Kapitel 9

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Mit verschränkten Armen und Schmollmund saß ich auf dem Doppelbett von Amala

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Mit verschränkten Armen und Schmollmund saß ich auf dem Doppelbett von Amala. Ich hatte mich in die bauschigen Kissen zurückgelehnt, während sie sich angeregt mit meiner Mom über Skype unterhielt und ihr von spannenden Erlebnissen im Yellow Skies erzählte. Eines dieser spannenden Erlebnisse war in diesem Moment anscheinend meine Umarmung mit Taehyung vor ein paar Stunden.
"Oh, ich freue mich so, dass du endlich jemanden kennenlernst, Norang. Du hast dich immer so zurückgezogen, wenn sich jemand für dich interessiert hat."
"Oder sie hat es gar nicht erst bemerkt", fügte Amala hinzu und ich schmollte nur weiter. Sollten sie doch über mich reden und darüber, wie ich bisher meine Identitätsfindung und meine Karriere vor dem Finden eines Partners gestellt hatte.
"Ich war halt bisher nicht am Daten interessiert, okay, ihr Tratschtanten?"
Mom lachte schallend, während Amala mich mit einem wissenden Schmunzeln und hochgezogenen Augenbrauen musterte. "Bisher, huh? Da hat sich ja scheinbar was geändert."
Frustriert grummelnd nahm ich eines der Kissen hinter meinem Rücken weg und drückte es auf mein Gesicht. Ich wollte nicht darüber reden. Ich wollte nicht einmal darüber nachdenken, wie sehr mein Puls in die Höhe schoss, wenn ich an Taehyung dachte, an seine tiefe Stimme, dieses verflucht süße Lächeln und seine noch süßere Fürsorglichkeit. Denn immer mischte sich meine zunehmende Zuneigung zu ihm mit meinem schlechten Gewissen.

"Es ist ohnehin hoffnungslos. Wenn er erst einmal weiß, wer ich bin, wird er sich sicherlich verraten vorkommen und mich immer mit dem Blick betrachten, mit dem Tracy Hill mich angesehen hat, als ich unserer Freundesgruppe erzählt habe, dass ich Trans bin."
"Wie hat sie dich denn angesehen?", fragte Mom besorgt und Amala seufzte. Sie war dabei gewesen. Sie hatte mich unterstützt, als ich mich dazu entschieden hatte, unseren engsten Uni-Freunden davon zu erzählen.
Ich setzte mich wieder auf und richtete meine vom Kissen verstrubbelten Haare. Dann zuckte ich die Schultern und rief mir diesen Gesichtsausdruck vor Augen, den ich vor Jahren schon wieder aus meinem Gedächtnis gestrichen hatte.
"Erst hat sie mich angesehen, als hätte sie Mitleid mit mir und würde im nächsten Moment ein 'Awww' ausstoßen, in der Hoffnung, dass alle einstimmen würden. Dann sah sie ziemlich verkniffen aus und redete für den Rest des Abends kaum. Nach ein paar Wochen war dann klar, dass sie dieses Wissen aus unserem Freundeskreis vergrault hat."
Amala schüttelte heftig den Kopf, als hätte ich irgendetwas falsch wiedergegeben.
"Uh-uh, die Tatsache, dass du Trans bist hat sie nicht vergrault. Ihre schrecklichen Vorurteile Transpersonen gegenüber haben sie vergrault. Es lag nicht an dir. Mit dir war und ist alles in Ordnung."
Ich lehnte mich gegen sie, dankbar dafür, dass sie mir mal wieder eintrichterte, dass solche Momente nicht meine Schuld waren. Immerhin war ich einfach nur ich selbst und wenn Menschen das nicht akzeptieren konnten, dann war es eben ihr Problem.

"Amala hat recht. Du bist immer so lieb zu allen, du solltest dir also keine Vorwürfe machen."
Ich lächelte Mom an und schickte ihr einen Luftkuss, den sie über das Skype-Telefonat auffing und gegen ihre Brust drückte, als würde sie ihn direkt in ihr Herz transferieren wollen.
"Norang, denk immer daran, dass wir dich alle lieb haben!", rief Victoria von irgendeiner Stelle des Raumes herüber und Mom wandte sich schmunzelnd um, bevor sie sich mit einem Grinsen im Gesicht kopfschüttelnd wieder uns zuwandte.
"Ich habe euch auch alle lieb."
"Okay." Mom klatschte in die Hände und setzte sich in einen Schneidersitz. "Bevor wir ganz rührselig dieses Telefonat beenden, wollte ich euch beiden noch Bescheid geben, dass wir im Juni mal bei euch vorbeischauen werden. Ich habe Tori ein wenig überreden müssen mitzukommen, aber wir werden einen Teil unseres Urlaubs in Seoul verbringen und euch besuchen. Immerhin fange ich langsam an, euch wirklich zu vermissen. Ihr habt uns ja nicht einmal besucht, bevor ihr nach Südkorea geflogen seid."
Moms Partnerin ließ sich neben sie auf das Bett fallen, schlang einen Arm um sie und drückte ihren kurzen roten Lockenschopf gegen Moms Kopf, so dass sich ihre Haare mit den langen schwarzen Strähnen meiner Mom mischten.
"Lasst euch nichts erzählen, sie will euch besuchen kommen, seitdem feststeht, dass ihr für eine Weile nach Seoul zieht. Sie ist ganz besessen darauf eure Wohnung zu sehen und alle eure neuen Freunde kennenzulernen."

Yellow Skies || kim taehyungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt