Drei Gegenstände

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Evan brachte Carmen zu den Satelliten Außenposten und führte sie in ein kleines Zimmer.

„So, da wären wir... Ich gebe dir Bescheid, sobald ich irgendwas Neues erfahre..". Das war einer der wenigen Sätze, die sie, seit der Autofahrt von dem Savior gehört hatte. Es schien fast so, als hätte er Angst vor ihr oder eher vor Negan?

Fluchtartig ließ er sie alleine zurück und Carmen schaute sich in dem kleinen Zimmer ohne Fenster um. Die Beleuchtung war schlecht, aber viel gab es auch nicht zu sehen. Der Raum bestand nur aus zwei kleinen Betten, die eher an Pritschen erinnerten und einem einfachen Holztisch mit zwei Stühlen. An den Wänden hingen Poster von halbnackten Frauen und ein paar Holzbretter dienten als Schränke.

Sie setzte sich auf eines der unbequemen Betten und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Was war alles passiert? Und wie würde es enden? Tausend Gedanken schossen ihr in den Kopf. Würde sie Negan verlieren und wenn ja, wie sollte es weiter gehen? Nervös stand sie auf und ging einige Schritte, in dem kleinen Zimmer, auf und ab. „Fuck, fuck, fuck" fluchte sie leise.

Vielleicht würde alles gut werden. Die Saviors waren stark und es waren viele. Sie waren Ricks Leuten klar überlegen, aber was, wenn nicht? Es machte sie wahnsinnig. Wäre sie doch nur mit Negan mitgegangen. Sie hätte die Saviors unterstützen können. Aber ihr war klar, dass er es niemals zugelassen hätte. Jetzt saß sie hier und konnte nichts tun. Rein gar nichts. Sie hatte nicht mal eine Uhr, aber es kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Immer wieder setzte sie sich. Auf den Stuhl, aufs Bett, auf den Boden. Nur um nach wenigen Minuten wieder aufzuspringen und nervös hin und her zu gehen. Wie ein Raubtier im Käfig. Irgendwann wurden ihre Gefühle zu viel und sie begann aus Verzweiflung zu weinen. Resigniert legte Carmen sich aufs Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf. Bis keine mehr kamen und sie nur noch die weiße Decke über sich anstarrte.

So vergingen Stunden voll Ungewissheit, bis sie plötzlich ein Klacken an der Tür wahrnahm. Intuitiv griff sie nach ihrer Waffe und zielte sofort in die Richtung. Als die Tür aufging, bereitete sie sich auf das Schlimmste vor. Doch ihr Herz machte einen Sprung, als plötzlich eine vertraute Person grinsend im Raum stand.

„Wow, wow Prinzessin.. heut' waren schon genug scheiß Waffen auf mich gerichtet, das reicht erstmal..".

Langsam senkte Carmen die Pistole wieder und konnte noch gar nicht richtig realisieren, dass er es wirklich geschafft hatte. 

„Negan, du..ich...". Zögerlich sprang sie vom Bett auf und lief auf ihn zu. Der Schwarzhaarige sah unglaublich geschafft aus, sein Gesicht war verschwitzt und dreckig. Sein Baseballschläger, den er über seiner Schulter trug, war voll getrocknetem Blut.

Carmen konnte nicht anders, als ihn um den Hals zu fallen.

„Bist du okay?" fragte sie aufgeregt.

„Was für eine Begrüßung.." sagte er erfreut. „Verdammt, natürlich bin ich das.. Gabs da etwa irgendwelche Zweifel?"

„Und die anderen? Was ist mit Ricks Leuten?" Ihre Fragen überschlugen sich und sie versuchte schon antworten in seinem Gesichtsausdruck zu deuten, weil sie es kaum aushielt. Sie musste alles erfahren.

„Nun, der Bastard hat sich verpisst, wie ein feiger Hund... Aber wir haben einige seiner verdammten Leute erwischt.." Er nahm Lucille von seiner Schulter und lehnte sie vorsichtig gegen die Wand.

„Die Scheiße ist noch nicht vorbei.. aber dieser Punkt geht eindeutig an uns..".

Carmen nahm stürmisch sein Gesicht in ihre Hände und drückte ihn Küsse auf seine salzigen Lippen. Denn sie hatte vor wenigen Minuten noch geglaubt, es nie wieder tun zu können.

Bestimmend aber liebevoll drückte er sie ein wenig von sich.

„Okay, ganz ruhig .. damit können wir gleich weiter machen, aber vorher habe ich noch einiges für dich..!" sagte er grinsend.

„Für mich?" irritiert sah sie ihn an und wollte ihn am liebsten sofort wieder berühren, nur um ganz sicher zu sein, dass er auch wirklich da war. In den letzten Stunden war ihr erst bewusst geworden, wie sehr sie ihn brauchte.

„Nun.." .. er kramte in der Tasche seiner Lederjacke herum und holte eine zerknitterte Zigarettenschachtel raus.

Zufrieden lächelte sie und nahm sie ihn ab. „Danke!".

„Warte, warte es wird noch besser.." stellte er fest und holte den nächsten Gegenstand aus seiner Tasche. Vorsichtig legte er die Kette ihrer Tochter in Carmens zitternden Hände. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und der Klos in ihrem Hals wurde größer. Er hatte wirklich in so einer Situation daran gedacht. Sie fand keine Worte mehr, sondern konnte nur leicht nicken.

„Und das Beste kommt zum Schluss, verdammte scheiße... das hoffe ich zumindest, ...".

Mit fragendem Blick beobachtete Carmen, wie Negan auf die Knie ging und als sie realisierte, was gerade geschah, machte ihr Herz einen wilden Sprung und klopfte dann fast schmerzhaft in ihrer Brust.

Zwischen zwei Fingern hielt er einen zierlichen goldenen Ring mit einem kleinen blauen Stein.

„Ich schätze, der gehört dir auch, also wenn du ihn haben willst.. und scheiße man, der Schmied hat ewig dafür gebraucht und erstmal so einen verdammten Stein zu finden, der zu deinen wunderschönen Augen passt...also was ich damit sagen will, ich hoffe wirklich er gefällt dir..".

Bestimmend nahm er ihre rechte Hand und schob den goldenen Schmuck auf ihren Ringfinger.

„Jetzt ist es wohl an der Zeit für mich sowas zu fragen, wie willst du meine Frau werden?". Erwartungsvoll blickten die dunklen Augen sie an.

Kurz hielt Carmen inne und fragte ihn dann provozierend. „Deine wievielte Ehefrau wäre ich dann?".

Kopfschüttelnd grinste Negan sie an. „Die verdammt Einzige!".

„Meinst du das Ernst? Keine anderen Frauen mehr?".

„Bingo, keine anderen Frauen mehr. Ich versuche mein bestes, ich schwöre. Großes Indianerehrenwort. Also, wenn du mir nicht gleich die Hölle heiß machst, nur weil ich mal einen süßen Hintern hinterher schaue.. Ist das jetzt ein Ja oder was?" etwas unsicher sah er sie an.

„Verdammt ja.." sagte sie entschlossen und griff nach seiner Lederjacke, um ihn daran hochzuziehen und stürmisch zu küssen. Sofort erwiderte er den Kuss und es schien als würde eine riesige Last von beiden abfallen.

[Negan- TWD] Carry on as if nothing really matters...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt