Yellow Skies || kim taehyung

Kapitel 13

Der Schock saß mir noch immer in den Knochen, als ich am Mittwoch wieder das Hochhaus, in dem der Sitz der Vogue Korea war, betrat. Ich hatte mich auf der Fahrt hierher versucht, so unauffällig, wie möglich zu verhalten, obwohl das im Notfall vermutlich nicht viel genutzt hätte. Ich schaute niemandem ins Gesicht, nicht einmal unserem Nachbarn, mit den Grübchen, der heute morgen seine Wohnung verlassen hatte, als ich gerade die Treppen hinunterstöckelte. Ich schaffte es auch nicht Song Doyun zu betrachten, wie ich es immer tat. Nicht einmal ihr schicker dunkelblauer Hosenanzug, den sie mit einem schlichten weißen Hemd und schwarzen High Heels kombiniert hatte, brachte die Bewunderung in mir hervor, wie ihre Outfits davor.
Erst ihre stolze Stimme ließ mich aufsehen.
"Du hast gute Arbeit geleistet, Norang. Du lernst schnell. Ich wusste, dass es richtig war, dich in meine Abteilung zu holen. Wenn deine Ergebnisse in den nächsten Wochen so herausragend sind, wie momentan, dann kann ich dir vielleicht sogar ein Interview zuteilen."
Meine Augen wurden groß. Ich hatte schon viele Interviews für meinen Blog gehalten und auch für die Zeitung, für die ich in New York als Werksstudentin gearbeitet hatte, hatte ich Interviews zugeteilt bekommen, aber eines für die Vogue abzuhalten, war ein Traum.
Ein ungehaltenes Lächeln trat auf mein Gesicht und als ich versuchte, es zu verstecken, lachte Song Doyun und legte ihre Hand auf meine Schulter. Sie drückte einmal leicht zu, als wäre das ihre Art, ihre Zuneigung zu zeigen, dann verschränkte sie die Arme wieder vor der Brust.
"Ich werde mir alle Mühe geben", sagte ich begeistert und erneut lachte sie ein volles, heiteres Lachen.
"Da bin ich mir sicher."

Am Abend fuhr ich sofort nach Hause. Ich hatte Amala gesagt, dass ich fürs Erste nicht ins Yellow Skies kommen würde und ich hatte auch Taehyung Bescheid gegeben - dessen Nummer ich seid diesem Montag hatte -, um es ihn wissen zu lassen. Eigentlich hatten wir bisher nicht viel geschrieben, weil er den ganzen Tag im Café war und ich manchmal sogar noch am Abend arbeitete, aber er ärgerte mich die ganze Zeit damit, dass mir gefallen würde, was er sich für unser erstes Date überlegte, das wir auf Samstag gelegt hatten. Er hatte mich gefragt, ob ich den ganzen Tag Zeit hätte und weil es so war, hat er mich darum gebeten, mir den ganzen Tag einzuplanen. Das brachte mich aber leider bei weitem nicht auf irgendeine Idee, was wir machen oder wohin wir gehen könnten. Taehyung machte daraus ein großes Geheimnis und es schien ihm zudem auch noch ziemlich viel Spaß zu machen, mich auf die Folter zu spannen.

Zuhause angekommen, wunderte ich mich, dass Amala bereits da war. Sie werkelte in der Küche, was eine Seltenheit war.
Nachdem ich meine Schuhe und Tasche abgestellt hatte, trat ich neugierig in die Küche. Amala hatte tatsächlich Töpfe und eine Pfanne herausgeholt, alles noch fast unberührt, weil wir meistens Essen bestellten oder etwas unterwegs besorgten.
"Hey", begrüßte ich Amala, die halbherzig antwortete. Ich deutete auf die Packung Spaghetti, auf deren Rückseite sie gerade die Anleitung zum Kochen las.
"Soll ich dir zeigen, wie man Wasser zum Kochen bringt?"
Sie sah hoch und schmunzelte. "Gerade du, die zwei linke Hände beim Kochen hat."
Amala schnappte sich den größeren der beiden Töpfe und befüllte ihn mit Wasser, dann stellte sie den Herd an und wickelte zwei Hähnchenbrüste aus dem Papier einer Fleischerei.
"Heute gibt es Chicken Alfredo. Einverstanden?"
"Oh ja, italienisch ist immer gut. Kann ich dich alleine lassen und eine schnelle Dusche nehmen, oder muss ich dich beaufsichtigen?"
Amala warf ein Küchenhandtuch nach mir und da wusste ich bescheid, dass sie sich schon um alles kümmern würde. Lachend verzog ich mich nach oben und machte mich frisch. Als ich nach einer halben Stunde wieder nach unten hüpfte, roch es bereits wirklich köstlich nach gebratenem Hähnchen und einer Sahnesoße zum Reinlegen.