurde mit einem Platten verlassen dort aufgefunden.....Oh. Sorry, ich wusste nicht, dass du Besuch hast". Soso, Jason heißt der Typ also. Interessant. Jetzt weiß ich wenigstens seinen Namen. Ich kitzle ihn gleich noch einmal, weil es irgendwie lustig ist, ihn vor dem anderen in Verlegenheit zu bringen. Seine Hand wandert blitzschnell unter die Decke und hält meinen Arm, sanft aber bestimmend fest. „Du kannst die Suche abblasen" sagt er und tippt auf meine Schulter, damit ich auftauche. Ich blinzle unter der Decke hervor und der blonde Typ wirft mir kurz einen kurzen Blick zu. „Warum sollen wir sie abblasen". Dieser Jason, mein Bettpartner von letzter Nacht, deutet auf mich. Aber Blondy versteht es immer noch nicht. Ich dafür aber umso schneller. Es wird nach mir gesucht. Haben die nicht alle Tassen im Schrank. Jason wirft die Bettdecke von sich, achtet aber darauf, dass sie nicht von mir rutscht. Ich bin froh, denn nackt soll mich dieser Blond Schopf jetzt nicht gerade sehen. „Brady kannst du abziehen... Sie war bei mir, Ok... Wir kommen gleich runter". Aha, das ist der Boss von meinem Vater. Das ist dieser berühmte Brady Morrow. Blondy nickt. „Ich sage Bill Bescheid, dass sie bei uns ist. Das andere, kannst du ihm dann selbst gleich unten erklären". Brady dreht sich um und geht. Scheiße, Bill ist hier. Mir dreht sich fast der Magen um. Peinlich. Richtig peinlich. Jason steht vor mir, nur in Boxershorts und schaut auf mich herunter. Sein Körper ist perfekt. Ich bekomme schon wieder Appetit auf ihn. Sein Grinsen ist verschwunden. Schade, denn es steht ihm so gut. „Entschuldige die Frage" sagt er und sieht mich forschend an. „Wie alt bist du eigentlich". Ich ziehe die Decke bis zur Nase um ein freches Grinsen zu verstecken „Achtzehn". Natürlich ist er älter, dass sieht man anhand seiner männlichen Figur sofort. Kein Teenager ist so gebaut. Er keucht erschrocken auf und fährt mit seiner Hand wild durch seine kurzen, braunen Haare. „Sag dass du mich verarscht. Ich kann unmöglich mit einem Kind geschlafen haben". Jetzt bin ich ein wenig verärgert und stehe selbst auf. Mir ist egal, dass er mich komplett nackt sieht. Er hat eh schon alles gesehen. „Ich bin fast neunzehn, Ok. Außerdem bist du selbst nicht so viel älter als ich". Jason lacht laut auf „Babe, ich bin fast vierundzwanzig. Viel zu alt für dich. Du bist noch ein Kind. Ein verdammter Teenager". Sein Blick wandert über mich und seine Augen leuchten kurz auf. „Ein verdammt gut gebauter Teenager. Du hättest es mir sagen müssen". Ich schnappe mir meine Unterwäsche und ziehe mich an. „Ich bin volljährig und somit kann ich machen was ich will. Außerdem ist es mir egal, ich möchte dich ja schließlich nicht heiraten oder sonst etwas". Jason erwidert nichts darauf und zieht sich ebenfalls Jeans und ein schwarzes Kapuzensweatshirt über. An seinem Gürtel ist eine gewaltige Schnalle aus Silber angebracht. Seine Initialen sind in Gold gehalten. J R. Ich frage mich kurz, wie er wohl mit Nachnamen heißt, aber halte meinen Mund und frage ihn nicht danach. Die Nacht war einmalig und wird nicht mehr vorkommen und ich bin mir sicher, dass nun auch er nichts mehr von mir wissen will. Ich muss raus hier, denn die Situation ist mir zu blöd. Jason allerdings, bleibt mir dicht an den Fersen. Ärger wallt ein wenig in mir hoch. Teenager und Kind schwirren durch meine Gedanken. Er hat mich ein Kind genannt und er ärgert sich über seinen Fehler. Als ich in den Flur trete, bemerke ich Stimmen von unten. Ich erkenne die Stimme von meinem Vater sofort und ich weiß nicht warum, aber irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen und auch ein wenig Angst. Es könnte gut sein, dass er mir Ärger machen wird. Väter machen doch immer Ärger habe ich gehört. Selbst habe ich noch nie Erfahrung damit gemacht. Jason bemerkt mein Zögern und hält mich am Arm fest. „Ich nehme alles auf mich Babe. Du musst keine Angst haben". Seine Hand legt sich an meine Wange und wandert in meine Haare. Dann küsst er mich, so wie ich noch nie im Leben zuvor geküsst worden bin. Bis jetzt bin ich immer nur stürmisch und fordernd geküsst worden. Einen Abschiedskuss hat mir noch keiner gegeben. Seine Lippen foltern meine mit Sehnsucht und Schmerz. Meine Knie werden total weich, wie Pudding und ich halte mich an seinen Hüften fest. Er drückt mich mit seinem Arm in meinem Rücken an sich und ich spüre seine Muskeln an meinem Oberkörper. Dann gibt er mich wieder frei und küsst meine Stirn. Ich schließe die Augen und genieße den Moment „Das war der schönste Abschiedskuss in meinem Leben". Er lacht leise „Ja, das sollte er auch bewirken, denn ich möchte dich widersehen Babe". Er wickelt sich eine meiner hüftlangen Haarsträhnen um den Finger und sieht mich mit leuchtenden, erwartungsvollen Augen an. „Gibst du mir deine Nummer". Ich kichere, keine Ahnung warum ich mich so tussihaft benehme und schüttle den Kopf. „Ich bin doch ein verdammter Teenager und habe kein Handy". Enttäuschung macht sich in seinen Gesicht bemerkbar und ich hätte beinahe nachgegeben. Aber ich muss es beenden, ehe es schwierig wird. Jason spürt, dass er auf Granit beißt, aber das scheint kein Grund für ihn sein, aufzugeben. „Dann frage ich eben deinen Dad". Ich halte es für einen Witz und spare mir eine Bemerkung darüber. „Ich sollte jetzt gehen" sage ich und versuche mein Haar von seinem Finger zu wickeln. Jason nickt und küsst noch einmal meine Stirn. Dann gehe ich hinter ihm die Treppe nach unten. Genügend Selbstvertrauen hat er offensichtlich, sich meinen Vater als erster zu Stellen. Ich bin froh, dass er kein Schisser ist, das bringt ihn dann noch einen Pluspunkt. Die Haustüre steht offen und ich sehe meinen Vater schon von weiten. Er unterhält sich mit Brady und drei weiteren Cowboys. Man erkennt sie an ihrem Hut und den Thermoflanell Hemden. Mein Vater bedenkt mich mit einem vorwurfsvollen Blick, als ich hinaus trete. Aber das stört mich nicht weiter. Ich habe schließlich nichts Schlimmes getan. Jason ist schneller in seinen Stiefeln als ich und stapft gelassen zu der Gruppe am unteren Ende der Verandatreppe. Mein Vater würde ihn am liebsten umbringen. Das kann man deutlich an seinem Blick sehen. Seine dunkelbraunen Augen glühen vor Zorn, aber er verhält sich ruhig und tut gelassen. Nachdem ich endlich in meinen Stiefeln bin, gehe ich auch nach unten und stelle mich hinter Jason. Ich weiß, das sollte ich nicht, so etwas tut man einfach nicht. Man schüttet kein Benzin ins Feuer. Aber trotzdem kann ich es nicht lassen. Also lege ich meine Hände um seine Mitte und verschränke unsere Finger miteinander. Jason sieht über seine rechte Schulter zu mir nach unten und grinst mit einem kaum erkennbaren Kopfschütteln. Er hat mich durchschaut. Es gibt nicht viele Menschen, die es so schnell tun. Alleine diese Tatsache verleitet mich dazu ihm meine Nummer doch zu geben. „Könntest du deine Finger von ihm nehmen". Der Blick meines Vaters durchbohrt mich. Aber ich bleibe standhaft. „Warum". Er wird fuchsteufelswild „Das hat viele Gründe und einige davon gehen dich nichts an". Ich spüre wie Jasons Muskeln sich anspannen. Um uns nicht noch tiefer in die Scheiße zu reiten, lasse ich ihn doch los. „Gehe zum Auto Ricky" ordnet mein Vater mit strengen Ton an und geht selbst dorthin. Die anderen werfen mir verstohlene Blicke zu und zerstreuen sich auf der Ranch. Der Morrow Typ bleibt bei Jason und schaut mich mitleidig an, was ich überhaupt nicht leiden kann. Ich brauche kein Mitleid, weil ich stark bin und vor allem volljährig. „Du solltest vielleicht wirklich gehen" sagt Jason und schaut zu meinem Vater. „Bill kann sehr ungemütlich werden". Bill wartet bei seinem Pick Up und hält mir die Beifahrertür auf. „Du kannst mir aber deine Nummer geben" flüstert er in mein Ohr. Ich beuge mich näher an sein Ohr und er bückt sich zu mir „du weißt ja, wo du mich finden kannst". Dann küsse ich seine Wange und lasse ihn frech grinsend bei Blondi stehen. Meine Nummer bekommt er nicht. Noch. Die muss er sich erst verdienen.


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