Kapitel 8

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Mailas Sicht

Jace und ich sitzen seit mehr als vier Stunden im Wohnzimmer und warten darauf, dass Constanze sich nach oben begibt. Anscheinend geht sie immer zu späten Zeiten schlafen. 

Jace sitzt gemütlich auf dem Sofa und isst mir die ganzen Chips weg. Normalerweise würde ich sie ihm aus der Hand reißen und sie selbst essen wollen, aber das traue ich mich noch nicht. Ich meine, wir kennen uns kaum. Ich weiß noch nicht, inwiefern ich mich bei ihm verhalten kann. Zudem sieht er sich eine Dokumentation über Bären an, was ich ein wenig sonderbar finde. Ich hätte niemals gedacht, dass er sich so etwas ansieht. Vielleicht hat er Angst, dass seine Oma hier noch einmal reinschaut und bemerkt, dass er sich etwas Unterhaltsames ansieht, wie zum Beispiel Marvel Filme oder einen guten Thriller. Dürfen sie das eigentlich? Es würde aber keinen Sinn ergeben, wenn sie sich so etwas nicht ansehen dürften. Jedenfalls für mich nicht. Ich schätze ihn aber nicht auf den Doku-Typen ein, eher wie jemanden, der alle Marvel und DC Filme mitsprechen kann. Ich glaube aber auch nicht, dass er zu denen gehört, die sich auch Liebesfilme ansehen würden. Vollkommen egal, wie sehr die Freundin sie drum bitten würde. 

Ich sehe, wie Constanze den Raum betritt und erst zu uns blickt und dann zum Fernseher.

>>Wie kannst du dir nur immer sowas ansehen?<< fragt sie ihn kopfschüttelnd und verlässt den Raum.

Jace sieht mich zufrieden an und schaltet den Fernseher aus.

>>Sie hasst Dokumentationen. Als sie noch hier lebte habe ich sie immer absichtlich angemacht, um sicherzugehen das sie mich in Ruhe lässt<< grinst er und verleitet mich dazu, ihn mir als einen kleinen frechen Jungen vorzustellen.

Zufrieden steht er auf und rollt unsere Koffer hinter dem Sofa hervor.

>>Los gehts<< sagt er und reicht mir meinen Koffer.

Seine Hand legt er an meinen Rücken und führt mich damit nach draußen. Ich merke, wie die Nervosität in mir steigt. Die Stelle, an der seine Hand auf mir ruht, fühlt sich an, als würde mein Rücken anfangen zu brennen. Über meinen ganzen Körper erstreckt sich eine Gänsehaut, doch nicht aus Müdigkeit oder Ekel. Seine Berührung fühlt sich gut an, vertraut. In mir steigt der Drang mich zu ihm umzudrehen und ihn anzusehen. Die Vernunft in mir zwingt mich weiterzulaufen und alles daran zu setzten hier so schnell wie möglich herauszukommen. Ich ignoriere das angenehme Gefühl auf meiner Haut und versuche die vielen Gedanken zu verdrängen. Die Gedanken, warum er sich so verdammt gut anfühlt? Warum eine so kleine Berührung sich so anders anfühlt als alles andere, was ich je gefühlt habe.

 Ist es die Anspannung? Ist es, weil ich ihn kaum kenne? Oder vielleicht, weil er ein Prinz ist und die ganze Familie innerhalb eines Wimpernschlages mein Leben zerstören könnte? 

Ich versuche mich zusammenzureißen und konzentriere mich auf mich, auf meine Schritte. Verwundert stelle ich fest, dass wir uns nicht zu der riesigen Garage begeben, in der die Autos stehen, sondern weiter laufen. Seine Hand wandert von meinem Rücken zurück zu meiner Hand und umschließt diese fest mit seiner, ohne auch nur zu zögern, verflechten sich meine Finger mit den seinen. Noch nie zuvor habe ich so eine kleine Geste so genossen. 

Liegt es daran, dass ich noch nie mit jemanden Händchen gehalten habe? Ich war in der Vergangenheit schon das ein oder andere Mal in kurzweiligen Beziehungen, die meist aber nur körperlich waren. Es fiel mir schon immer schwer, mich anderen zu öffnen und mich fallen zu lassen. Meine verletzliche Seite zu offenbaren und mich einfach bei jemanden anzulehnen. Ich habe es mir nie erlaubt, mit jemanden zu kuscheln, sobald etwas in die Richtung ging, hatte ich das Gefühl schwach zu sein. 

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