"Okay, Operation Wahrheit kann starten. Hast du schon eine Ahnung, wie du das anstellen willst?"
Amala und ich standen in der Küche und erledigten den Abwasch. Ich hatte ihr am Abend zuvor, nachdem Taehyung mich nach Hause gebracht hatte, noch berichtet, was alles passiert war. Nicht in jedem kleinsten Detail, aber zumindest so, dass sie einen groben Überblick über die Situation hatte. Sie war ziemlich erfreut über den Verlauf der Dinge gewesen, aber sie hatte auch deutlich gemacht, dass es nun wirklich an der Zeit war, mit der Sprache rauszurücken, wenn es mich weiter so sehr belastete. Denn das tat es. Ich hatte mich, nachdem die Euphorie des Dates abgeebbt war, gefühlt wie eine Betrügerin, die die Wahrheit nur noch aus Einfachheit zurückhielt. Amala hatte mich schnell beruhigt, aber sie hatte nicht verschwiegen, dass das ein Zeichen war, es endlich hinter mich zu bringen, bevor die Lüge alles schöne auffraß.
"Ich bin mir nicht sicher. Ich weiß nicht einmal, wie ich es ihm sagen will. Ganz zu schweigen von dem ganzen Drumherum."
"Wie wäre es, wenn du es ihm sagst, während ihr hier seid? An einem Tag, an dem ich frei habe. Ich könnte in meinem Zimmer an der Tür hocken und zumindest dafür sorgen, dass du dich etwas sicherer fühlst. Oder wir gestalten das ganze etwas legerer."
Ich trocknete meine Hände an Amalas Küchenhandtuch ab, nachdem ich das Spülwasser abgelassen hatte. Fragend sah ich sie an.
"Legerer?"
"Mit einer kleinen Party. Oder etwas kleiner als eine Party. Wie wäre es mit einem gemütlichen Doppeldate hier bei uns und nach einer Weile verziehen wir uns mit unseren Männern auf unsere Zimmer und ihr redet euch die Seelen aus dem Leib. Dann hättest du sogar doppelte Sicherheit, wenn Jungkook und ich vor Ort sind, aber genug Privatsphäre, um mit der Sprache rauszurücken."Ich nickte. Diese Idee klang gar nicht so schlecht. Es würde mir bestimmt um einiges leichter Fallen Taehyung in meinem eigenen Zuhause die Wahrheit zu erzählen. Hier würde ich mich sicherlich selbstbewusst und sicher genug fühlen. Vor allem auch mit dem Wissen, dass ich nicht ganz alleine war, aber mit Taehyung auch nicht vor versammelter Menge darüber reden musste.
"Lass uns das so machen."
"Gut!" Amala knallte das Küchenhandtuch auf das Abtropfgitter und zückte ihr Handy. "Ich frage Jungkook direkt, wann die beiden am besten Zeit haben und dann gehen wir die Sache an."
Amala wanderte aus der Küche hinaus und ich betrachtete das noch nicht abgetrocknete Geschirr, das zurückblieb.
"Amala, was ist mit dem Geschirr?"
"Arbeitsaufteilung? Ich texte, du trocknest."
"Amala?!"
Sie drehte sich mit angehobenen Augenbrauen zu mir um und deutete dann auf ihr Handy, ehe sie im Wohnzimmer verschwand.
"Unfassbar", murmelte ich und kümmerte mich um das Geschirr. Dafür würde Amala morgen den viel zu vollen Müll rausbringen.~*~
Pfeifend lief ich von der Bushaltestelle zum Gebäude der Vogue Korea. Die Leute, die an mir vorbeiliefen musterten mich irritiert oder mit einem Schmunzeln und ich lächelte zurück, wenn letzteres der Fall war.
Ich hatte ein gutes Gefühl. Ich wusste, dass sich nun alles klären würde, denn Amala und ich hatten uns schon für dieses Wochenende mit Taehyung und Jungkook verabredet, damit ich Taehyung endlich das erzählen konnte, was noch zwischen uns lag. Amala plante sogar schon, eine Lasagne zu machen. Ich war gespannt, ob das gutging. In unserer WG in New York war Amalas und mein Versuch, das erste Mal eine richtige, saftige Lasagne zu backen, total nach hinten losgegangen. Wir hatten von der Soße zu wenig und von den Nudelplatten zu viele gehabt. Wir dachten, dass es nicht schaden konnte, eine doppelte Schicht Nudelplatten aufzustapeln. Am Ende hatten wir einen verkümmerten Auflauf der so zäh gewesen war wie Leder. Auch wenn ich mir sicher war, dass sich dieser Fehler nicht wiederholen würde, hoffte ich, dass dafür nichts anderes schief gehen würde. Von diesem Gedanken ließ ich allerdings keineswegs meine restlichen Gedanken trüben.
Noch immer gut gelaunt stieg ich in den Aufzug, um in das Stockwerk der Social Media Abteilung zu fahren. Sofort tauchte Song Doyun auf, als hätte sie auf mich gewartet und bedeutete mir mit einer Fingergeste, ihr zu folgen. Auf dem Weg zu ihrem Büro begrüßte ich das Team.
"Setz dich, Norang. Ich wollte dich nicht lange aufhalten, allerdings muss ich kurz etwas mit dir besprechen."
Ich nickte und ließ mich auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder. Song Doyun tat das selbe auf der anderen Seite.
"Also, um direkt auf den Punkt zu kommen, am Freitagabend steht ein Interview mit einem noch relativ unbekannten, aber aufstrebenden Modedesigner an, das eigentlich Hara hätte übernehmen sollen. Sie ist allerdings das ganze Wochenende über verhindert und alle anderen haben andere wichtige Aufgaben, die diese Woche abgewickelt werden müssen. Deswegen dachte ich, wäre das eine gute Gelegenheit, dich ein wenig mehr auf die Probe zu stellen und deine Tätigkeiten zu erweitern. Aber da du ja nicht mehr unerfahren im Umgang mit Interviews bist, sollte das kein Problem für dich darstellen, oder?"Meine Augen weiteten sich. Das war eine wirklich gute Chance, mich noch mehr zu beweisen und zu zeigen, was alles in mir steckte. Bisher wurden mir immer nur kleine Artikel zugeteilt, doch ein Interview mit einem aufstrebenden Designer würde mir sicherlich die Türen zu ganz neuen Aufgabengebieten eröffnen.
"Ich bin auf jeden Fall in der Lage dazu, Interviews zu führen", sagte ich entschlossen. Es würde eine stressige Woche werden mit all meinen gängigen und neuen Aufgaben und meinem Gespräch mit Taehyung, aber das würde schon gutgehen.
"Du kannst mich gerne dafür einplanen. Wo und wann genau soll es stattfinden?"
Ich zückte meinen Planer und einen Stift und sah die Song Doyun fragend an. Sie schmunzelte, vermutlich zufrieden damit, dass ich zugesagt hatte, und öffnete ein Dokument auf ihrem PC.
"Diesen Freitag um neunzehn Uhr, in unserem Meetingraum. Von Hara bekommst du gleich auch direkt die ganzen Informationen, die sie bereits gesammelt hat."
Mein Interviewpartner war Jung Hoseok, ein Designer, der sich Anfangs vor allem auf alltagstaugliche Kopfbedeckungen spezialisiert hatte und nun urbane Styles mit eleganter Haute Couture kombinierte. Ich sah mir ein paar seiner Kreationen im Internet an und formulierte die ersten Fragen.~*~
Meine Mittagspause verbrachte ich im Yellow Skies mit einem unangerührten Sandwich und weiterer Arbeit, von der ich erst abgebracht wurde, als sich jemand mit einem Seufzen auf den Platz gegenüber setzte. Ich klappte sofort den Laptop zu und grinste Taehyung an.
"Kann man es überhaupt eine Pause nennen, wenn du mit deiner Nase so sehr in der Arbeit steckst? Iss etwas, Norang." Er deutete auf mein Sandwich und ich wollte es schon in die Hand nehmen, doch da hielt ich inne und lehnte mich zurück. Taehyung linste über seine Kaffeetasse hinweg zu mir und zog ein Augenbraue hoch.
"Samstag, wenn du und Jungkook zu uns kommt, da muss ich mit dir reden."
Er stellte seine Tasse zurück auf den Tisch und lehnte sich vor.
"Okay, klar, das klingt ernst."
"Es ist nur ... ich will ehrlich zu dir sein, bevor wir eine Beziehung eingehen. Vorher kann ich mich nicht vollkommen auf das hier einlassen."
Er nickte ernst. "Das verstehe ich. Aber, naja, du musst dich nicht unter Druck gesetzt fühlen deswegen. Wegen nichts. Wir haben alle Zeit der Welt und meine Gefühle für dich werden nicht verschwinden, nur weil du denkst, du brauchst mehr Zeit dich darauf einzulassen."
Ich nickte, aber gerade durch seine Aussage fühlte ich mich noch sicherer, dass das, was ich vorhatte, das Richtige war.
"Du bist wirklich süß, Tae." Er setzte sich auf und sah mich so verwundert an, als wären meine Worte niemals zu erwarten gewesen. Vielleicht wurde er sogar ein wenig rot, man konnte es kaum ausmachen bei seiner gebräunten Haut.Wir genossen unsere Mittagspause und ich hängte sogar noch zehn Minuten dran, einfach, um weiter in Taehyungs Nähe sein zu können. Wir redeten locker miteinander, bis neue Kundschaft eintraf und nach Taehyungs Aufmerksamkeit verlangte, da es nun an Jungkook war, in seine Pause zu gehen. Amala sah ich kaum, sie war zweimal an uns vorbeigeflitzt, war aber ansonsten nirgends zu sehen.
Tae brachte mich noch zur Tür, als würde ich seine Wohnung verlassen. Bevor ich die Glastür aufschieben konnte, griff er nach meiner Hand und zog mich grinsend zu sich heran.
"Hab noch einen schönen Arbeitstag", sagte er und legte seine andere Hand in meinen Rücken. Ich konnte diese Nähe kaum aushalten und sah auf seine Lippen hinab.
"Danke, du auch. Bis später." Ich hauchte einen Kuss auf seine Lippen und wollte nun gehen, doch Taehyung schien das noch nicht genug zu sein, denn er legte seine Lippen erneut auf meine und vertiefte den vorherigen Kuss etwas.
"Jetzt kann ich dich gehen lassen." Das brachte mich zum Lachen und jetzt wollte ich gar nicht mehr zurück zur Arbeit. Am liebsten würde ich einfach den ganzen Tag hier mit Taehyung stehen und weitere Küsse austauschen, ganz egal, wer uns dabei zusah oder wem wir im Weg standen.
Bevor ich bei der Ampel ankam, drehte ich noch einmal den Kopf zu ihm und winkte. Er winkte hinter der Glastür des Yellow Skies zurück und ich konnte beschwingt zur Arbeit zurück gehen und mich wieder in meine Aufgaben werfen.[Hiiii, wir haben uns hier lange nicht mehr gelesen. :D
Habe jetzt endlich mal dieses Kapitel zu Ende geschrieben, nachdem ich hier die Hälfte geändert habe. Am nächsten sitze ich auch schon. Wenn meine Kreativität und Motivation es zulassen, kommt das nächste Kapitel ja vielleicht sogar schon in den nächsten Tagen. Wir werden es sehen. Parallel schreibe ich wie immer noch an sehr vielen anderen dingen, heh. :D
Naja, wir lesen uns hier wieder, wenn es soweit ist! Habt ein schönes Wochenende! ~<3]
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Yellow Skies || kim taehyung
FanfictionNachdem die talentierte Jungjournalistin Park Norang mehr als ihr halbes Leben in den USA gelebt hat, kehrt sie nun nach Südkorea zurück, um ein Praktikum in der Onlineredaktion eines High Fashion Magazins anzutreten. Nur kurz nach ihrem Eintreffen...