𝖼𝗁𝖺𝗉𝗍𝖾𝗋 𝟣𝟨

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Zu sagen, ich wäre müde, wäre die reinste Untertreibung. Meine Kopfschmerzen plagten mich, meine Augen waren wahrscheinlich schon rot, doch ich konnte nicht schlafen.

Nicht, ohne zu wissen, wie es meiner Mutter ging.

Deswegen blieb ich den Tag auch Zuhause, anstatt in die Schule zu gehen. Jedoch hatte ich Mie trotzdem gebracht. Auch, wenn sie eigentlich immer alleine ging, dachte ich, dass ich so etwas runterkommen könnte. Leider war dem nicht so.

Ich hatte keine Ahnung, wie es nun weiter gehen sollte. Die schlimmsten Sachen gingen mir durch den Kopf.
Es war zu viel, ich konnte nicht mehr.

Kurzerhand griff ich nach meinem Lieblingsroman, den ich von vorne beginnen wollte. Das könnte mich ablenken.

Letztendlich hatte es mich sogar zum schlafen gebracht, worüber ich froh war, auch wenn es meinen Schlafrhythmus wahrscheinlich beeinflussen würde. Meine Gedanken abzuschalten hatte zwar nichts gebracht, und doch war es schön für eine kurze Zeitspanne in Ruhe leben zu können.
Wobei man nicht sagen konnte, dass der Zustand eines Menschen beim Schlafen als leben galt.

Ich saß in der Küche, ein dampfender Tee vor mir, den ich beobachtete. Ich hatte keine Ahnung worüber, doch ich dachte nach.

Ein Klingeln ertönte, schallte durch das ganze Stockwerk, weswegen ich meinen schlappen Körper nun doch bewegen musste.

Mit gesenktem Kopf öffnete ich die Tür vor mir. Ich war überrascht, ließ es mir aber nicht anmerken.

Yoongi, welcher gegenüber von mir stand, starrte mich an. "Du siehst schlimm aus", stellte er fest, sodass ich mir ein Augendrehen nicht verkneifen konnte. Als wüsste ich das nicht selbst. "Dir auch ein hallo", entgegnete ich und schritt zur Seite, damit er eintreten konnte.

Auch, wenn ich mich eigentlich dagegen sträubte, so wollte ich höflich sein.

"Wie geht's dir?", wollte der Ältere dann wissen, während er seine Schuhe auszog. Er war in einem dick aussehenden Pullover gekommen, weswegen wahrscheinlich keine Jacke nötig war.

"Gut, bin nur etwas müde", lächelte ich und ging zurück zu meinem Tee. Der Braunhaarige folgte mir, setzte sich dann zu mir. "Und warum warst du nicht in der Schule?", fragte er weiter. Ich lehnte mich zurück, dachte kurz nach. Dann antwortete ich gelassen: "Ich hab die Nacht kaum geschlafen, also hab ich dementsprechend verschlafen und bin so spät aufgewacht, dass es unnötig gewesen wäre, noch zu kommen. Ehrlich gesagt tut ein freier Tag sogar gut"

Ich log. Es tat nicht gut, Zuhause zu sitzen und nichts machen zu können, während die eigene Mutter gerade wahrscheinlich höllische Schmerzen hatte. Doch was sollte ich schon sagen?

"Wieso konntest du denn nicht schlafen?"
"Du fragst zu viel. Muss man denn immer gut schlafen? Es gibt nun mal immer mal wieder Tage, an denen man nicht schlafen kann. Wo liegt das Problem?", meinte ich genervt und umschloss die Tasse mit meinen Händen, um sie zu wärmen.

Mir war nicht kalt, eigentlich war es angenehm. Doch die Wärme, die meine Hände umwickelte tat gut. Sie verbreitete sich im meinem ganzen Körper, ließ mich sicher fühlen. Als ob alles gut werden würde.

"Es gibt keins, aber ich hab ein komisches Gefühl...", gab er zu. "Brauchst du nicht"

"Wo ist denn deine Mutter?"

Ja, wo war sie denn? In meinem Kopf.
Aber sie selbst als Person, war im Krankenhaus. Sie war nicht Zuhause.

"Sie ist draußen", sagte ich und nahm einen Schluck. Mir war bewusst, dass er Bescheid wusste. Meine Mutter konnte gar nicht raus.

Er zog seine Augenbrauen zusammen, starrte schon fast Löcher in mich und begann dann, sich durch die Haare zu fahren.

Er wollte mich drauf ansprechen, aber er konnte nicht. Er dachte, dass ich keine Ahnung darüber hätte.

Ich würde ihn fragen, woher er das wüsste und ihm Vorwürfe machen, da er sich die Naivität eines Kindes zu Nutzen gemacht hatte.

Dachte er wahrscheinlich.

Ganz ehrlich, ich würde so nicht vorgehen.
Ja, er hatte definitiv eine Grenze überschritten, aber er meinte es dennoch gut.

"Ich kann ehrlich nicht mehr, Jimin. Sag mir doch bitte, was los ist", bat er. Ich schüttelte meinen Kopf, begann spöttisch zu lachen.

"Sag du's mir doch"

𝙏𝙞𝙧𝙚𝙙 ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt