Nach Mitternacht

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Um Mitternacht wird es ruhiger, da Sonntag ist und die meisten am Montag zur Arbeit müssen. Zumindest diejenigen, die Arbeit haben. Die Säufer und Arbeitslosen bleiben sitzen und betrinken sich hemmungslos. Zum Glück ist der Typ, der mich vergewaltigen wollte nicht anwesend. Ich rechne nicht mit einem frühen Feierabend, wasche aber schon einmal einige Gläser ab und stelle sie zurück in das Regal. Dann nehme ich mir die Theke vor und werfe ausgepresste Zitronenhälften in den Müll und wische die Arbeitsfläche sauber. Was ich jetzt schon erledigt habe, muss ich später nicht mehr machen. Die nächsten paar Biere werde ich einfach in der Flasche verkaufen oder die benutzen Gläser ausschwenken. Soviel Bier wird um kurz vor eins auch nicht mehr konsumiert. Die Cowboys werden mit dem Trinken von Stunde zu Stunde langsamer. Meist sitzen sie eine gefühlte Ewigkeit vor einem schalen Bier und würgen es nur noch langsam hinunter. Die Zeit vergeht an diesem Abend nur schleppend und je öfter ich auf die Uhr schaue, umso mehr scheint sie stehen zu bleiben. Ich seufze in mich hinein und lege ein paar saubere Geschirrtücher zusammen, als die Tür des Lokals aufgeht und ein unangenehmes Kribbeln meinen Rücken hinunter fährt. Das Schaudern kann ich kaum unterdrücken als ich mich umdrehe und Ihn sehe. Verdammt. Warum ausgerecht ich. Warum ausgerechnet heute. Hätte er denn nicht an einem anderen Abend die Bar aufsuchen können. An einem Abend, wo ich nicht alleine hinter der Theke stehe. Der Typ ist schon sichtlich angetrunken, denn als er das Lokal durchquert, kann man deutlich erkennen, dass er schwankt. „Wenn du betrunken bist, kannst du gleich wieder abzischen", fauche ich und deute auf die Eingangstüre um ihn aus dem Lokal zu werfen. „Einen Dreck werde ich tun. Außerdem bin ich stocknüchtern". Er nimmt einen leeren Hocker in beschlag und lässt sich schwerfällig darauf fallen. „Bring mir ein Bier", brummt er und funkelt mich boshaft an. Der Cowboy, der links von ihm sitzt runzelt die Stirn und sieht mich dann fragend an. „Bring ihm ein Bier, es geht auf mich". Verärgert stoße ich den Kronkorken von einer Flasche und schubse sie über die Theke. „Aber nur eins, dann bist du fort". Die fleischigen Finger des Typs schließen sich um die Flasche und er führt es an seine ekelhaften, spröden Lippen. Er leert es in einem Zug und wirft die Flasche hinter die Theke wo sie klirrend und in Scherben zu Boden fällt. „Noch eines du Bitch" . Meine Hände zittern, als ich die Kehrschaufel in die Hand nehme um die Scherben damit aufzuräumen. „Noch ein Bier", brüllt der Kerl und seine Finger krallen sich um die Thekenplatte. Ich sehe ihn nicht an, als ich wieder aufstehe und die Scherben sammt der Schaufel lautstark in den Mülleimer werfe. „Du gehst jetzt", sage ich bestimmend. Seine Augenbrauen schießen in die Höhe, als ich einen Blick in seine Richtung wage. Die widerlich spröden Lippen verziehen sich zu einem noch ekelhafteren Grinsen. „Was passiert, wenn ich nicht gehe. Was machst du dann".

Nichts mache ich dann. Was soll ich denn machen. Ein Lokalverbot kann ich nicht aussprechen, da mein Chef mit dem Scheißkerl befreundet ist. Die Cops kann ich auch nicht anrufen. Solange er sich nichts zu Schulden kommen lässt, bin ich machtlos. Am besten wird es sein, wenn ich den Kerl hoffnungslos abfülle. Sodass er nicht mehr gerade laufen kann.

Ich ignoriere ihn so gut ich kann und schiebe ihm nur immer und immer wieder ein Bier hinüber, wenn er seine Flasche leer hat. Zum Glück wirft er die leeren Flaschen nicht mehr auf den Boden. Gegen drei, leert sich die Bar allmählich. Und als ich denke, dass ich absperren kann, da niemand mehr in der Gaststube ist, entdecke ich den Kerl drüben bei den Toilettentüren.

Schlagartig wird mir schlecht und mein Herz rutscht mir buchstäblich in die Hose. „Was willst du", fauche ich ihn an. Sein Grinsen ist dreckig und widerlich. Er leckt sich über seine aufgerissenen Lippen. „Kommt darauf an, was du anzubieten hast". Ich werfe das Geschirrtuch auf die Bar „du weißt genau, was wir anbieten. Also, was willst du". Er lehnt sich lässig zurück und verschränkt seine Arme vor seiner breiten Brust. „Ganz schön frech für eine Schlampe". Er wankt zurück zur Theke. Mein Puls rast vor Angst. „Halt die Fresse und sag, was du möchtest oder geh. Wir haben geschlossen", zische ich. Er beugt sich nach vorne und stiert mich warnend an „Pass auf Süße, ich bin mit Charly gut befreundet und du könntest deinen miesen Drecks Job schneller verlieren, als dir lieb ist". Ich beuge mich ebenfalls vor, obwohl ich eine Heidenangst habe „pass auf, sondern reißt dir mein Freund die Eier ab und verfüttert sie an die Schweine, die mit dir in einem Haus wohnen". Ich hätte ihn nicht provozieren sollen. Aber manchmal bin ich impulsiv und verdammt dumm. Ich spiele mit den Gedanken, Bill an zu rufen, damit er mich abholt, wenn ich Feierabend habe. Doch er muss früh raus und das Baby, meine kleine Schwester hält die beiden die ganze Zeit auf Trab. Ich kann nicht von ihm verlangen, sich schon wieder um seine missratene Tochter zu kümmern. Er hat mich schon letzte Nacht abgeholt. Der Kerl, Tyler nennen ihn die anderen, geht dann schließlich doch. Ich bin froh, als er weg ist und konzentriere mich aufs Gläserspülen und aufräumen. Dann, zehn Minuten später, geht die Tür wieder auf und ich denke, dass es Charly ist, der seine Einnahmen des Abends abholen kommt. Doch als ich den Kopf hebe und Tyler sehe, erstarre ich. „Hau ab, wir haben geschlossen". Er beachtet gar nicht, was ich sage sondern geht schnurstracks um dir Bar zu mir herum. So ein widerliches Grinsen verunstaltet sein hässliches Gesicht noch mehr. Ich weiß genau, dass ich geliefert bin. Das weiß ich, weil ich schon immer Opfer war und in eine Art starre verfalle. Doch nicht heute, ich schnappe mir einen Krug und umklammere diesen, damit ich ihn notfalls als Waffe benutzen kann. „Schau, dass du Land gewinnst" sage ich und gehe noch ein paar Meter nach hinten. Er lässt sich nicht aufhalten und springt nach vorne um mich zu packen. Ich springe zur Seite und er knallt mit seinem Kopf auf die Theke. Benommen wankt er ein paar Meter, dreht sich aber blitzschnell um und erwischt mich am Unterarm, als ich mich an ihm vorbeidrücke. Dann presst er mich gegen den Tresen und hält mir sein Smartphone vor das Gesicht. Ich blinzle und erkenne Jasons Fanpage. Er hat seinen Standort gegoogelt, als er hinaus ging. „Toledo. Dein Möchtegern Macker ist in Toledo. Das heißt, dass wir heute endlich ein wenig Spaß haben werden". Er steckt sein Handy wieder weg und umfasst mein Kinn mit einer Hand und drückt fest zusammen. Der Schmerz strahlt bis in die letzten Zahnreihen". Ich trete nach seinem Knie, treffe aber nicht. „Du stinkst nach Schweinemist", sage ich und spucke ihm ins Gesicht. Dafür kassiere ich eine schallende Ohrfeige. „Das ist doch mal etwas anderes als Pferde oder Bullenkacke", flüstert er gehässig und ohrfeigt mich noch einmal. Ich habe das Gefühl, dass er nicht nur an einer Vergewaltigung alleine interessiert ist. Dafür ist er zu brutal, zu besoffen und zu verärgert. Ich wehre mich so gut ich es kann, doch der Typ wiegt das Doppelte von mir und lacht nur über meine lahmen Versuche. Er fesselt mich mit einem Kabel, dass er aus der Stereoanlage reißt, an den Tisch und macht sich dann an meiner Hose zu schaffen. Ich höre draußen den Motor eines Trucks und bin erleichtert, dass Charly endlich kommt. „ Das ist nur der Zeitungsservice", sagt er gelassen und lächelt selbstzufrieden. „Die haben es immer sehr eilig". Trotzdem geht er zur Hintertüre um sich zu vergewissern, dass er nicht gestört wird. Ich versuche, mit meinen Fingern zur Hosentasche zu kommen und ziehe mein Handy heraus. Schnell drücke ich auf die Wahlwiederholung, weil es die erste Taste ist, die ich erwische und kicke das Handy unter den Tisch, an den ich gefesselt bin, weil ich Tyler zurückkommen höre. Ich hoffe nur, dass mein Plan aufgeht und jemand das Telefonat annimmt. Ganz egal wer. „Lass mich in Ruhe" schreie ich den Typen an, „Charly gibt dir lebenslänglich Hausverbot, wenn du einer Kellnerin zu nahe kommst oder sie vergewaltigst". Er beugt sich über mich und reibt sich an mir. Ich spüre seinen harten Schwanz an meinem Hintern und könnte würgen. „Das denke ich nicht du Hure und jetzt sei ein braves Mädchen und halt dein Maul. Sonst hört uns doch noch jemand". Ich schreie wie am Spieß, als er meine Jeans nach unten zieht. „Vielleicht sollte ich dich vorher noch etwas bestrafen, damit du dein verdammtes Maul hältst". Er dreht mich herum, obwohl ich an den Tisch gefesselt bin und das Kabel schnürt sich um meine Hände. Wieder und wieder verpasst er mir einen Schlag ins Gesicht, bis ich nur noch Sterne sehe. Dann tätschelt er meine Wange „Tu mir den Gefallen und bleib wach. So macht es uns doch keinen richtigen Spaß". Ich bettle, dass er mich gehen lässt und lecke Blut von meinen Lippen. Doch er lacht nur hämisch. „Von wegen lasse ich dich ungestraft davon kommen. Nicht nachdem mich dein bescheuerter Freund so verprügelt hat". Er beugt sich zu mir und schreit mir ins Ohr, dass ich noch viel mehr Schmerzen erleiden werde. Dass er mir Nase und Finger bricht, genauso wie Jason ihn die Nase gebrochen hat. Dann packt er meinen Hals und würgt mich. Er geilt sich daran auf, denke ich und schließe mit meinem Leben ab. Ich habe keine Hoffnung, dass ich das überlebe. Dafür ist er in einen zu starken Rausch. Der Typ ist Geistesgestört. Gott sei Dank falle ich irgendwann in Ohnmacht. Aber er prügelt mich wieder wach. „Ich sagte doch do sollst nicht schlafen, Schlampe". Wieder und wieder schlägt er mir ins Gesicht. Würgt mich bis zur Besinnungslosigkeit und schlägt mich dann wieder. Mein Gesicht ist taub vor Schmerz. Er zerrt mich an den Haaren, bis ich wieder knie, und kickt meine Beine zur Seite. Ich bin so froh, dass er wenigstens einen Gummi nimmt. Das mildert die Sache zwar nicht und er tut das auch nur, um keine Beweise zu hinterlassen. Aber trotzdem brauche ich keine Angst haben, dass er mich mit irgendetwas ansteckt. Falls ich die Nacht heute überhaupt überlebe.

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