𝖼𝗁𝖺𝗉𝗍𝖾𝗋 𝟤𝟢

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Völlig erschöpft verabschiedete ich mich von meinem besten Freund und begab mich sofort in mein Zimmer. Wohlig seufzte ich, nachdem ich mich in mein Bett fallen gelassen hatte. Ich war kaputt von diesem ganzen Gefühlschaos und könnte bestimmt in Sekundenschnelle einschlafen, würde mich nicht mein Gewissen plagen. Ich sollte mich vielleicht wirklich bei Yoongi melden, nur wollte ich nicht.

Obwohl, ich wusste ja selbst nicht, warum. Wollte ich ihm kein Recht geben? Nein, eigentlich war ich ihm sogar irgendwie dankbar. Eher schämte ich mich. Ich konnte nicht sagen, wofür. Wahrscheinlich weil er mir das so entgegen brüllen musste, damit ich anfing meine Gedanken zuzulassen. Weil ich selbst nicht von alleine verstanden habe, dass das nicht richtig war. Dass ich das nicht alleine schaffen konnte, sondern Hilfe benötigte.

Ich stöhnte genervt auf. Ich hatte wirklich keinen Nerv mehr dafür, und trotzdem suchte ich mein Bett erneut nach meinem Handy ab. Endlich gefunden, ging ich auf den Chat von Yoongi und mir. Die vorherigen Nachrichten thematisierten unser Projekt, wegen dem wir uns eigentlich kennengelernt hatten. Wir waren seitdem weit gekommen.

Ich überlegte, was und wie ich ihm schreiben sollte. Das kostete noch mehr Zeit als ich erwartet hatte und so lag ich fast eine viertel Stunde da und starrte auf den mir entgegen leuchtenden Bildschirmen, dessen Licht nur schwach den Rest des Zimmers erreichte.
Schließlich schrieb ich doch nichts, da meine Augen schon begonnen hatten wehzutun. Und mein Handy anzuschauen, würde mir nicht bei einem Einfall helfen. Also legte ich das Gerät neben mich und vergrub meinen Kopf in das bequeme Kissen unter mir.

Ich atmete den Geruch von Waschmittel ein, der nur da war, weil ich meine Bettwäsche erst vor zwei Tagen gewechselt hatte.

Meine Atmung wurde langsamer und mein Körper entspannte. Wäre das Licht im Flur nicht angegangen und hätte teils ins Zimmer geschienen, wäre ich sicherlich eingeschlafen. Doch nach nur kurzer Zeit, öffnete sich meine Tür ganz. So vermutete ich zumindest, denn es schien mehr Licht in mein Zimmer zu fallen als zuvor. Mit geschlossenen Augen fiel das einem schließlich auf. Leise Schritte, die ich dennoch deutlich vernahm, kamen immer näher, bis sich die Matratze neben mir senkte. Er setzte sich wahrscheinlich.

Sanft strichen mir deine Finger durch das Haar und kraulten meine Kopfhaut ein wenig. Ein genüssliches Summen entkam mir.
Kurz darauf bekam ich einen Kuss auf meine Stirn. Das machte er jede Nacht, wenn er nach Hause kam. Selbst, wenn ich schon schlief. Ich wusste es einfach, auch wenn ich es nicht wirklich mitbekam.

"Ach, Jimin. Wenn du bloß auf mich gehört hättest", flüsterte er, erhob sich dann und verließ das Zimmer. Noch bevor er ganz rausgetreten war, öffnete ich meine Augen einen Spalt breit. "Papa?"

Mit großen Augen drehte sich mein Vater zu mir. Entschuldigend lächelte er mich an, kam wieder auf mich zu. "Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe", sagte er als er sich wieder setzte. Müde murrte ich: "Ist nicht der Fall, ich bin einfach noch nicht ganz eingeschlafen"

Kurz war es still. Wir wussten beide nicht, was wir sagen sollten. Dafür verbrachten wir einfach zu wenig Zeit zusammen. Auch, wenn unsere Beziehung zueinander eine äußerst gute war, so war er zu selten Zuhause. Aber was konnte er denn schon tun? Er hatte ja keine Wahl. Er tat das alles für uns, damit er uns versorgen konnte.

"Tut mir leid, dass ich mein Versprechen nicht halten konnte", murmelte ich. "Ach, Jimin, du hast länger ausgehalten, als ich erwartet habe. Ich wusste, du könntest es nicht auf Dauer alleine schaffen, aber du hast wirklich lange durchgehalten. Ich bin stolz auf dich", entgegnete er, "Du weißt, wenn du Hilfe brauchst, dann sag mir einfach Bescheid. Das hab' ich dir öfters gesagt. Aber du hast immer abgelehnt"

Ich setzte mich etwas auf, lehnte mich ihm entgegen. Das nutzte er aus und legte seine Arme um meinen Oberkörper, was auch ich tat. Diese väterliche Nähe hatte ich momentan irgendwie nötig. "Ich brauche wirklich Hilfe. Ich... kann nicht mehr", entkam es mir, wobei meine Augen glasig wurden. "Alles gut. Mie und du werden zu eurer Tante ziehen, zumindest vorübergehend. Ich habe das schon mit ihr abgesprochen"

"Und was ist mit unserem Zuhause? Es wird doch alles staubig und die Lebensmittel? Und wer macht dir was zu essen, wenn du total erschöpft nach Hause kommst?", wollte ich wissen.

"Lass das meine Sorge sein. Warte nur ein wenig, dann wird alles geregelt sein"

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Hab eine kleine Schreibblockade, tut mir also leid, wenn die nächsten Updates etwas mehr Zeit benötigen werden ^^'
Und danke für 800 reads, das ging schnell 🤭

𝙏𝙞𝙧𝙚𝙙 ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt