Rick hatte es also wirklich wieder geschafft. Sein Plan brachte verderben über Alexandria und kostete zwei Menschen das Leben.
Glenn und Abraham.
Carmen war überrascht, dass sie wirklich noch über etwas geschockt sein konnte.
Nicht über die Ermordung der beiden.Glenn war ihr ohnehin zuwider gewesen. Ein kleiner Mitläufer, der sich selbst als Held sah, nur weil er die Befehle von Rick befolgte.
Abraham hingegen möchte sie wirklich.
Aber sie hatte sich geschworen, nach dem Tod ihrer Tochter, nie wieder jemanden so nah an sich ranzulassen, dass sie trauern müsse.
Also reagierte sie gefasst auf die Nachricht, dass er nicht mehr lebte.Als Rick jedoch berichtete wie es geschehen war, ließ es auch Carmen nicht kalt.
Dass Menschen andere für ihre Vorteile ausnutzen, dass sich jeder selbst der nächste war, Diebstahl, Vergewaltigung, Mord. Alles schockte sie nicht mehr. Vieles davon war ihr selbst vor dem Ausbruch der Seuche gut bekannt. Aber dass ein Mann, mit einem Baseballschläger, wahllos zwei Menschen den Schädel einschlägt, als wäre es die normalste Sache der Welt. Ja, als hätte er sogar Vergnügen daran. Das erreichte eine neue Stufe der Brutalität. Er musste ein absoluter Psychopath sein. Kurz war die fast 40-Jährige erleichtert, dass ihre Tochter nicht mehr in so einer Welt leben musste, dann schämte sie aber sofort für diese Gedanken.
Mit dieser Aktion noch nicht genug, erklärte Rick weiter, dass die Saviors, dessen Anführer der Verrückte mit dem Baseball war, zukünftig Abgaben von ihnen verlangten, und zwar regelmäßig. Die Hälfte von allem was sie besaßen.
„Wie stellst du dir das vor? Die Hälfte von nichts ist immer noch nichts .." unterbrach Carmen Ricks Monolog.
Alle drehten sich um und blickten sie still an. Man hätte in dem Moment eine Stecknadel fallen hören können.
„Ich weiß, dass es hart ist.. und sein wird. Das bestreite ich nicht, aber es ist die einzige Möglichkeit im Moment. Wir werden losziehen und ihnen das besorgen, was sie haben wollen. Dann muss niemand mehr sterben ..." versuchte Rick sie zu beruhigen.
Carmen schüttelte leicht den Kopf und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
„Rick, wie sollen wir dir vertrauen, wenn du selbst nicht daran glaubst?" entgegnete sie ruhig.„Ich weiß, wir stehen alle unter Schock .." sagte er, ohne auf ihre Worte einzugehen.
Carmen konnte sich diesen Schwachsinn nicht weiter anhören. Rick und seine Lemminge nahmen ihr die Luft zum Atmen.
Die Wut schnurrte ihre Kehle zu.
Sie musste weg, raus aus der kleinen Kapelle. Alle sahen ihr nach, bis sich die Tür mit einem lauten Knall schloss.
Eine lauwarme Brise wehte ihr entgegen und ermöglichte ihre Gedanken wieder zu sammeln.Das Einzige was sie in Alexandria noch hielt war, dass sie schlafen konnte, ohne Angst zu haben jeden Moment überfallen zu werden. Sowohl von den Toten, als auch von Lebenden.
Wie viele Tage hatte sie da draußen verbracht, ohne ein Auge zuzumachen? Seitdem sie Unterschlupf in der Gemeinschaft gefunden hatte, schlief sie jede Nacht so tief, als könnte man all den verpassten Schlaf nachholen.
Aber auch das hatte ihr Rick wieder genommen, dabei dachte sie er hätte schon alles zerstört.
Als sie auf ihrer Veranda stand, zündete sie sich eine Zigarette an. Die Schachtel war fast leer.
Carmen war sich sicher heute Nacht kein Auge zuzumachen.
Kopfschüttelnd öffnete sie ihre Haustür, es gab keinen Grund mehr draußen zu rauchen. Da war niemand mehr auf dem sie Rücksicht nehmen musste.Als sie am Flurspiegel vorbeiging, hielt sie kurz inne und trat einen Schritt zurück, um sich zu betrachten.
Wie lange hatte Carmen sich nicht mehr bewusst ihr Spiegelbild angesehen?
Bevor Menschen die starben zu Zombies wurden, war ihr ihr Aussehen das wichtigste. Jede freie Minute verbrachte die alleinerziehende Mutter beim Friseur, bei der Kosmetik, beim shoppen oder im Fitnessstudio. Wenn ihre Tochter Schulaufgaben erledigte, machte sie Squads neben den Schreibtisch. Diese Erinnerung zauberte ihr ein leichtes Lächeln auf die Lippen. Dabei fielen ihr sofort die vielen kleinen Fältchen auf, die sich im Gesicht gebildet hatten. Wann war das passiert? Ihre blauen Augen, auf die sie seit ihrer Kindheit angesprochen wurde, strahlten nicht mehr wie früher. Ihre Haut war gebräunt, sie war der Typ bei denen schon die kleinsten Sonnenstrahlen ausreichten. Früher verließ sie das Haus nie ohne UV Schutz, jetzt entdeckte sie leichte Pigmentflecken auf ihrer Nase und Wange. Leicht strich sie mit dem Zeigefinger darüber und wanderte weiter über ihren Hals, den eine helle Narbe zierte, die sie sich zuzog, als sie ihre Tochter beschütze.
Carmen versuchte diese Erinnerung schnell zu verdrängen. Ihr Körper war schlank, aber nicht zierlich. Leicht zeichneten sich definierte Muskeln durch den hellen Pullover ab. Auch ihre Brüste stachen hervor, sie hatte sie sich nach der Schwangerschaft gleich einige Nummern größer machen lassen. Gab es wirklich mal eine Welt, in der es die größte Sorge war, wie die Oberweite aussah? Völlig paradox!Langsam öffnete sie ihre hellbraunen Haare, unglaublich wie lang diese geworden waren. Die Spitzen waren noch blondiert, ein weiteres Relikt aus längst vergangener Zeit.
Carmen ging gezielt in die Küche, um sich eine Schere aus dem Schubfach zu nehmen und die kaputten Spitzen abzuschneiden. Ungehindert vielen die Haare auf den Boden, zusammen mit der Asche ihrer Zigarette.
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[Negan- TWD] Carry on as if nothing really matters...
FanfictionERWACHSENENINHALT - Die Story spielt zeitlich ungefähr in der 7 Staffel. Die Handlung weicht aber sehr stark von der Originalserie ab. - Carmen macht Rick für den Tod ihrer Tochter verantwortlich. Doch ist Negan wirklich der richtige, um ihre Rac...