𝖼𝗁𝖺𝗉𝗍𝖾𝗋 𝟥𝟨

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Ich hätte nicht gedacht, dass ich meinem Vater nach dem ganzen Geschehen so schnell begegnen würde. Der Schultag war vorbei, es war erschöpfend, dennoch bereitete es mir Spaß. Vor allem wegen einer bestimmten Person.

Meine Klamotten hatte ich in deutlich bequemere gewechselt, als Dahee nach mir rief. Ich hatte meine Augen gerollt und mich gefragt, was sie jetzt von mir wollte, doch als ich meinen Vater in der Tür sah, erhellte sich mein Gesicht augenblicklich. Mie war schneller als ich und war schon in den Armen meines Vaters, weswegen ich dann auch nach vorne schritt und ihn umarmte. "Überraschung gelungen?", wollte er wissen, woraufhin ich als Antwort hektisch nickte. "Und wie"

Den niedergeschlagnen Blick meiner Tante ignorierend, packte ich seine große Hand und führte ihn ins Wohnzimmer. "Ich bin nicht hier, um zu sitzen, sondern um euch rauszubringen.", lachte er. Ich zuckte uninteressiert mit den Schultern, wobei es mich innerlich total glücklich machte, endlich wieder Zeit mit meinem Vater zu verbringen. Und als Bonus war das die perfekte Gelegenheit um ihm alles, oder nicht alles zu erzählen.

"Dann sitz hier und warte, wir beeilen uns." Damit verließ ich den Raum und verzog mich in mein Zimmer, nicht ohne Mie Klamotten rauszulegen. Wegen den kälter werdenden Temperaturen zog ich noch eine Jeansjacke über meinen weißen Pullover, welche ich mit einer dunkelblauen Hose trug.

Die Treppen runter hüpfend, konnte ich mein Lächeln nicht verstecken. Ich war einfach froh, dass mir ausnahmsweise etwas gutes passierte. Vielleicht würde es ja doch eher gut für mich enden, wobei es trotzdem immer Kleinigkeiten gab, welcher nicht übereinstimmten, welche eine Lehre darstellten. Aber auch das würde ich schaffen, schließlich hatte ich bis jetzt auch alles gemeistert.

"Das ging ja tatsächlich schnell.", sagte mein Vater nachdem er mich erblickt hatte. Ich kam hinter ihm zum stehen, antwortete: „Sag ich doch" Kurz darauf erschien auch Mie, welche genau so glücklich wie ich schien. Nach endlicher Zweisamkeit würden wir etwas Familienzeit miteinander verbringen, also war das komplett verständlich.

Nachdem wir uns verabschiedet hatten, verließen wir das Haus gemeinsam. Ich fühlte mich leicht, als würde mir im Moment alle Last von meinen Schultern fallen und mich endlich atmen lassen. "Wie ist es bei eurer Tante bis jetzt?", fragte er schon nach nur wenigen Schritten. Ohne drum zu reden, kam ich sofort auf den Punkt: "Schrecklich, ich bitte dich uns daraus zu holen." Sein verwirrter Blick traf auf meinen ernsten, als er fragte, warum das so sei. Ich seufzte laut, schaute kurz zu Mie, die mich aufmerksam musterte. Trotzdem begann ich zu sprechen.

"Eigentlich gibt es da viel zu sagen, aber ich denke, der eine Teil kann warten. Sie hat Mie geschlagen, und zwar grundlos. Ich hab' sie am Telefon reden gehört und sie hat selber gesagt, dass es unberechtigt gewesen sei. Aber sie darf nicht wissen, dass ich es weiß." Mein Nebenmann zog eine Augenbraue nach oben, deutlich verärgert über das Gesagte. "Und warum soll Dahee das nicht wissen?"

"Das ist der andere Teil, aber wie gesagt, kann dieser warten" Ich deutete mit meinen Augen auf meine kleine Schwester, die ihren Blick gesenkt hielt, wegen dem, was ich erzählt hatte. Verstehend nickte er, widmete sich dann Mie. "Stimmt das, meine Kleine?", fragte er nach, woraufhin sie als Antwort nickte, dabei schmollte. "Ach, komm her", entkam es ihm dann, als er sich zu ihr beugte und sie hochhob. Darauf folgte: "Wow, du bist nicht nur groß, sondern auch schwer geworden." Bei dieser Feststellung begannen wir gemeinsam zu lachen.

"Übrigens habe ich noch eine Überraschung für euch, welche zudem auch gute Nachrichten sind." Neugierig sahen wir ihn an, bis er wieder begann zu sprechen: "Ich habe gekündigt und suche mir jetzt einen anderen Job. Seien wir mal ehrlich, diese Leute haben viel zu viel meiner wertvollen Zeit beansprucht." Perplex sah ich zu ihm hoch, versuchte zu realisieren, was er soeben gesagt hatte. "Huh? Wann denn das?" "Ich hab's schon länger geplant und die letzen paar Wochen noch mal härter gearbeitet, damit wir fürs erste genug Geld haben, bis ich eine neue Arbeit gefunden habe."

Ich schlang meine Arme um seinen Torso, sprach dabei: "Das ist doch super! Heißt das, Mie und ich können wieder zurück?" "Ich hole euch morgen Mittag ab, also seid bereit.", zwinkerte er. Ich begann glücklich zu lachen.

"Übrigens gehen wir eure Mutter besuchen. Sie wünscht sich, euch zu sehen."

Den Rest des Weges erzählten Mie und ich aus unserem Alltag, einfach unwichtige Kleinigkeiten, die diesen Moment dennoch irgendwie bedeutsam machten. Als wir beim Gebäude ankamen, konnte ich nicht anders, als einen aufgeregten Laut von mir zu geben, wobei ich mich wie ein kleines Kind fühlte. "Du freust dich aber.", merkte er an. "Selbstverständlich freue ich mich."

In der richtigen Etage angekommen, lief ich fast schon zur Zimmertür, weil ich so aufgeregt war. Ich versuchte mein Grinsen irgendwie in den Griff zu bekommen, klopfte dann aufgeregt an der Tür. Als ich dann die deutliche Stimme von drinnen vernahm, öffnete ich die Tür. Ich gab mir selbst kurz Zeit um sie zu mustern, trat dann auf sie zu.

Sie hatte wieder etwas mehr Farbe im Gesicht, hatte deutlich zugenommen, wenn auch nur wenig; es war deutlich sichtbar. Außerdem schien sie mehr Kraft zu haben, was sie mir nochmal bewies, indem sie ich eigenständig aufsetze und aufstand, sogar ein Stück zu mir schritt. "Ich hab' dich vermisst.", gab ich von mir, nachdem ich meine Arme um sie gelegt hatte.

"Ich dich auch.", antwortete sie mit fester Stimme, was mich stolz werden ließ. Sie wirkte normal, wie früher und so, als ob nie was passiert wäre.

Am Ende schien doch alles ein gutes Ende zunehmen, wobei das Ende noch seine Zeit benötigte.

𝙏𝙞𝙧𝙚𝙙 ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt