Der beste Kuss meines Lebens

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Es wird an diesem Abend früh ruhig, was an einem Samstag normal ist. Die meisten verbringen ihre Abende eher dann in nobleren Clubs als in einer verruchten Honky Tonk Bar. Dadurch habe ich mehr Zeit, mit meinen Gästen zu quatschen. Heute habe ich es vor allem auf meinen Retter abgesehen. Ich setzte mich zu ihn an die Bar und kippe selbst ein Bier. Allerdinings nur eines, da ich gerne noch nach Hause fahren würde. Der Typ sieht toll aus. Das ist mir im Laufe des Abends immer mehr aufgefallen. Er trägt enge Jeans, die seinen Hintern und seine Beine betonen. Dazu ein enges, schwarzes Henley Shirt. Aber am besten ist sein Lächeln. Es ist so Selbstsicher und Sexy, das mir beinahe die Spucke wegbleibt. Er hat ein sehr kantiges, markantes Kinn und strahlt pure Männlichkeit aus, obwohl sein Kopf nicht lang ist. Die Form seines Kopfes ist oval bis leicht quadratisch. Genau richtig eben. An den Seiten, hat er tiefe Grübchen, die man aber vor allem sieht, wenn er Lächelt. Ich könnte sterben für ein solches. Seine Augen gleichen zwei Gletscherseen und sind eher schmal. Ich meine damit, dass er keine kugeligen Fischaugen hat. Eher so einen Coole Sau Blick mit einem Hauch Schlafzimmer. Vielleicht fließt etwas asiatisches Blut in ihm oder vielleicht auch indianisches, wie bei mir. Gut möglich, dass es indianisch ist. Ich verliere mich sooft ich in seine Augen schaue darin und ich schau wirklich oft. Im Laufe des Abends frage ich mich mehrere Sachen. Zum einen, welche Haarfarbe er hat. Klar sehe ich braun unter seinem Hut hervorspitzen. Aber man kann dieses Braun nicht wirklich gut definieren. Ich schätze aber, ein mittelbraun, das im Sommer heller wird. Seine Hände verraten mir, dass er zwar hart arbeitet, dennoch ein wenig Wert darauf legt, dass sie weich und gepflegt sind. Die Nägel sind sehr kurz gehalten, was mir gefällt. Denn Männer mit längeren Nägeln, fallen bei mir sofort durch. Seine Arme sind muskulös und lang. Die Behaarung darauf ist nicht allzu stark, eher ein dunkler Flaum und es bedeutet, dass seine Brust wahrscheinlich unbehaart ist. Hoffentlich. Es gibt nichts Ekligeres als eine behaarte Brust. Selbst wenn der Mann sie rasiert oder wachst. Das mag ich einfach nicht. Ich stehe auf natürliche Glätte. Wir reden eigentlich nur Oberflächlich, da wir uns ja nicht so gut kennen. Aber das ist mir egal, weil ich meinen Spaß will. Irgendwann wird er sehr direkt, verschränkt seine Arme vor der Brust und mustert mich. Er zieht mich mit den Augen aus, das spüre ich. Dass ist aber das Schöne an einem kurzen Abenteuer. Da ist einem alles scheißegal und man wird viel heißer. „Bist du für ein wenig Spaß zu haben". Ich sehe ihn mit einem gespielt müden Blick an. Der junge Cowboy möchte mich abschleppen, das steht nun offiziell fest und ich habe den ganzen Abend auf diese Frage gewartet. Unser restlicher Abend endet nicht mit einer Autofahrt. Schön. Gut. Juhu. Weil er gut aussieht und mir gefällt, habe ich nichts dagegen. Ach was sage ich da, er ist der geilste Typ, den ich jemals getroffen habe. Außerdem ist er sehr nett und höflich. Zu leicht mache ich es ihm aber nicht. Ein bisschen muss er schon mitspielen. „Na klar, aber du musst mir schon verraten, welchen Spaß du genau meinst". Sofort lässt er sich um den Finger wickeln und spielt mein Spiel mit. Ich liebe flirten, das könnte ich den ganzen Tag tun. „Kommt darauf an, wie weit du gehst" sagt er rau. Ich beuge mich über die Bar zu ihm und zupfe unauffällig an meinem Shirt, damit er mehr von meinem Ausschnitt sehen kann. Seine wundervollen Augen wandern sofort dorthin. „Ich gehe weiter als du denkst" sage ich heiser und halte seinen Blick fest. Der Cowboy wird nervös „OK. Super". Geschafft. Mein Plan, ihn wenigstens aus dem Konzept zu bringen ging voll auf.

Ich glaube, dass er nicht damit gerechnet hat, dass er mich heute noch flachlegen kann. Ich saniere schon beim Aufräumen und Gläserspülen darüber nach, wie er sich im Bett anstellt. Hoffentlich nicht zu zaghaft. Charly entlässt mich schon um drei, weil die meisten Gäste schon gegangen sind. Heute ist ganz offenbar mein Glückstag, denn ich habe den Sexiest Cowboy Alive gefunden und der, der will auch noch mit mir in die Kiste. Gleich im Anschluss. Also eine Stunde Früher als geplant, hänge ich meinen Schurz an den Haken, zähle mein Geld und ich bin mit meinem Lohn zufrieden. Wenn ich noch mehr Haut zeigen würde, wäre er bestimmt besser. Im Personalraum schnappe ich mir meine Tasche und stopfe meinen Geldbeutel hinein. Ich winke Charly beim Hinausgegen und trotte zur Bar, wo mich der Cowboy schon erwartet. Zum Glück ist der Typ der mich hergebracht hat nicht so betrunken, dass ich ihn stützen muss. Aber fahren kann er wirklich nicht mehr. „Wir müssen allerdings erst noch tanzen" sagt er trocken und packt meine Hüften. Ich stemme mich mit beiden Händen gegen seine Brust um ihn besser in die Augen sehen zu können. „Du möchtest entweder die Sache hinausziehen um dir beim Tanzen die Beine zu brechen oder du hast vor, mich voll und ganz zu blamieren. Vielleicht sogar beides". Er schüttelt den Kopf und grinst. Dabei erkennt man deutlich seinen Alkohol Pegel. Aber das stört mich überhaupt nicht, im Gegenteil es ist süß und ich würde ihn gerne küssen. Während er mich zur Tanzfläche zieht, werfe ich meine Schultertasche auf einen Stuhl und ordne meine Haare. Meine Haare sind zwar nicht unordentlich. Das mache ich nur, weil er mich jetzt in Verlegenheit bringt. Die Tanzfläche ist fast leer. Einzig zwei weitere Pärchen, die schon den ganzen Abend hier verbracht haben, schwirren umher. Es läuft ein eher schnelleres Stück von Lee Brice / I don't dance und im Moment passt es perfekt. Zu mir. Ich stelle mich ziemlich dumm und ungelenk an. Doch das tue ich bei neuen Tanzpartnern immer, da ich mich erst auf deren Rhythmus und Schrittlänge einstellen muss. Beim zweiten Song, läuft es besser und ich bin in meinem Element. Wer mich sieht, zeigt mit einen Vogel. Ich drehe völlig durch, schon bei den ersten beiden Takten. Ich liebe diesen achtziger Song, der von the Calling neu aufgenommen wurde und ein Soundtrack zu Sweet Home Alabama wurde. Ich singe sogar mit, drehe mich Arschwackelnd von dem Cowboy weg und lege eine atemberaubende Show, a'la Coyote Ugli hin. Allerdings ohne dabei, ihn aus den Augen zu lassen. Ich mache den Cowboy schon auf der Tanzfläche scharf, genauso wie die restlichen Betrunkenen, die noch in der Bar herum lungern und mich mit lauten Pfiffen anfeuern. Sogar Charly ist aus seinem Büro gekommen. Sein erster Schritt war die Musik noch lauter zu drehen. Ich reibe mich mit meinem Oberkörper an meinem Tanzpartner und schubse ihn bei den Refrains wieder weg. Dann drehe ich mich um umfasse sein Genick und tanze mich abwärts. Seine Hände legen sich dabei auf meine Rippen. Als der Song verstummt, wird mir dann auch bewusst, was ich völlig stocknüchtern angestellt habe und Hitze steigt in meine Wangen. „Keep your Hands by yourself...hoffentlich meinst du das nicht ernst" flüstert der Cowboy in mein Ohr und hält mich immer noch fest. Die Menge johlt über meine Einlage und Charly klatscht begeistert. Ich drehe meinen Kopf und ihm über meine Schulter hinweg anzuschauen. „Ich liebe diesen Song und keine Sorge, das wollte ich ganz bestimmt nicht damit ausdrücken". Ich spüre seine Lippen an meinem Mundwinkel. Oh Gott, sie sind so weich und zart. Meine Beine sind kurz davor einzuknicken. Leider bleibt es nur bei diesem einen, sinnlichen, kurzen und bisher beste, Mundwinkelkuss in meinem Leben. Ich stöhne enttäuscht auf, als er sich zurückzieht. Seine Hand legt sich in meine und die langen, starken und dennoch schlanken Finger schließen sich sanft um meine. „Lass uns gehen" flüstert er dich an meinem Ohr. Draußen ist es noch frischer, als vor ein paar Stunden. Mein Traummann, ich bin sicher er ist es, sperrt seinen Wagen auf und schiebt mich zur Fahrerseite. Obwohl er nur einen halben Kopf größer ist als ich, muss ich den Sitz nach vorne stellen. Allerdings habe ich keine Ahnung wie man das macht. „Du musst seitlich einen Knopf nach vorne ziehen". Da ich den Hebel oder besser gesagt den Knopf nicht finden kann, kommt er wieder auf meine Fahrerseite und greift zwischen meine Beine und mit einem kräftigen Ruck, sitze ich weiter vorne, dicht vor dem Lenkrad. „Scherz Kecks" sage ich zu ihm und suche nun selbst noch einmal nach dem Hebel um wieder ein Stück zurück zu gleiten. Lächelnd bleibt er neben der Tür stehen mit einer Hand auf dem Dach des Trucks und die andere auf dem Rahmen der Türe. „Brauchst du noch etwas" fragt er lächelnd „ich kenne mich mit diesem Truck bestens aus". Ich lache laut „das glaube ich dir gerne". Sein Blick wird ernst „du hast ein sagenhaftes Lachen". Ich werde rot, denn dieses Kompliment kann nicht stimmen. Mein Lachen ist ganz und gar nicht sagenhaft. Es ist laut, hart und schrill. Es ist vielleicht etwas ansteckend, aber keinesfalls ist es sagenhaft. Gut dass er meine Gesichtsfarbe nicht erkennen kann. Dafür ist es zu dunkel. Als sich diese unangenehme, drückende Stille breitmacht, ergreift er als erstes die Initiative und beugt sich zu mir. Sein Gesicht ist so dicht vor mir, dass seine Nasenspitze fast meine Wange berührt. „Darf ich dich küssen". Ich sage nichts und nicke auch nicht, sondern lege meinen Mund auf seinen. Er öffnet seinen Mund und erwidert meinen Kuss gierig. Seine Lippen sind nicht nur weich und zärtlich, sie schmecken auch besonders gut. Ich erschauere von dieser federleichten Berührung mit seiner Hand an meinen Wangen. Der Kuss dauert lange und ich wünschte, er würde nie enden. Doch irgendwann zieht er sich zurück und geht um den Truck herum zur Beifahrerseite. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das eben der beste Kuss meines Lebens war.


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