Kapitel 5

63 9 19
                                    

"Musstest du Mund-zu-Mund-Beatmung bei ihm machen?"Amala stopfte sich ein riesiges Stück des Honey-Cheesecakes in den Mund, den Taehyung uns eingepackt hatte und sah mich mit hohem Interesse an

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

"Musstest du Mund-zu-Mund-Beatmung bei ihm machen?"
Amala stopfte sich ein riesiges Stück des Honey-Cheesecakes in den Mund, den Taehyung uns eingepackt hatte und sah mich mit hohem Interesse an. Ich warf ihr nur einen Dein-Ernst?-Blick zu und sie zuckte die Schultern.
"What a shame. Wäre eine gute Gelegenheit gewesen. Er hat mich heute dreimal nach dir gefragt."
Ich verschluckte mich an dem Stück Kuchen, das ich gerade hatte runterschlucken wollen und rang ernsthaft nach Luft. Nach beinahe einem halben Liter Wasser ging es wieder, aber meine Augen tränten und mein Rachen fühlte sich noch ein wenig rau an.
"Er hat- Wieso sollte er? Also abgesehen davon, dass du mit mir befreundet bist und dass er heute vor meinen Augen beinahe umgekippt ist?"
Amala schlug ein Bein über das andere und nahm ihren Kuchenteller in die Hand. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück - wir hatten sie kurzerhand dunkelgrün angemalt, passend zur Küche - und sah ihren Kuchen an, als würde sie überlegen, ob sie lieber etwas vom knusprigen Rand oder vom weichen Inneren essen wollte. Es wurde eine Mischung aus beidem.
"Er hat mich gefragt, wo du genau herkommst, weil er meinte, dich schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Er konnte mir nicht sagen was an dir ihm bekannt vorkam, er meinte, es sei nur ein vages Gefühl, etwas, das nicht durch dein Äußeres auszumachen sei. Ich habe ihm gesagt, dass ich deinen Geburtstort nicht kenne. Ich habe ihm generell nur sehr vage antworten gegeben."

Ich lehnte mich ebenfalls zurück. Okay, das war es gewesen. Nichts, womit er mich vorhin nicht ebenfalls konfrontiert hatte. Und es war gut zu wissen, dass er nicht das Gefühl hatte mich rein vom Äußerlichen her widerzuerkennen. Das wäre auch ziemlich verwunderlich gewesen, da ich mit meinem kindlichen Ich kaum mehr etwas gemeinsam hatte. Ich war kein schmächtiges Kind mehr mit Zahnlücke und buschigen Augenbrauen. Würde ich nicht regelmäßig meine Augenbrauen zupfen und hätte ich mit zwölf keine Zahnspange bekommen, dann hätte man vielleicht noch etwas erahnen können. Was den Rest betraf, meine Pubertät und die Hormontherapie hatten dann doch ziemlich gute Arbeit mit meinem Gesicht geleistet. So wie bei Taehyung war bei mir der Babyspeck verschwunden und alles sah irgendwie ... erwachsener aus.
"Gut, okay, damit lässt sich umgehen. Ich hoffe nur, ihm schlagen nicht noch mehr Gefühle des Erkennens entgegen."
"Oh, ich wette, ihm werden schon noch Gefühle anderer Art entgegenschlagen, so wie ich ihn von dir reden höre. Er ist ganz schön beeindruckt von deiner Erscheinung."
Mit gerunzelter Stirn sah ich zu Amala, die mit wissend hochgezogenen Augen ihre Gabel ableckte und dann nach dem Sushi griff, das wir frisch geholt hatten und das für heute Abend unser Abendessen war.
"Er hat mich zweimal gesehen."
"Da kannst du mal sehen, wie beeindruckend du bist."

Mir entkam ein grunzendes Lachen des Unglaubens. Unattraktiv war ich nicht, das wusste ich, aber ich war nicht unbedingt eine Person, die einem mit einem beeindruckten Gefühl im Kopf blieb.
"Weißt du noch Johnny Charles?", fragte Amala mit einem Stück Sushi zwischen zwei Stäbchen.
"Was ist mit ihm?" Ich erinnerte mich ganz vage an Johnny Charles. Er war auf ein paar Partys unserer Studentenverbindung gewesen und er war mir immer aus dem Weg gegangen. Dabei hatte ich zwischendurch sogar versucht mit ihm ein Gespräch zu beginnen, weil er ganz nett ausgesehen hatte.
"Erinnerst du dich daran, als er die Treppe runtergesegelt ist, während wir hochgelaufen waren?" Amala grinste bei der Erinnerung und ich war bloß überrascht, während ich auf meinem Kuchen herumkaute.
"Warte ... das war er?"
Enttäuscht legte sie ihre Stäbchen nieder. Ich konnte das "Ist das dein Ernst?" von ihren Augen ablesen.
"Natürlich war er das. Du bist nach unten geeilt und hast ihm aufgeholfen und seitdem ist er immer um uns herumgeschlichen, weil er dich toll fand, aber zu feige war dich anzusprechen."
Oh, war er mir deshalb immer wieder aus dem Weg gegangen, wenn ich auf ihn zugegangen war? Vielleicht war es ja auch nicht gewesen, weil er mich gemocht hatte, sondern weil es ihm peinlich gewesen war.

Yellow Skies || kim taehyungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt