Das Versprechen

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„Darf ich mal wieder Gratulieren", fragt Brady herzhaft lachend und wackelt mit seinen Augenbrauen. „Ich glaube, du stehst da drauf", sage ich und boxe sanft gegen seine Schulter, die er theatralisch festhält. Als ob ich ihn den Arm gebrochen hätte. „Hattet ihr Spaß", fragt er dann weiter und grinst bis zu den Ohren. „Natürlich, was denkst du denn". Er reibt sich lachend das Kinn. „Ich bin ja froh, dass ihr ins Hotel gegangen seid, denn eure Trailer Aktionen sind ziemlich peinlich. Man kann dich jedes Mal meilenweit hören. „Kann man nicht", schimpfe ich und boxe ihn etwas fester gegen den Oberarm. „Doch kann man", sagt Jason und blättert in einer Zeitschrift, die er gelangweilt auf den Tisch zurück wirft. „Wann wollt ihr heiraten", fragt Brady und setzt sich auch in einen Campingstuhl. Ich nehme meine Cola und trinke einen Schluck. „Keine Ahnung", antworte ich. „Darüber haben wir nicht geredet". Jason grinst bis zu den Ohren. „Wir könnten noch hier in Vegas heiraten". Beinahe hätte ich die Cola wieder herausgeprustet. „Bill würde dich umbringen". Brady nickt zustimmen und öffnet sich zischend ein Bier. „Da stimme ich dir zu. Allerdings wird er Jason so und so umbringen. Wenn ihr gleich hier heiratet, kann er euch das nicht mehr ausreden". Da hatte er natürlich Recht. Ich sehe zu Jason der mich mit nachdenklichen Blick ansieht und offenbar dasselbe denkt, wie ich. „Nein, ich möchte, dass Bill davon weiß. Heimlich heirate ich seine Tochter nicht. Das ist nicht fair. Er muss zumindest Bescheid wissen". Brady zieht ein Handy aus seiner Hosentasche „Hier bitte, am Telefon kann er dich schlecht umbringen". Jason schieb es lachend von sich „Damit nehme ich ihm aber die Möglichkeit es zu tun und das wäre auch nicht fair. Ich will ja kein Verständnis und brauche auch keinen Segen. Weil den werden wir mit Sicherheit nicht bekommen. Aber ich möchte Fair spielen". Brady lacht „Du Schweinehund möchtest als Märtyrer sterben". Jason lacht herzlich und prostet ihm zu. „Ja das ist besser als von einem Mustang totgetrampelt zu werden". Schlagartig steigt Säure in mir hoch. Das finde ich gar nicht witzig. Jason bemerkt, dass ich die Luft anhalte. Verdammtes Rodeo. „Das war ein Witz Babe. Ich habe alles im Griff".

Dass er nicht immer alles im Griff hat, sieht man einen Tag danach. Jason hing am Pferd fest und wurde von dem buckelnden und keilenden Tier durch die komplette Arena geschleift. Es startete schon so blöd. Das Tier fiel Rückwärts aus dem Gatter, als dieses sich öffnete und landetet mit seinem ganzen Gewicht auf Jason. Zwar ist es gleich wieder aufgestanden, doch dabei trampelte es auf seinem linken Bein herum. Dann versuchten die Clowns und Cowboys das Tier einzufangen und die Schlaufe zu öffnen, allerdings ergebnislos. Eine ganze Menschentraube brachte das Tier nach zwölf schrecklichen Sekunden zum Stehen und es fiel noch einmal auf Jason. Eine ganze Weile lag er bewusstlos und regungslos in der Arena. Die Cowboys, knieten sich um ihn herum und versperrten mir die Sicht auf ihn. Ich saß ausnahmsweise auf der Tribüne und habe das Schlamassel beobachtet. Mit offenen Mund beobachtete ich, wie sie ihn auf einer Trage nach draußen trugen und ich suchte umgehend nach Brady, der unten bei den Cowboys auf seinen Einsatz wartetet.

Jetzt sitzen wir in einem Krankenhaus in Vegas und warten auf den Arzt. Sie haben mich nicht zu ihm gelassen, obwohl ich gleich nach unten gestürmt bin und alle ziemlich heftig beschimpft habe. Brady hat mich in ein Taxi gepackt und hat mich die ganze Zeit beruhigt, obwohl er selbst total aufgelöst war. Wir sitzen bestimmt eine ganze Stunde im Wartebereich, als die Türe aufgeht und eine Krankenschwester uns bedeutet, ihr zu folgen. „Sind sie mit Jason verwandt", fragt sie Brady und mich. „Ich bin sein Bruder und Ricky ist seine Frau", lügt er. Die Schwester nickt aber verlangt keine Beweise dafür. „Er hat sich drei Wirbel angebrochen, den Fuß ziemlich gequetscht und eine leichte Gehirnerschütterungen sowie ein paar Prellungen und Platzwunden. Er sollte ein paar Tage zur Beobachtung bleiben. Wir haben Mr. Rise in ein orthopädisches Korsett gesteckt, mit dem er sich Bewegen darf. Allerdings sollte er sich ein paar Monate vom Rodeo fernhalten". Falsch denke ich, er sollte sich für immer von diesem blödsinnigen Sport fernhalten.

Jason liegt in einem Bett, dass von einer Plastikumrandung umgeben ist. Er schläft nicht und scheint starke Schmerzen zu haben. Sein Gesicht ist grün und blau geschwollen, sodass ich ihn nur auf den zweiten Blick erkenne. Es erinnert mich an meines, als der Typ damals in der Bar.... Ich verdränge sofort den Gedanken daran und konzentriere mich wieder auf meinen Freund. An der Stirn hat er ein riesiges Pflaster auch an der Schläfe und am Kinn. Er lächelt gequält, als er mich sieht. Seine Lippen sind aufgesprungen und trocken. Ich mache ihm keine Vorträge, weil er nicht in der Verfassung dafür ist und hoffe, dass er selbst eine Lehre daraus gezogen hat. Ich küsse vorsichtig seine Stirn. „Oh Gott, hast du schlimme Schmerzen". Er versucht ein Lächeln, das allerdings misslingt. „Nein, nur ganz normale Cowboyschmerzen". Brady lacht leise und setzt sich auf den Fenstersims. „Du warst schon bedeutend schlimmer dran". Mir bleibt die Luft weg. „Es gibt eine noch schlimmere Version von dem", frage ich hysterisch. Jasons Blick wandert zu mir. „Ja, das ist aber schon ein paar Jahr her. Da ging ich noch zur Schule. Aber so schlimm auch wieder nicht, um es an die große Glocke zu hängen". Seine Stimme klingt anders als sonst. Schwächer und atemloser. Brady räuspert sich „Schädelbruch, Lungenriss und beide Beine waren gebrochen. Habe ich etwas ausgelassen". Jason wirft ihm einen giftigen Blick zu. „Seitdem ist meine Nase ein wenig schief". Ich kann es wirklich nicht glauben, die beiden machen sich auch noch Lustig über mich. „Du hättest draufgehen können" flüstere ich, aber laut genug, damit die beiden es hören. „Du hättest draufgehen können und mich alleine gelassen. Ich finde das überhaupt nicht witzig". Ich glaube, dass er kapiert, was ich damit meine. „Bitte reite die Mustangs nicht mehr. Du kannst Kälber umwerfen so viel du möchtest, aber versprich mir, dass du dich von den buckelnden Mistviechern fernhältst". Da er nicht gleich antwortet, wiederhole ich mich. „ Bitte versprich es mir, das ist purer Wahnsinn". Jason schnaubt genervt aber sein Blick wird weich. „Ok, aber das TieDown bleibt". Damit habe ich kein Problem. Brady wirkt auch zufriedener, dass ich Jason das Versprechen abgenommen habe. Vielleicht schaffe ich es bei ihm auch noch. Irgendwann geht Brady nach draußen in den Flur, um Jason eine Cola zu holen. „Ich liebe dich", sage ich zu Jason und küsse seinen Mundwinkel. Er richtet sich ein wenig auf. So gut es seine Verletzungen eben zulassen. „Ich muss dich wirklich lieben", sagt er und verzieht sein Gesicht. „Sonst hättest du mir das Versprechen nicht abnehmen können".


Cowboy in Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt