"Ich komm sofort wieder, mach du ruhig weiter", antwortete ich und verließ den Raum, bedacht darauf, die Tür zu schließen. Er musste ja nicht alles mitbekommen.Ich betrat das Wohnzimmer und sofort fiel mein Blick auf meine Mutter, welche in der selben Position wie vorhin lag. Vor ihr, auf dem Wohnzimmertisch, stand eine geschälte Mandarine. Wahrscheinlich hatte Mie sie geschält und meiner Mutter angeboten.
"Jimin, sag Mama, sie soll essen!", sagte mir die siebenjährige und zeigte dabei auf die soeben Genannte. Ich trat auf die mittlerweile abgemagerte Frau und ging vor ihr auf die Hocke. "Mama, du solltest auf Mie hören. Du musst was zu dir nehmen. Du bist doch erst vor zwei Wochen zusammengebrochen, das selbe darf nicht nochmal passieren", redete ich auf sie ein.
"Ich weiß eurer beide Fürsorge zu schätzen, aber ich hab es dir doch schon mal erklärt, mein Schatz. Sobald ich etwas esse, muss ich mich übergeben und das tut weh. Lieber esse ich nichts, als diesen unerträglichen Schmerz zu spüren", erklärte sie und begann zu husten, wobei Tränen in ihre Augen stiegen. Ich wusste, wie sehr ihr das in den Lungen wehtat. Mitleidig zog ich meine Augenbrauen zusammen.
"Wo ist denn dein Freund?", fragte sie, als sie fertig war und lächelte. Sie war wahrlich die stärkste Frau, die ich kannte. Sie überspielte immer alles, so als ob ihr das nichts ausmachen würde, doch ich hatte sie oft genug beim Weinen gesehen. Und ihre Schluchzer brachen mir immer wieder aufs Neue das Herz. "In meiner Zimmer, er macht an unserem Projekt weiter". Verstehend nickte sie. Ich wusste, dass sie ihn gerne kennenlernen würde, aber das könnte sie nicht.
Langsam ging ich wieder zurück, nahm Mie jedoch mit mir. Meiner Mutter sollte etwas Ruhe gegönnt werden.
Ich öffnete die Tür zu meinem Zimmer und setze mich ohne ein Wort zu verlieren, wieder auf den Boden. Mie gab ich noch was zu malen. Eigentlich würde ich ihr mein Handy anbieten, aber meine Eltern waren sich in der Sache einig; technische Geräte fürs Erste von ihr fernzuhalten, damit sie ihre Kindheit auskosten kann. Und auch wenn ich der selben Meinung bin, finde ich, dass ihr das Bedienen eines Handys mal gestattet sein sollte, wenn auch nur selten und mit begrenzter Zeit.
Ich war vertieft darin, zu verstehen, wie die Beta-Strahlung funktionierte, doch wurde ich von meiner Schwester in die Realität gerissen. "Hyungie... ich hab Hunger", gab sie zu und lustiger Weise machte sich Yoongi auch wieder bemerkbar, da sein Bauch knurrte. "Du also auch?", lachte ich und stand auf. Auch der Ältere stieg mit ein und antwortete mit einem "Vielleicht?".
"Ich mach uns schnell was", meinte ich und schritt zur Küche. Ich musste was finden, was schnell geht. Also kochen konnte nicht wirklich, das kostete zu viel Zeit.
Ein Blick in die Tiefkühltruhe und ich wusste, was es heute geben würde. Spinat und Backfisch. Enthält Nahrungsstoffe und schmeckt teilweise sogar. Spinat habe ich früher gehasst, sogar der Geruch ekelte mich an. Doch dann habe ich mit mir selbst gekämpft und Spinat trotzdem immer gegessen. Und siehe da? Jetzt mag ich es.Eigentlich wusste ich ja, dass meine Mutter nichts zu sich nehmen würde, aber ich bereitete ihr dennoch eine kleine Portion zu. Vielleicht würde ich sie ja überreden können.
In dem ganzen letzten Jahr hatte ich viel dazu gelernt. Nicht nur, was eine gesunde Ernährung anging oder wie das Kochen funktionierte. Sondern vor allem, wie ich alleine mit all dem klarkommen konnte. Ich war das älteste Kind und solange meine Mutter nicht in der Lage dazu war, uns zu versorgen, musste ich das eben übernehmen.
Und ich hätte damals niemals gedacht, dass das so kompliziert sein würde. Anfangs gab es immer Sachen, die ich vergessen hatte. Wie zum Beispiel Wäsche machen. Doch mit den Wochen gewöhnte ich mich dran und nun konnte ich mit Stolz sagen, dass ich alles im Griff hatte.
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𝙏𝙞𝙧𝙚𝙙 ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰ
FanfictionJimin, ein 15-jähriger Junge, welcher viel zu schnell erwachsen wurde. Yoongi, welcher neu in der Klasse war, würde wohl dank ihres gemeinsamen Projektes herausfinden warum, und was Jimin eigentlich für ein Leben führte. Denn hinter seiner freundli...