Kapitel 11

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Müde bereite ich mir mein Frühstück eilig zu und verschwinde damit wieder in mein dunkles Zimmer. Sofort kuschel ich mich wieder unter meine Decke und habe mich dazu entschlossen, mir meine Lieblingsserie zum zwanzigsten Mal anzusehen. Während ich Harvey Spekter für sein Aussehen anhimmle, esse ich meinen Porridge und versuche nicht wieder einzuschlafen. In der Nacht habe ich kaum geschlafen. Sobald ich meine Augen geschlossen habe, sah ich Jace. Sah, wie wütend er war. Ständig gingen mir seine wie auch meine Worte durch den Kopf. Damit ich nicht am Ende noch mir selbst für den Streit die Schuld gebe, habe ich mich dazu entschlossen, dass es das Beste ist, es erst gar nicht weiter zu versuchen, zu schlafen. Das flaue Gefühl im Magen geht trotzdem nicht fort. Unglaublich! Ich kenne den Kerl kaum und dennoch schafft er es, dass ich ein schlechtes Gewissen habe und mich am liebsten entschuldigen würde. Doch mein Stolz lässt das nicht zu, sowie der Punkt, dass er mich angeschrien hat. Ich habe ihn noch nie so wütend erlebt, aber ich kenne ihn ja auch kaum.

Nach zwei Folgen bemerke ich, dass es immer kälter wird und die Heizung anscheinend nicht mehr an ist. Geht die automatisch zu einer Zeit aus? Im Haus ist es die ganze Zeit leise, das bedeutet, dass ich Jace nicht antreffen werde, wenn ich mich leise zum Tablet schleiche, um die Heizung anzustellen. Leise öffne ich meine Tür und schreie, als Jace mit verschränkten Armen direkt vor meiner Tür steht und mich abwartend ansieht. Halb unter Schock drehe ich mich wieder von ihm weg und will meine Tür wieder schließen, doch er kommt mir zuvor und betritt meinen Raum.

>>Wurde auch mal Zeit das du den Raum verlässt. Ich habe die Heizung schon vor einer Stunde ausgestellt<< gibt er zu und lässt seinen Blick über meinen ganzen Körper gleiten. Doch anstatt dasselbe bei ihm zu tun, sehe ich ihn diesmal abwartend an und gebe ihm das Gefühl, ihn erwischt zu haben.

>>Fertig damit, dir meinen Körper anzusehen?<< frage ich ihn und hoffe ihn damit in Verlegenheit zu bringen.

>>Nein, aber die Zeit dafür nehme ich mir wann anders<< sagt er und zieht mich mit Schwung an sich und umarmt mich.

>>Es tut mir leid wegen gestern. Ich hatte Angst, dass dir was passiert ist und als ich dich dann in der Hütte wiedersah, war ich erleichtert, aber auch so wütend, weil dir was hätte passieren können. Es tut mir leid, ich hätte so nicht mit dir reden dürfen und ich möchte mich auch dafür entschuldigen, dass ich dich in die ganze Sache reingezogen habe. Ich hätte die Idee meiner Mutter ablehnen müssen, als wir in der Bar saßen. Ich hätte es riskieren müssen, auf mein Erbe verzichten zu müssen. Mein Erbe ist meine Absicherung, falls ich es hier nicht mehr aushalte<< beichtet er mir und ich kann nicht anders als seine Umarmung zu erwidern.

>>Frieden?<< fragt er mich und ich nicke sofort.

>>Dann zieh dich um und lass uns dann im Schnee spazieren gehen oder willst du lieber Ski fahren gehen?<< fragt er mich.

>>Heute tatsächlich lieber spazieren gehen<< sage ich und sehe dabei zu, wie er mein Zimmer wieder verlässt.

Schnell ziehe ich mir warme Klamotten an und versuche das prickeln in meinem ganzen Körper zu ignorieren genauso wie das Gefühl von Aufregung. Im Badezimmer mache ich mich schnell frisch und begebe mich dann mit Jace nach draußen. Mir entgehen natürlich nicht die Blicke von ihm an mir. Das schlimme dabei ist das sie mir gefallen. Das alles hier ist so eigenartig und kaum zu glauben. Ich laufe mit einem Prinzen durch den Schnee in Finnland. Ich bin durch meine Eltern vieles gewohnt, doch dies ist auch für mich komisch. Meine Eltern haben mir immer das beste Verhalten beigebracht. Sie haben dafür gesorgt, dass ich bei jeder Veranstaltung egal welcher Art weiß, wie ich mich zu verhalten habe. Das war immer mehr als gut, doch jetzt bin ich wo hineingeraten, wo ich mich nicht auskenne. Ich weiß nicht, auf was ich achten muss, wenn ich an seiner Seite zu sehen bin. Ich weiß nicht, ob ich vor bestimmten Leuten einen Knicks machen muss oder ob das mittlerweile abgeschafft wurde. Woher sollte ich das auch wissen? Jace wirkt perfekt. Er sieht unglaublich gut aus, wählt seine Worte mit bedacht und hat ein erstaunliches Auftreten. Die Interviews, die ich im Internet gefunden habe oder die Vorträge von ihm vor vielen Menschen, das war mehr als beeindruckend. Vor allem aber zu sehen, wie die Menschen an seinen Lippen hingen. Er schafft es alle in einem Raum von sich zu überzeugen und zu beeindrucken. Und dann komm ich. Ich spreche, aus was ich denke, bin plötzlich unsicher, was ich von mir nicht kenne und verstehe meinen Platz in der Geschichte noch nicht wirklich. Ja, ich spiele seine Freundin, aber für wie lange? Wird mein Leben danach überhaupt wieder normal funktionieren?

>>Maila, bitte hör auf zu grübeln, das macht mich verrückt. Ich mag es nicht, wenn wir schweigend nebeneinander herlaufen. Ist wirklich alles okay mit uns?<< besorgt sieht er mich wieder an und bleibt in der wunderschönen Landschaft vor mir stehen. Wieso schlägt mein Herz plötzlich schneller? Was stimmt nicht mit mir? Würde ich ihn länger kennen dann würde ich tatsächlich denken dass ich Gefühle für ihn hätte. Doch das ist unmöglich. Wir kennen uns erst wenige Tage. Zudem weiß ich fast nichts von ihm. Vielleicht bin ich so gut in dem vorspielen das mein Körper mitspielt um alles möglich realistisch wirken zu lassen. Es könnte jederzeit jemand Jace erkennen.

>>Alles gut. Ich bin überwältigt von der schönen Landschaft. Ich genieße die Ruhe bevor es bald wieder anders sein wird. Wie lange werden wir hier bleiben können?<< frage ich ihn in der Hoffnung nicht mehr weiter über meine Stille sprechen zu müssen.

>>An liebsten für immer. Es ist mir tatsächlich schwer gefallen nach dem Tod meines Großvaters hier wieder herzukommen. Doch jetzt weiß ich wieder wieso ich es hier so liebe. Hier ist wie du es sagst ruhig und eine atemberaubende Landschaft die einen immer wieder naheliegt wie schön das Leben eigentlich sein kann. Ich kann mich immer wieder wiederholen, es tut mir leid das ich dich in mein Chaos reingezogen habe ohne überhaupt daran zu denken was das für Auswirkungen auf dein Leben hat. Ich werde dir versprechen das ich mein bestes geben werde um dich so gut es geht aus der Öffentlichkeit raushalten zu können, ich werde meine Kontakte zu den Medien wieder aufnehmen und dafür sorgen das besonders die negativen Pressemitteilungen über dich oder weitere Informationen über dein Privatleben nicht auftauchen werden. Ich werde versuchen, es dir so gut es geht zu ermöglichen, nach der Geschichte mit uns, ein normales Leben leben zu können. Du hast dich dazu entschieden mir zu helfen und musst jetzt wahrscheinlich darunter leiden, dass ist nicht fair und das ist mir durchaus bewusst. Ich bin dir mehr als dankbar und das werde ich immer sein. Wir werden uns dennoch nicht ewig verstecken können und müssen in den nächsten Tagen den Ort wieder verlassen. So sehr ich es hasse, habe ich dennoch meine Pflichten und viele davon helfen Menschen ein besseres Leben zu führen<< ich sage nichts. 

Ich sehe ihn mir genau an und versuche jedes einzelne Detail mir zu merken, genauso wie jedes seiner Wörter. Denn auch wenn mir der Gedanke Angst macht, weiß ich, dass der Tag kommen wird, an dem ich ihn nicht mehr sehen werde und ich weiß, dass ich mich dann nach diesen Momenten hier sehnen werde. Ich weiß, dass ich mich nach ihm sehnen werde ...

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