PBR Bullriding

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@Miss_Cowboy dieses Kapital ist dir gewidmet

Es dauerte eine ganze Woche und beschränkte sich nicht nur auf die Beine. Erst als ich am darauffolgenden Samstag, wieder auf Georges Rücken klettere, lässt der Muskelkater nach. Jason ist gnadenlos. Heute lässt er mich eine geschlagene Stunde traben. Ich reite kaum im Schritt und nur ein wenig im Galopp. Natürlich hat er sofort erkannt, dass der Trab meine Schwachstelle ist. Aber am Ende der Stunde klappt auch das ziemlich gut. Am Nachmittag, lässt er mich auf ein anderes Pferd aufsteigen und gibt mir noch eine Stunde. Ich habe gar nichts dagegen. Es gefällt mir sogar. Am Sonntag sitze ich dann auch noch einmal auf dem Pferd. „Ich habe dir doch gesagt, dass dir das Spaß macht" sagt Jason und treibt George in den Galopp. Nur Fliegen ist schöner. Ich kann gar nicht genug davon kriegen. Darauf, endlich selbst die Zügel in die Hand zu nehmen, erhoffe ich auch bald. Jason behauptet zwar, dass das noch ein wenig dauert. Erst muss mein Sitzt gefestigt werden. Aber Brady, der ab und zu vorbeischaut, ist da anderer Meinung. Sehr zu meinen Gunsten. Am Nachmittag, nach der zweistündigen Reitstunde, fahren wir nach Missoula. Jason muss einige Sachen beim Sattler vorbeibringen und ich begleite ihn. Der Sattler ist ein wenig außerhalb der Stadt. Die Landschaft, ist immer noch winterlich und eingeschneit. Traumhaft. Ich hoffe, dass das so bleibt bis Weihnachten. Ich liebe weiße Weihnachten. Die Sattlerei ist klein und besteht nur aus einer Werkstatt und einem winzigen Laden. Mir fällt sofort ein breiter, Ledergürtel aus hellem Leder ins Auge. Der Gürtel ist mit einem aufwändigen Muster, das vermutlich eingeprägt wurde, verziert. Am Rand ist er mit türkisgrünen Garn bestickt. Das ideale Weihnachtsgeschenk für Jason, da ich weiß, dass er Gürtel sammelt. Da Weihnachten kurz vor der Tür steht, nehme ich mir vor, unter der Woche, die Sattlerei noch einmal zu besuchen. Daneben liegen passende Lederriemen, mit denen man Sporen befestigt.

„Kommst du" fragt Jason, der hinter dem Vorhang in die Werkstatt verschwindet. Ich reiße meinen Blick von den Kunstwerken fort und folge ihm. Der Sattler, ist schon ziemlich alt und dürfte eigentlich seine Rente schon haben. Seine Hände sind von der Arbeit zerschunden und vernarbt. Er erzählt mir, dass er auch aus Deutschland stammt, aber sich nicht mehr daran erinnern könne, weil er schon als Kind vor über sechzig Jahren hier her kam. Allerdings spricht er Deutsch und versucht es umgehen, das an mir zu testen. Es tut gut, wieder in Landessprache zu sprechen. Jason versteht überhaupt nichts und sieht uns fragend an. „Babe, das ist unfair", sagt er irgendwann und setzt sich auf eine Werkbank. Der Sattler grinst und erklärt mir auf Deutsch, dass ich keinen besseren Mann wie Jason finden könnte. Jason versteht nur seinen Namen und wirkt noch verwirrter. Dass wir über ihn reden hat er offensichtlich begriffen. „Er ist nicht mein Mann" erkläre ich dem Sattler. Er zuckt gleichgültig mir einer Schulter „noch nicht. Aber irgendwann bestimmt". Ich spüre, wie ich rot werde und Jason sieht mich jetzt noch komischer an. „Möchte ich es wissen" fragt er etwas beleidigt. „Nein" antworten der Sattler und ich gleichzeitig. „Na schön" Jason springt von der Werkbank und geht zum Ausgang „ich hole die Sachen, damit er nicht so viel Zeit zum Quatschen hat und sich um die Arbeit kümmert". Der Sattler schüttelt sich vor Lachen und deutete mit seinem breiten, verhornten Finger auf Jason „Eifersüchtig ist er auch noch. Gutes Zeichen". Mit krummen Rücken geht er in den hinteren Bereich der Werkstatt und holt sich einen Lederlappen um ein Stück heraus zu scheiden. Soweit ich es beurteilen kann, fertigt er gerade ein Zaumzeug an. Mir gefallen seine Arbeiten, die er überall hängen hat. Sehr kreativ und aufwendig. Außerdem riecht das Leder göttlich. Ich gehe nach draußen um Jason zu helfen. Die halbe Ladefläche ist voll mit Zeug, das repariert und ausgebessert werden muss. Jeder von uns läuft drei Mal, ehe die Ladefläche leer ist und die Werkstatt des Sattlers voll. „Wann rechnest du damit, fertig zu sein" fragt Jason und wirft einen Blick auf den Haufen, den wir herangeschleppt haben. Der Sattler wirft ebenfalls einen Blick darauf „ruf mich einfach in zwei bis drei Wochen an. Deine Chaps sind dann auch bald soweit. Ich habe das erste Bein gestern fertig gestellt. Möchtest du es sehen". Jason nickt und grinst bis zu den Ohren. „Cowboy Weihnachten" erklärt er mir. Die Chaps sind hellgelb mit lila Kontraststreifen. Oben ist eine Bombe eingestickt und lila Flammen schlängeln sich seitlich über die äußere Länge. Schön, aber ich frage mich, warum er so etwas zum Reiten braucht. Sonst trägt er auch nur normale Jeans. „Wann beginnt die Tour" fragt der Sattler Jason. „Ende Januar in New York, wie jedes Jahr". Ich sehe Jason fragend an. „Welche Tour". „Rodeo" erklärt er als sei es das normalste der Welt. „Ich gehöre zu PBR und im Januar geht es weiter". Ich glaube mich verhört zu haben. „Was zum Teufel ist PBR und was geht weiter". Der Sattler sieht mich und Jason an, als ob er jetzt etwas Erwartet. Nur was Erwartet er. Streit. Eine längere Erklärung. Jason kratzt sich am Kopf und schiebt dabei seinen Hut in den Nacken „Ok, du weißt es offensichtlich nicht. Ich dachte, Bill hätte es dir erzählt". Bill hat mir überhaupt nichts erzählt, was hätte er mir auch erzählen sollen. Gibt es denn etwas zu erzählen. „Wir reden später darüber Babe". Ich nicke und lege meinen Arm um seine Mitte, weil er mir etwas nervös vorkommt.

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