Wahrheiten unter der Wüstensonne

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Irgendwie finde ich nie den richtigen Moment, Jason von dem Baby zu erzählen. Noch nicht einmal, als meine Hosen im September nicht mehr richtig passen. Dass Brady davon weiß, macht es mir leichter es zu verstecken, weil er schön brav mit mir zusammen Jason anlügt. Aber es wird endlich Zeit, dass ich zum Arzt gehe. Schließlich bin ich schon im vierten Monat. Sicher waren wir auch mal ein paar Tage zu Hause. Aber ich hatte nie die Gelegenheit, auch nur einen Termin zu vereinbaren. In der Zeit, in der ich zu Hause bin, wasche ich meine Wäsche und suche nach einem neuen Job. Auch das ist nicht so leicht, da ich mich nicht vorstellen kann, wenn ich unterwegs bin. „Du hast zugenommen Babe" sagt Jason und kneift in meinen Hintern. Die Jeans sitzen jetzt auch dort stramm. „Ja das kommt von deinem verdammten Fastfood" schimpfe ich und küsse seine vom Rodeo lädierte Nase. Er kitzelt mich und küsst meine Wange. „Du fluchst schon wie ein verdammter Cowboy" sagt er und hebt mich hoch, nur um mich auf seiner Motorhaube wieder abzusetzen. Dann schiebt er sich mit seinem Oberkörper zwischen meine Beine, zieht meinen Kopf zu sich nach unten und küsst mich aufbrausend. Er hat heute wieder einmal einen Sieg davon getragen, was ihn sehr glücklich macht. Ich kann mit dem Rodeo nicht so viel anfangen. Vor allem aber, wenn er auf so einem buckelnden Vieh sitzt. Er startet zwar auch bei den Tie Down Ropern, aber das scheint ihm immer etwas zu langweilig zu sein. Wenn ich einmal zusehen sollte, dann nur, wenn er ein Kalb mit dem Lasso fängt. Sicher habe ich mir schon den einen oder anderen Ritt von Jason angesehen. Aber dabei sterbe ich fast vor Angst. „Hast du meinen finalen Ritt gesehen" fragt er mich und legt seinen Hut neben mich auf die Motorhaube. „Nein tut mir leid, das ertrage ich nicht". Er nickt und streicht mir ein paar verschwitzte Haare aus der Stirn. „Du wirst dich daran gewöhnen". Ich fahre mit den Fingerspitzen über seine neuen Verletzungen. Er hat sie sich erst dieses Wochenende zugezogen. Sie sind nicht gravierend, aber es macht mir trotzdem Angst. „Möchtest du das nächstes Jahr wieder tun" frage ich leicht genervt. Obwohl ich es versuche, kann er meinen Unterton sofort heraus hören. „Babe, das hatten wir schon einmal. Ich bin noch zu jung um aufzuhören. Die besten Jahre habe ich noch vor mir". Am liebsten würde ich ihn anschreien, dass er es so bald wie möglich lassen soll, weil er Vater wird. Aber so, unter einem sich anbahnenden Streit, ist das keine gute Idee. Brady, der in einem Campingstuhl sitzt und sich die Nevada Sonne auf dem Bauch scheinen lässt, schiebt seine Brille auf die Nasenspitze und schüttelt den Kopf „Das Rodeo ist nicht gefährlich". Er versucht mich zu beruhigen, aber es wirkt bei mir nicht. Dass die zwei unter einer Decke stecken, ist mir eindeutig zu viel. „Da musst du, gerade reden Brady. Ich glaube, dass du noch Suizidgefährdeter als Jason bist". Er zuckt gleichgültig seine Schultern und fällt in den Stuhl zurück. Brady habe ich schon öfter reiten sehen. Und ich glaube, dass er wirklich nicht an seinem Leben hängt. „Außerdem solltest du doch für deine Prüfung lernen oder", plaume ich ihn an. Jason und Brady lachen über mein Geschimpfe, was mich noch wütender macht. Meine Hormone spielen dabei auch eine wichtige Rolle. Ich bin ziemlich schnell gereizt, heule schnell und lache dann aber oft gleich wieder. Wie eine Geistesgestörte. Ich wundere mich, dass das Jason noch nicht aufgefallen ist. Weil ich mich so aufrege, bekomme ich Schluckauf. Ich dachte immer, dass nur Babys Schluckauf bekommen. Doch bei mir ist das anders. Ich bekomme Schluckauf und danach Sodbrennen von der übelsten Sorte. „Du solltest etwas Trinken Babe und dich nicht so aufregen", sagt Brady. „Halt deine Klappe und benutze den Scheiß Kosenamen von Jason, den er sich für mich in einer unterbelichteten Minute einfallen ließ, nicht mehr", fauche ich und springe vom Truck. Dass von Fahrzeugen herunter hüpfen, keine so gute Idee ist, wird mir erst bei der Landung klar. Mir fehlt zwar nichts, trotzdem soll es für das Baby nicht gut sein. Brady wirft mir einen warnenden Blick zu. Offenbar hat er das Gleiche gedacht. „Wo gehst du hin Babe", ruft Jason und läuft mir nach. „Ich wollte mir nur eine Cola gegen den Schluckauf holen, wenn du nichts dagegen hast". Er hebt abwehrend seine Hände in die Höhe. „Schon gut. Ich habe kapiert, dass du wieder einen schlechten Tag hast". „Ich habe keinen schlechten Tag. Ich habe nur einen nervtötenden Freund, der mir null Raum lässt und zu allem Überfluss noch ziemlich egoistisch seinem kindischen Rodeo nachhängt". Ich gehe meine Cola holen und heule dann auch noch. Na toll. Jason ist mir nicht nachgegangen, was mich traurig macht. Aber ich kann ihn auch verstehen, weil ich ihn so angefahren habe. So wie heute habe ich ihn noch nie angefahren. Es wird wirklich Zeit, dass ich ihm von dem Baby erzähle, sonst schickt er mich noch in die Wüste, weil ich so unausstehlich bin. Ich würde mir ja selbst an seiner Stelle den Laufpass geben.

Cowboy in Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt