Kapitel 15

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Taehyung hatte an alles gedacht

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Taehyung hatte an alles gedacht. Frisches Obst, dass er für uns in Stücke schnitt, kleine Sandwiches, die er schon vorher in süße Quadrate geschnitten hatte, der schokoladige Kuchen aus dem Café, der so weich war, dass er zwischen jeder Zahnlücke hängen blieb und als Erfrischung kalte Tees, in die er Zitronenscheiben und Waldbeeren hineingegeben hatte.
Er hatte sogar Gläser mitgenommen, die wir mit einem Deckel verschließen konnten, so dass wir aus bunten wiederverwendbaren Strohhalmen tranken.
"Wie kann ein Picknick so organisiert sein? Das erinnert mich an die Picknicke, die meine Mutter mit uns gemacht hat, als wir klein waren."
Erst als die Worte raus waren, wurde mir bewusst, was ich da gerade ausgeplappert hatte. Ich sah zu Taehyung und versuchte nicht allzu ertappt zu wirken. Er lächelte allerdings selig vor sich hin und sah zum See hinaus.
Erleichtert atmete ich aus. Er schien nicht bemerkt zu haben, dass ich über uns redete. Im Sommer hatte Mom oft mit Taehyung, seiner Mom und mir ein Picknick gemacht. Sie hatte immer darauf bestanden, das Picknick vorzubereiten und es war bereits ohne die trotzdem mitgebrachten Snacks der Kims immer ein Festmahl gewesen.
"Ich habe es mir von einer wirklich wunderbaren Frau abgeguckt. Immer, wenn ich an die Mutter meines Kindheitsfreundes denke, habe ich das Gefühl, dass sie mir ebenfalls eine Mutter war, wie meine eigene. Deine entspannte Art erinnert mich ein wenig an sie. Deswegen habe ich gedacht, dass dir ein Picknick vielleicht gefallen könnte."

Tränen stiegen mir in die Augen. Ich wusste nicht genau, ob sie eher vor Rührung oder vor Überforderung kamen. Taehyung schien sich so klar an Mom und mich zu erinnern, dass es mir etwas Angst machte. Wie sollte ich ihm bloß sagen, dass ich neben ihm saß? Dass wir nach Jahren wieder ein Picknick zusammen genossen. Diesmal jedoch nicht als beste Freunde, die am See spielten und die Enten ärgerten, sondern als Erwachsene, die auf einem Date waren. Mir wurde klar, dass ich es ihm nicht länger verheimlichen sollte. Nicht, wenn er so ehrlich zu mir war und so etwas wunderbares für mich tat.
"Hey, alles in Ordnung, Norang?" Tae berührte sanft meine Schulter und ich nickte noch etwas abwesend, während ich zurück in die Wirklichkeit driftete.
"Ja, ich habe nur gerade ... Ich frage mich wirklich, wie du denken kannst, ich wäre entspannt. Ich bin das genaue Gegenteil."
Vielleicht hätte ich einfach mit der Wahrheit herausrücken sollen, doch ich wollte es nicht hier machen. Nicht, wenn ich nichts vertrautes um mich herum hatte, das mir Halt und Sicherheit gab. Ich war mir zwar ziemlich sicher, dass Taehyung nicht ausfallend oder dergleichen werden würde, wenn ich ihm erzählte, dass ich Trans war und zudem sein verschollener Kindheitsfreund, aber es war immer gut auf Nummer sicher zu gehen.
"Oh. Naja", er rieb sich über den Nacken und sah durch die Gegend. "Das klingt jetzt wahrscheinlich ziemlich gruselig, wenn ich es dir sage, aber immer, wenn ich dir im Café für eine Weile beim Arbeiten zusehen kann, dann wirkst du ziemlich entspannt. Während du schreibst, sieht es immer so aus, als wäre es kaum Arbeit für dich. Und manchmal nickst du dir selbst zu, als hättest du gerade einen wirklich guten Absatz geschrieben."
Taehyung lächelte und es schien, als würde er die Entspannung spiegeln, von der er gerade sprach.
"Außerdem", fügte er schnell hinzu, "als wir eben bei der Ausstellung waren, war es, als sei in dir eine innere Ruhe, die auf alles übergeht, das dich umgibt. Ich hatte das Gefühl, neben dir konnte ich viel besser durchatmen. Als wären wir wirklich in einem dieser Gärten."

Yellow Skies || kim taehyungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt