12. Kapitel

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Xingqiu POV

Albedo sah mich überrascht an und ich wurde etwas hibbelig.
„Ein seltener Gast“, sagte er. „Und das so spät abends?“
Ich bekam kein Wort raus, drückte ihm nur einige Blätter in die Hand. Ja, meine Entwürfe schickte ich meistens dem Kreideprinz... Nun brachte ich sie ihm eben persönlich vorbei... Da er so etwas wie mein großes Vorbild war, wurde ich in seiner Gegenwart immer unglaublich nervös.
„Danke... Ich werde es mir die Tage durchlesen. Ich habe gehört, dein Buch hat es bis nach Inazuma geschafft... Unglaublich“, sagte er, stellte seine Utensilien weg.
„Mhm. Danke“, murmelte ich, sah mich um. Wo war sie nur? Zwar hatte ich mit Albedos Assistentin nie wirklich viel geredet, aber... Ich hatte das Gefühl sie könnte dafür geeignet sein...
„Gehts dir gut?“, fragte er und ich zuckte leicht zusammen.
„Ja, ja. Sag mal, wo ist denn Saccharose?“
„Oh? Die wird wohl... Hm. Ich glaub sie ist ein paar Cecilia sammeln gegangen“, sagte Albedo.
Ich seufzte. Na super.
„Musst du mit ihr reden?“
„Ja, schon...“
„Kann ich dir nicht weiterhelfen?“
Mir schoss das Blut ins Gesicht. Oh nein. Absolut falscher Ansprechpartner.
„Passt schon, alles gut, wirklich“, sagte ich schnell und winkte ab.
„Sicher? Na gut. Ach, wenn du schon da bist... Hättest du etwas Zeit?“
„Zeit? Wofür?“
Albedo drehte sich um, griff nach etwas und hielt mir ein kleines Fläschchen unter die Nase.
„Trinkst du das für mich?“
Ich zog die Augenbrauen hoch. Trinken?
„Was genau...Ist das denn?“, fragte ich und bekam schwitzige Hände. Ihm konnte ich nichts ausschlagen, aber...
„Es ist... Es kann die Fähigkeiten derjenigen verstärken, die mit einem göttlichen Auge gesegnet wurden. Und bei der Hydro-Kraft anscheinend um einiges... Deswegen kann ich es nicht trinken. Du bist perfekt dafür geeignet“
Ich grinste schief. Kann die Kraft verstärken. Nicht wird.
„Also, ich muss eigentlich... ziemlich schnell wieder gehen...“, sagte ich.
Albedo tippte sich nachdenklich gegen das Kinn, drückte mir das Fläschchen gegen die Wange.
„Aber du hast doch extra die Technik erlernt, die schon fast ausgestorben ist... Du hast erstaunliche Fähigkeiten, das weißt du doch? Willst du sie nicht erweitern? Noch stärker werden? Jedem beweisen, dass-“
Ich wusste, dass er niemals locker lassen wird.
„Okay, okay, ich trink es ja schon“, unterbrach ich ihn, nahm das Fläschchen, seufzte, öffnete es und setzte es an meine Lippen an. Als ich schluckte, breitete sich ein so bitterer Geschmack auf meiner Zunge aus, dass ich die Hände auf den Mund presste und mich krümmte.

„Igitt! Bah! Das ist absolut... Urgh! Ekelhaft“, keuchte ich.
„Der Geschmack zeigt nur, dass es wirkt“
Am liebsten würde ich eine bissige Bemerkung zurückgeben, doch ich ließ es bleiben.
„Oh? Du hast ja Besuch“, ertönte eine Stimme und als ich aufsah, stand Saccharose mit jede Menge verschiedenen Blumen im Arm vor uns.
„Ah, ja, er hat dich gesucht“, sagte Albedo und sah mich nachdenklich an. Ich schluckte.
„Guten Abend“, murmelte ich.
„Schönen Abend...Uhm..M-Mich gesucht?“
Na toll, jetzt wurde ich als Versuchskaninchen missbraucht, obwohl ich mit ihr reden wollte...
„Keine Sorgen, du kannst ruhig mit ihr reden. Ich beobachte dich nur, falls Nebenwirkungen auftreten sollten. Es dauert sowieso, bis sich die Wirkung entfalten wird“, sagte Albedo und stellte sich an den Alchemietisch. Ich sah ihn zweifelnd an. Nebenwirkungen? Ich wollte nicht wissen, was für welche...

Seufzend drehte ich mich zu Saccharose. Wie sollte ich bitte mit ihr reden, wenn Albedo da hinten stand und mich anstarrte?
„Kann ich dir helfen?“, fragte die Grünhaarige lächelnd.
„Also... Ich schreibe gerade einen neuen Roman“, sagte ich und legte mir eine Hand an den Bauch. Mir war schlecht.
„Oh! Stimmt, ich habe gehört, dass sogar die Leute in Inazuma ihn gelesen haben!“
„Ja, ehm, und die wollen nun, dass ich etwas... romantisch schreibe“
Daraufhin wurde sie knallrot und wedelte nervös mit den Händen. „M-Mit ro-romantischem Zeug kenne ich mich wirklich absolut nicht aus“, stammelte sie und schielte zu Albedo. Ja, das war mir schon klar, dass sie nicht frei reden konnte, wenn er da hinten stand.
„Oh“, machte ich nur. Aber wen sollte ich denn sonst um Rat fragen?
„Ich denke... Vielleicht hat Lisa da eine Ahnung...“
Lisa?! Lisa, Bibliothekarin des Ordo Favonius?! Nein, danke...
„Ist schon okay, mir wird da selber was einfallen“, seufzte ich, legte mir eine Hand an den Kopf.
„Ist dir schlecht?“, fragte Albedo.
„Ja, ziemlich“, murmelte ich.
„Wenn du dich übergeben musst, sag Bescheid“

„... Was zum Teufel hast du mir eigentlich gegeben?! Ich hatte ja nicht mal eine Wahl!“, fauchte ich, funkelte den Alchemisten an.
Er sah mich noch nachdenklicher an.
„Interessant“
„Hä?! Was ist interessant? Was sind die Nebenwirkungen? Ich will noch nicht sterben“, sagte ich, packte Albedo an den Schultern und schüttelte ihn. Was zum... Was tat ich da eigentlich?
„Spürst du schon irgendwas, kräfteverstärkendes?“, fragte er nur, war völlig unbeeindruckt, dass ich ihn so schüttelte.
„Was? Nein? Ich muss jetzt übrigens nach Hause. Es ist schon dunkel und ich muss das Abendessen vorbereiten“, sagte ich, ließ ihn los. Ich fühlte mich seltsam. Irgendwas stimmte nicht.
„Mister Albedo, was hat er zu sich genommen?“, flüsterte Saccharose.
„Zu mir genommen?! Ich wurde gezwungen!“
„Du hättest auch ablehnen können“
„Als ob ich, als großer Albedo-Fan etwas ablehnen könnte, das von ihm höchstpersönlich kommt“, schnaubte ich.
Eine Stille entstand, Saccharose wurde knallrot und Albedo legte den Kopf schief. Mir schoss das Blut in den Kopf.
„Hm, so ist das also. Nebenwirkung...“, murmelte Albedo, nahm sein Klemmbrett und kritztelte etwas darauf. „Impulsives Handeln... Verstand setzte aus... Lügen wird schwer...“
Hä?! Ich sah ihn fassungslos an.
„Ansonsten scheint sich nichts verändert zu haben. Dann muss ich den Trank noch einmal perfektionieren“, sagte er und legte das Klemmbrett nieder.
„Wie? Was?! Hey, was soll ich jetzt tun?! So kann ich doch nicht Heim gehen!“, sagte ich und wackelte nervös mit meinem Bein. Ich konnte wirklich absolut nicht mehr klar denken. War das etwa so wie Chongyun sich fühlte...? Das war so unangenehm... Und ich ärgerte ihn die ganze Zeit... Brachte ihn dazu auszurasten. Plötzlich tat mir Chongyun unglaublich leid. Mein Benehmen war absolut daneben. Ich fand es immer lustig, wenn er ausrastete, doch nun spürte ich, wie es sich für einen selbst anfühlte. Es war absolut nicht lustig... Und trotzdem blieb er die ganze Zeit weiter an meiner Seite...
„Ahh... Er ist so süß“, flüsterte ich verzweifelt, legte die Hände auf das Gesicht und seufzte tief.

„Hör mal... Du kannst gern hierbleiben“, sagte Saccharose, legte mir eine Hand auf die Schulter und ich sah auf. „Wir organisieren dir ein Zimmer“
„Nein, ich muss nach Hause. Der Idiot bekommt doch sonst nichts alleine hin“, sagte ich und atmete tief ein und aus. „Wie lange, bis die Nebenwirkung abgeklungen ist?“
„Nur ein paar Stunden“, antwortete Albedo.
„Na also. Solange rede ich nicht mit ihm. Ganz einfach“
Saccharose sah mich zweifelnd an. Ich lächelte Albedo an.
„Wenn du es perfektioniert hast, kann ich es gern nochmal testen“
Eigentlich wollte ich das nicht, wieso sagte ich so etwas dummes?
„Oh, das ist eine erfreuliche Nachricht“, sagte dieser.
„Also dann! Ich bin mal weg!“, sagte ich und entfernte mich von den Beiden.
Das wird schon. Er würde mir wahrscheinlich sowieso aus dem Weg gehen, wegen dem, was passiert ist. Ich werde nur Abendessen kochen und mich dann lesend ins Bett legen. Das wird schon. Das wird... Ganz sicher.

Liebe oder Impuls? ~ Chongyun x Xingqiu | GenshinImpactWo Geschichten leben. Entdecke jetzt