Ihr Gang war langsam, schließlich wollten sie ihre Wege noch nicht trennen. Sie empfanden die Präsenz des jeweils anderen als angenehmen.
Yoongi bemerkte die träge Haltung des kleinen Mädchen zwischen ihnen und stupste sie mit seinem Finger an, womit er ihre Aufmerksamkeit bekam. Mit halb offenen Augen sah Mie zu ihm hoch, ein fragender Ausdruck auf Grund ihrer Gesichtszüge zu erkennen. "Möchtest du getragen werden?", fragte er. Seine Stimme klang um ein einiges tiefer als sonst, fiel Jimin auf, weswegen sich eine Gänsehaut auf seinen Armen breit machte.
Das Mädchen nickte, ein müdes und vor freudiges Lächeln auf ihren Lippen. Sie entfernte ihre Hand aus der ihres Bruders, streckte ihre Arme auffordernd in die Luft.
"Nein, warte, ich kann sie tragen.", protestierte Jimin, doch es schien, als hätte ihm niemand zugehört.Yoongi nahm Mie in die Höhe, hielt sie fest in seinen Armen, während sie selbst ihre um seinen Hals schlang, um so an Halt zu gewinnen. "Geht schon, für sie mache ich das gerne." , murmelte der Braunhaarige und begann weiter zu gehen.
Es kehrte wieder Stille ein. Das einzige, was in der Dunkelheit zu hören war, war Gezirpe oder das Vorbeifahren von Autos. Und später auch das leise Schnurren Mies.
"Ich finde, Mie hat wirklich Glück.", meinte der Ältere mit einem nachdenklichen Ausdruck, den Jimin jedoch nicht sehen konnte, da Mies Kopf das verhinderte. Der Blonde schüttelte mit seinem Kopf. "Sie hat besseres verdient. Sie ist viel zu jung, um sowas erfahren zu müssen. Ihre Eltern sind viel zu selten für sie da, ihr älterer Bruder bekommt es nicht auf die Reihe für sie zu sorgen, sie wird mit Situation konfrontiert, mit denen sie nicht umgehen kann."
"Jimin", der Ältere machte eine Pause,"warum siehst du immer nur das Negative? Vor allem an dir. Wenn etwas schlecht scheint oder ist, dann kann man es besser machen, lernen das Gute wertzuschätzen. Es geht nicht darum perfekt zu sein, sondern sein Bestes zu versuchen. Und du tust definitiv dein Bestes. Ich bin überzeugt davon, dass niemand anderes das alles so gut und so lange geschafft hätte, wie du es getan hast."
Sein Herz klopfte schnell, ein ungewohntes Gefühl. Solch ein Lob hatte er nie bekommen. Eventuell war er deswegen so emotional und hatte Tränen in den Augen. "Meinst du das ernst?", wisperte er.
"Natürlich. Nur, weil du es nicht oft zu hören bekommst, heißt es nicht, dass es nicht stimmt. Wie sollen die Leute dir das auch sagen können, wenn sie gar nicht wissen, was du eigentlich alles durchmachst. Mie hat wirklich Glück mit dir als Bruder. Du bist das Gute in ihrem Leben. Das, was sie glücklich macht. Du magst das vielleicht nicht sehen, aber jeder Außenstehende tut das. Du erleichterst ihr einfach Alles."
Erneut war es ruhig. Jimin wollte etwas sagen, jedoch vertraute er seiner Stimme nicht. Sie würde abbrechen, dachte er.
"Ich könnte niemals ohne meine Mutter auskommen.", sagte Yoongi anschließend, brachte den Jüngern schlussendlich ganz zum weinen.
Er blieb stehen, musste sich fassen, um nicht komplett die Kontrolle zu verlieren. "Jimin.", murmelte der Ältere mitleidig, nachdem er sich umgedreht hatte. Er wollte ihn nicht weinen sehen, es brach ihm das Herz. Schon vorhin, im Krankenhaus, hatte er festgestellt, dass er den Jungen nie wieder weinen sehen wollte.
Yoongi trat zu ihm, legte seine Hand auf den blonden Haarschopf und zog ihn näher an sich. Jimins Kopf lag nun auf seiner Schulter, machte sein Oberteil nass.
"Ich bin stolz auf dich. Und keine Worte könnten ausdrücken, wie sehr.", flüsterte er und hinterließ dann einen federleichten Kuss auf Jimins Haaren. Wahrscheinlich hatte der Blonde es nicht mal bemerkt.
"Ich hätte selbst nicht gedacht, dass ich ohne sie auskomme.", schluchzte er.
Er hatte solch eine enorme Angst, dass er es bald wirklich nicht mehr tun könnte. Seine Mutter war noch da, machte es somit leichter. Die Frage war nur, wie lange noch. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie wieder normal leben könnte war gering, machte es Jimin noch schwerer daran zu glauben und zu hoffen.
Wenn er ehrlich sein müsste, dann würde er sagen, er habe gar keine Hoffnung mehr. Er dachte, seine Mutter würde es nicht schaffen."Und siehe da, du schaffst es trotzdem.", sagte Yoongi anschließend und drückte den Jüngeren näher an sich.
Und genau da wollte Jimin nichts sehnlicher, als seine Arme um den Braunhaarigen zu schlingen und seine Wärme, sowie den Komfort zu genießen.
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𝙏𝙞𝙧𝙚𝙙 ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰ
FanfictionJimin, ein 15-jähriger Junge, welcher viel zu schnell erwachsen wurde. Yoongi, welcher neu in der Klasse war, würde wohl dank ihres gemeinsamen Projektes herausfinden warum, und was Jimin eigentlich für ein Leben führte. Denn hinter seiner freundli...