𝖼𝗁𝖺𝗉𝗍𝖾𝗋 𝟥𝟢

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Auf dem Weg war es still. Mie und ich hatten kein weiteres Wort miteinander gewechselt. Obwohl wir sonst immer so locker miteinander umgangen, war es diesmal komisch. Die Stille war bedrückend. Wahrscheinlich, weil wir beide nicht gehen wollten und es wussten. Wir wussten, dass der jeweils andere wieder zurück wollte, in unser Zuhause.

Trotzdem hielten wir nicht an, sondern bewegten uns weiterhin fort, so, als ob nichts wäre.

Schweren Herzens drückte ich auf die Klingel und sorgte dafür, dass ein schrilles Geräusch zu hören war. Es hämmerte gegen meine Brust, beinahe schlimmer, als wenn Yoongi sich in meiner Nähe aufhielt.
Ich war unvorbereitet, jedoch wurde mir keinerlei Zeit gelassen, um mir weitere Gedanken zu machen, denn die Tür öffnete sich.

Meine Augenbrauen zogen ich kurz zusammen. Schließlich war ich überrascht von der fremden Person vor mir. Es war eine Frau mittleren Alters, sowie meine Tante. Sie hatte dunkelbraunes, langes Haar, welches ihr über die Schultern hing. Sie hatte einen freundlichen Gesichtsausdruck drauf, schien uns jedoch erwartet zu haben.

"Hallo, ihr zwei!", grüßte sie uns, trat dabei zur Seite um uns Einlass zu gewähren. Ich erwiderte, während Mie sie nur mir großen, skeptischen Augen beobachtete. "Ich bin eine Freundin von Dahee. Ihr könnt mich ruhig Saejin nennen."
Ich nickte verstehend, antwortete aber nicht. Sie schien nett, trotz dessen traute ich ihr nicht wirklich. Und auch, wenn das sonst nicht meine Art war, wollte ich es ihr auch vermitteln.

"Jimin und du musst Mie sein, hab' ich recht?" Erneut nickte ich. Sie nahm uns im Anschluss unsere Taschen ab und brache sie weg, höchstwahrscheinlich in unser vorgesehenes Zimmer. Derweil legten Mie und ich unsere Jacken ab und zogen unsere Schuhe aus.

Nicht lange danach kam Tante Dahee uns entgegen. Ihre Augen trugen die selben Emotionen wie sonst auch mit sich, aber ich ließ mich nicht davon beirren.

Sie nahm uns in dem Arm und dabei sah man ihr deutlich an, wie sie dabei zu kämpfen hatte.
Sie hatte sicherlich selber keine Lust auf uns, genau wie es umgekehrt der Fall war.
"Tut mir leid, dass ich euch nicht die Tür öffnen konnte. Ich war bloß am kochen.", erklärte sie und ging den Flur entlang.

"Ihr seid wirklich groß geworden, seit dem letzen mal.", stellte sie nach einer kurzen Stille fest. Ich summte nur zustimmend. Dahee führte uns ins Esszimmer, in dem es tatsächlich gut roch. Der Tisch war gedeckt mit noch heißem Essen, jeweils ein Teller für jeden Anwesenden. Es waren Spaghetti auf jedem Teller, die noch immer dampften. Am Rand des runden, weißen Holztisches lagen zwei Getränkeflaschen. Einmal Wasser und Apfelsaft.

Der Speichel lief mir im Mund zusammen bei diesem Anblick. Wann hatte das letze mal jemand für mich gekocht?

"Setzt euch ruhig und bedient euch!", lächelte meine Tante und ließ sich auf einen der Stühle nieder. Ich nahm den Platz daneben, um Mie von unangenehmen Situationen zu bewahren. Schließlich fühlte sie sich deutlich unwohl hier.

Saejin gesellte sich kurz danach zu uns. Somit begannen wir gemeinsam zu essen, wobei sich eine unbehagliche Atmosphäre in der Luft breit machte.

Ich kostete von dem Essen, hielt danach inne. "Es schmeckt wie von meiner Mutter.", merkte ich an, ein winziges Lächeln auf meinen Lippen. Der Blick meiner Tante wanderte zu mir, ihre Augen weit. "Das ist ein Familienrezept."

Familie. Die einzige Familie, die ich auch tatsächlich so ansah, waren meine Freunde, Mie und meine Eltern. Selbst, wenn es mit meinen Eltern in vergangener Zeit etwas schwierig war.
In diesem Moment realisierte ich erst, dass ich mich bei meiner Tante befand. Bei der Schwester meiner Mutter. Bei einer Blutsverwandten. Und dennoch fühlte sich alles so fremd an, ungewohnt.

Das war nicht wirklich meine Familie, auch, wenn uns offensichtlich unser Blut verband.
Bei der eigenen Familie sollte man sich wohl fühlen, ein Gefühl von Zuhause haben. Sich vertraut sein.

Sowie ich es bei Yoongi empfand.

𝙏𝙞𝙧𝙚𝙙 ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt