18. Kapitel - II

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Xingqiu POV

Ich starrte auf den Papierstapel. Der war fast so groß wie ich.
„Ernsthaft... Ich schaffe dreifach so viel wie du... Könntest du dich mal beeilen? Die ganze Arbeit bleibt an mir hängen!“, zischte ich meinem Bruder zu, kickte ihm unter dem Tisch mit dem Fuß gegen das Schienbein. Er pennte fast ein, schreckte dann auf.
„Junger Herr... Xingqiu...“, ertönte die Stimme unseres wunderbaren Dieners, der mir sowieso wieder nur auf die Nerven gehen würde.
„Ne, oder... Was ist?!“, zischte ich. Eigentlich war ich stets höflich zu ihm, doch nun war ich einfach nur unnormal genervt. Eigentlich sollte ich längst fertig sein, doch es wurde immer mehr und mehr und mehr Arbeit...
„Da unten ist jemand für Euch“
„Hä?“
„Er ist ganz.. Ehm... Aufgewühlt?“
Ich riss die Augen auf.
„Was?! Ich komme sofort“
Mit einem strengen Blick auf meinen Bruder erhob ich mich dann und lief mit dem Diener nach unten. Aufgewühlt..? Doch nicht etwa...
Wir kamen an der großen Eingangstür an, sie wurde geöffnet. Tatsächlich war er es.

Chongyun tigerte vor dem Eingang herum. Oh nein.
„Oh, ich kümmere mich darum, ja? Ich komme gleich wieder“, sagte ich und schob den Diener rein, schloss die Tür.
„Xingqiu!“, rief Chongyun erfreut, rannte schon fast zu mir und drückte mich so fest an sich, dass mir die Luft wegblieb.
„Yun?! W-Was ist mit dir?!“, fragte ich verwirrt. „Hast du was scharfes gegessen?“
„Ich hab dich vermisst“, sagte er, sah zu mir. Er war knallrot.
„Ver...Was? Ach ja.. Ich wollte heute nach Hause kommen, tut mir Leid... Es ist noch so viel Arbeit“, seufzte ich.
„Ich liebe dich“, sagte er plötzlich.
Ich sah ihn verwirrt an, dann wurde mir klar, was er sagte und ich riss die Augen auf.
„W-Was?!“
Nervös schob ich ihn von mir... Versuchte es zumindest. Sein Griff war so fest, er ließ mich nicht los.

„Yun... Du weißt nicht, was du sagst“, sagte ich überfordert, mein Herz schlug Saltos.
„Weiß ich sehr wohl. Ich musste es dir sagen. Ich wollte unbedingt. Ich habe versprochen, dir heute eine Antwort zu geben. Es...“
Er atmete tief ein und aus, lehnte seinen Kopf gegen meine Schulter.
„Ich muss mich beruhigen... Beruhigen... Sonst glaubst du mir nicht“, murmelte er.
Ein paar Leute, und auch Wachen, die hier rumstanden, sahen uns blöd an. Oh nein. Das war peinlich. Wir waren in der Öffentlichkeit.

„Oh heiliger Morax... Chongyun, komm. Wir gehen rein. Hier sieht uns jeder“, sagte ich, packte ihn am Arm und öffnete die Eingangstür.
Schnell zog ich ihn mit hinein, lief mit ihm in mein altes Zimmer und sperrte zur Sicherheit mal die Tür ab.
Yun zog ein Eis aus der kleinen Tasche, die er dabei hatte.
„Nein, lass das“, sagte ich und nahm es ihm weg.
„Hey! Was soll das?!“
„Ich glaube dir so mehr, wie wenn du... Normal bist, ja? Wenn du ausrastest, sind das nur deine wahren Gefühle“

Ich verschränkte die Arme, versuchte ihn streng anzusehen, schaffte es aber nicht. War er eigentlich vollkommen verrückt? Es war fast mitten in der Nacht und er kam wirklich hierher angerannt? Ich lächelte. Mein lieber Chongyun war wirklich verrückt. So süß. Kein Wunder, dass ich ihm absolut verfallen war...

„Okay. Ich liebe dich. Ich liebe dich wirk-“, fing er an, ich drückte meine Hand panisch auf seinen Mund.
„Sch..Schrei doch nicht so!“
In meinem Magen tanzten die Schmetterlinge, ich war so nervös, dass ich schon anfing zu zittern. Er konnte das doch nicht einfach so rumschreien!
Ihm war es jedoch egal, er zog meine Hand von seinem Mund und lehnte sich nach vorne, drückte seine Lippen gegen meine.
Mein Herz fühlte sich an, als würde es explodieren.
„Yun...“, flüsterte ich erstaunt, als er von mir abließ.

„Ich... Meine es ernst. Ich will an deiner Seite bleiben... Für immer... Mir wurde es endlich klar... Tut mir Leid, dass ich so dumm war... Ich wollte mich nur selbst anlügen, um nicht auszurasten“, murmelte der Blauhaarige und schmollte.
„Ist doch okay... Ich weiß doch, dass du doof bist“, sagte ich und kniff ihm in die Wange.
„Ich wollte dich nicht traurig machen...
„Dafür bin ich jetzt umso glücklicher“
„Wirklich?“
Ich nickte.
„Ich meine das auch ernst... Auch wenn ich mich wieder beruhige... Ich... liebe dich so sehr, Xingqiu...“
„Hör auf jetzt. Das bringt mich noch ins Grab“, beschwerte ich mich und fuhr mit meinen Fingern über seine Wange.
„Aber... Ich kann nicht aufhören. Ich will... Ich will..“, murmelte er, drückte sich gegen mich.
„Ich liebe dich auch, Yun“, flüsterte ich zittrig. Er machte mich so nervös. Das war unglaublich. Aber endlich... Hatte ich meine Antwort... Meine Sorgen waren komplett unbegründet...

„Kann hier jemand reinkommen?“, murmelte Chongyun.
„Ich hab abgesperrt... Aber wieso?“
Es kam keine Antwort. Fragend sah ich zu ihm. Er legte seine Hand auf meine Wange, schloss die Augen und legte seine Lippen auf meine. Seine Lippen waren so warm... Seine Küsse waren sanft, aber gleichzeitig gierig. Er schmeckte gut. Er roch gut.
Ich erwiderte den Kuss, presste meine Lippen gegen seine, fuhr mit meinen Händen an seinem Oberkörper entlang. Ich wollte ihn so sehr berühren. Endlich konnte ich es.

Er drückte mit seiner Hand gegen meinen Hinterkopf, krallte in meine Haare. Seine Zunge fuhr über meine Lippen, ich öffnete den Mund. Plötzlich hob er mich hoch, drückte mich gegen die Wand hinter sich und küsste mich weiter. Ich krallte in sein Oberteil, küsste ihn so gierig, als ob es mich umbringen würde, wenn ich es nicht tat. So ein Gefühl hatte ich noch nie. Ich wollte ihn so sehr. Ich liebte ihn so sehr. Ich verlangte ihn so sehr. Ich wollte, dass dieser Augenblick niemals endete. Ich wollte, dass er niemals damit aufhörte. Und ich wusste auch, ich fühlte, dass es ihm genau so ging wie mir in diesem Moment. Und das war sogar fast besser, als mein eigenes Gefühl. Mit meinen Händen berührte ich ihn so viel es ging, fing an, an seiner Lippe zu knabbern. Er sollte nicht aufhören. Er durfte nicht aufhören. Dieses unglaubliche Gefühl, dieses Verlangen. Das war also Liebe... Wer hätte gedacht, dass sich etwas so gut anfühlen könnte? Und dann auch noch dieses unglaubliche Gefühl zu teilen...

„Xingqiu... Ich werd verrückt“, flüsterte Chongyun, als wir uns von dem leidenschaftlichen Kuss lösten. Ich atmete schwer.
„Ich auch... Ich will... Ich will...“, murmelte ich, lehnte meine Stirn gegen seine. Dort, wo er mich berührte, prickelte es, es waren fast wie Stromschläge. Er hatte so eine heftige Wirkung auf mich. Ich war vollkommen verrückt nach ihm.
„Lass uns-“, fing Chongyun an, da klopfte es plötzlich an meiner Tür. Ich riss die Augen auf.

„Junger Herr? Ich erinnere nur daran, dass noch Arbeit wartet. Wenn Ihr wollt, können wir Eurem Freund gerne ein Zimmer zur Verfügung stellen“, ertönte die Stimme des Dieners. Ich verfluchte ihn in meinen Gedanken. Wieso störte er so einen schönen, perfekten Moment...? Obwohl.. Wer weiß, was wir getan hätten, hätte er uns nicht gestört?
Langsam ließ Yun mich los, ich räusperte mich.
„Alles gut, er geht Heim“
„Verstanden“

Schritte, und dann Stille.

Entschuldigend sah ich zu Chongyun.
Er war so rot wie eine Tomate.
„Du solltest wirklich heimgehen“, sagte ich und verschränkte die Arme. Oh man... Das eben war... Wahnsinn. Ich wollte nochmal. Und er sah so aus, als wollte er ebenfalls nochmal. Allerdings ging das nun wirklich nicht. Denn dann konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.
„Aber...“
„Ich komme morgen nach Hause. Dann machen wir weiter. So lange du willst. So viel du willst“, murmelte ich, tippte mit meinen Fingern gegen seine Wange.

„Wenn du es dann überhaupt so lange aushältst“, fügte ich grinsend hinzu.
Er machte große Augen, wurde irgendwie sogar noch röter. So süß.
Ich gab ihm einen schnellen Kuss.
„Also, mein Geliebter. Geh nach Hause und warte dort auf mich“

Liebe oder Impuls? ~ Chongyun x Xingqiu | GenshinImpactWo Geschichten leben. Entdecke jetzt