Kapitel 9

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Nachdem wir gelandet sind und den Flughafen verlassen haben ohne weiteres Aufsehen, haben wir uns in den Mietwagen gesetzt und betreten jetzt den nahe gelegenen Supermarkt. Neugierig sehe ich dabei zu, welche Sachen Jace in den Einkaufswagen wirft. Es wirkt eher wahllos. Er scheint nicht wirklich einen Plan zu haben, was mich schmunzeln lässt. Mit seinen noch immer verwuschelten Haaren und dem überforderten Blick, wirkt er verloren. Vielleicht ist er das momentan auch. Noch immer frage ich mich, wie er das alles aushält. Jeden Tag, den ich mit ihm verbringe, passieren neue Ereignisse, die mich erschrecken. Ich dachte immer, ich hätte kaum Freiheit gehabt, aber jetzt sein Leben zu sehen, zeigt mir, wie gut ich es eigentlich hatte. Meins war dagegen Luxus. Es ist nicht schön, das mitzuerleben.

>>War das schon immer so? Ich meine, die vielen Leute von der Presse. Das am Flughafen kann ja kaum normal sein<< abwartend sehe ich ihn an und übernehme die Entscheidung welche Lebensmittel in den Einkaufswagen gehören.

Während er mich nachdenklich ansieht und den Einkaufswagen vor sich hin schiebt, schmeiße ich die wichtigsten Dinge rein. Ich bin nicht die beste Köchin, kann aber dennoch die Standard-Sachen ganz gut. Ich weiß, welche Lebensmittel man braucht, um mehrere Gerichte fertigstellen zu können. Unsere damalige Köchin Hanna hat mir vieles gezeigt. Sie hat eine Zeit lang den Part einer Mutter und Nanny für mich übernommen. Teilweise kannte sie mich besser als meine eigene Mutter. Hanna hörte mir zu, nahm sich Zeit für mich und lehrte mich einiges. Ein Jahr nach meinem Auszug kündigte sie bei meinen Eltern. Seitdem habe ich sie nie wieder gesehen und auch nie wieder von ihr gehört. Was schade ist. Sie war die Person, zu der ich immer gehen konnte, wenn ich einen Rat brauchte. Sie verurteilte mich nie, sie verstand mich immer auf einer Art und Weise, wie es meine Eltern noch nie getan haben. Zum Teil liegt es wahrscheinlich daran, dass sie sich auch nie wirklich mit mir auseinandergesetzt haben. Ihre Geschäfte waren ihr Leben und dann kam ich. Einer der Gründe weshalb ich so nicht werden will.

Ich möchte arbeiten, auf jeden Fall. Aber nicht so wie sie. Die Arbeit soll nicht mein Leben werden. Die Arbeit soll nur ein Teil davon sein. Ich möchte leben und lieben. Viel von der Welt sehen, glücklich werden. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass mich ein Leben voller Arbeit, glücklich machen kann.

>>Worüber denkst du nach?<< reißt mich Jace aus meinen Gedanken und beobachtet mich skeptisch.

Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich die ganze Zeit vor dem Regal stehe, ohne mich wirklich zu bewegen. Das muss bestimmt komisch wirken.

>>Über meine Kindheit. Ich habe mich immer beklagt, kein normales Leben zu haben. Ständig waren welche von der Presse bei uns zu Hause, bei meinen Eltern im Büro, in Restaurants. Eigentlich fast immer da, wo ich mit meinen Eltern war. Ich mochte das noch nie. Ich hatte das Gefühl eingeengt zu sein, keine Freiheit zu besitzen. Doch je mehr Zeit ich jetzt mit dir und deiner Familie verbringe, desto mehr wird mir bewusst, dass ich großes Glück eigentlich hatte. Das war Luxus im Gegensatz zu deinem Leben hier. Du hast mir auf meine Frage von gerade noch nicht geantwortet<< antworte ich ihm ehrlich und spreche so wieder meine Gedanken aus.

Es verwirrt mich, dass es mir so einfach fällt, ihm alles zu erzählen. Sonst bin ich immer sehr skeptisch anderen gegenüber und achte genau darauf, was ich sage und wie ich es sage. Bei ihm ist es anders. Ich weiß nur nicht wieso.

>>Ja, so war es schon immer. Seit dem ich klein bin, kenne ich es nicht anders. Ständig das wegrennen vor ihnen. Das gehört mittlerweile zum Alltag. Ich darf im Normalfall auch nicht ohne Begleitschutz raus. Mache es dennoch fast immer. Es gibt immer wieder Tage da wird es etwas ruhiger und dann an Tagen, wo sie kaum was zu berichten haben wird es wieder schlimmer. Jetzt gerade sowieso, weil ihr BadBoy Prinz eine Freundin hat<< lacht er bitter auf und löst in mir eine Gänsehaut aus.

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