Kapitel 25

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"Sollen wir

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"Sollen wir ... zuerst etwas essen?", fragte ich unsicher.
Wir waren bei Taehyung angekommen und luden gerade alles in der Küche ab.
"Ich hatte gedacht, wir könnten während des Essens reden?" Er sah ebenfalls etwas unsicher zu mir hinab, aber ich nickte mit einem Lächeln.
Warum nicht? Es war vermutlich gut, wenn wir beide etwas im Magen hatten, wenn wir eine Beschäftigung hatten, während ich die Bombe endlich platzen ließ.
"Ich muss nur schnell was aus meiner Tasche holen, bevor wir anfangen."
Wir deckten den Tisch und ließen entspannte Musik laufen - Taehyungs Jazz-Sender, den ich gerade wirklich zu schätzen wusste. Dann gab es kein Zurück mehr, als ich den Umschlag aus meiner Tasche zog und zurück in die Küche ging, um gegenüber von Taehyung platz zu nehmen. Sein Blick wurde direkt von dem weißen Papier angezogen. Ich wollte es nicht noch spannender machen, also schob ich den Umschlag zu ihm hin.
"Bestechungsversuche zählen nicht, schon vergessen?", versuchte Tae zu spaßen, aber er klang weiterhin etwas unsicher.
"Keine Sorge, die Bestechung kommt erst mit dem Nachtisch. Wenn wir überhaupt soweit kommen."

Er griff nach dem Umschlag und ich trank schnell ein Schluck Wasser, bevor ich einfach sagte.
"Das sind Bilder von uns, bevor Mom und ich in die USA ausgewandert sind. Ich habe versucht aus jedem Jahr, in dem wir befreundet waren eins auszuwählen. Das Ganze war ... lange bevor ich mit meiner Transition begonnen habe, weshalb du mich vermutlich nicht wirklich wiedererkennen wirst."
Während er mir zuhörte, zog er die Bilder aus dem Umschlag und betrachtete sie stumm. Ich konnte in seiner Miene nichts lesen und ein heiß-kalter Schauer der Angst lief mir über den Rücken, der meine Hände mit kaltem Schweiß benetzte und einen Knoten in meinem Magen formte. Ich exte mein Glas Wasser und rang mit mir, ob ich noch mehr erzählen oder erst einmal abwarten sollte. Die Entscheidung blieb aber eindeutig bei ersterem Hängen, da ich gesagt hatte, dass ich ihm die Wahrheit sagen würde.
"Die Entscheidung wegzuziehen war keine geplante und zuerst auch keine freiwillige. Mom hat diese Entscheidung für mich getroffen, um uns zu schützen, weil mein Vater nie damit klarkam, dass ich ein Mädchen bin und meine Mutter es einfach so akzeptierte und die richtigen Pronomen verwendete und mir erlaubte, mein Haare wachsen zu lassen. Sie hatte mit ihm gesprochen, aber das endete in lautstarken Argumenten und Beschimpfungen, also hat sie die Reißleine gezogen und wir sind so ziemlich in einer Nacht und Nebel Aktion in die USA ausgewandert und bei ihrer damaligen Schulfreundin und nun Partnerin untergekommen."
Ich schluckte die Tränen hinunter, die sich bilden wollten und versuchte mit ruhiger Stimme weiter zu erzählen.

"Ich habe oft darüber nachgedacht, wie unfair ich zu dir war, dass ich dir von all dem nie erzählen konnte und dass ich mich nicht von dir verabschieden konnte. Als ich dich dann wiedergesehen habe, haben meine Angst und Bedenken übernommen und ich dachte zuerst, es sei das Beste, mich einfach von dir fernzuhalten und später dann, als wir uns angefreundet haben, dieses Detail, dieses riesige Detail, einfach vor dir zu verstecken. Das konnte ich aber nicht länger tun, als ich angefangen habe, mich in dich zu verlieben und ich alles von unserer gemeinsamen Kindheit wusste, von einer verlorenen Freundschaft, an die du dich immer noch so sehr erinnerst, wie ich. Ich wusste, ich muss dir so schnell wie möglich davon erzählen, aber jedes Mal, wenn ich es mir fest vorgenommen habe, habe ich kalte Füße bekommen.
Ich wusste einfach nicht, wie du darauf reagierst, dass die Frau, mit der du auf Dates gehst, mit der du vielsagende Blicke tauschst, Morgenküsse in warmen Betten, Gutenachtküsse bevor man sich am nächsten Tag wiedersieht, dass du sie nicht immer nur als die Frau kanntest, die sie jetzt ist, sondern schon vorher, als vermeintlich anderen Menschen, der sie im Kern nie war."
Taehyung machte bereits seine zweite Runde durch die Fotos und blieb bei einem länger hängen, als bei allen anderen. Ich wollte noch etwas Wasser trinken, doch wurde daran erinnert, dass mein Glas bereits leer war.
Ich konnte nicht aufstehen, um mir neues Wasser einzuschenken. Vor lauter nervenaufreibender Spannung war ich auf meinem Stuhl gefesselt und sah dabei zu, wie Taehyungs Augen sich hin und her bewegten, während er jedes Detail des Bildes in sich aufzunehmen schien.
Irgendwann schoss sein Blick nach oben und ich schluckte hart, sah auf mein Wasserglas hinunter, das ich zwischen meinen Händen hin und her drehte und versuchte das Brennen der Tränen zu ignorieren.

Yellow Skies || kim taehyungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt