Kapitel 13

103 7 0
                                    




Jace Sicht:

Diese Frau ist unglaublich. Zum wiederholten Mal steht sie mit einem Lächeln auf den Lippen und einem starken Ausdruck in den Augen auf. Ich bin beeindruckt, wie sie nach jedem Fall wieder aufsteht und ihr Bestes gibt. Mittlerweile schafft sie es schon geradeaus zufahren, verliert aber in den Kurven ihr Gleichgewicht. Doch anstatt sich zu beschweren, lacht sie über sich selbst und fährt weiter. Bemerkenswert. Auch Benjamin scheint beeindruckt von ihr zu sein. Wieso auch nicht, sie ist bildhübsch und hat einen Charakter aus Gold. Ich kenne sie noch nicht gut genug, doch das, was ich bisher sehe, gefällt mir mehr als gut. Vielleicht sogar zu gut. Es fühlt sich gut an, sie in meiner Nähe zu haben. Ihre Sicht auf meine Welt ist kritisch zugleich, aber auch einfühlsam, sie versteht wie es mir damit geht. Maila versteht wie sie reagieren muss und in manchen Momenten habe ich das Gefühl, dass sie mich versteht.

Langsam fahre ich hinter ihr und beobachte sie genau. Benjamin fährt vor ihr und sie beobachtet genau seine Bewegungen und versucht sie zu übernehmen. Sie lernt schnell und wirkt viel sicherer als noch vor zehn Minuten. Nach einer leichten Kurve dreht sich Benjamin zu uns um und sieht begeistert zu Maila.

>>Du bist nicht hingefallen<< grinst er und man erkennt, dass sie sich darüber freut, auch wenn sie versucht sich das nicht ansehen zu lassen.

Benjamins Handy beginnt zu klingeln, er sieht nicht gerade erfreut aus, nachdem er den Namen auf dem Bildschirm liest.

>>Constanze<< sagt er und meine gute Laune verfliegt.

Diese Frau kann mir keine paar Tage Auszeit genehmigen.

>>Geh ran und schalte auf Laut<< antworte ich und stelle mich zu ihm an die Seite der Bahn und ziehe meine Skier aus.

>>Hallo Constanze, was bringt mich zu der Ehre, dass Du mich anrufst?<< fragt er und man hört, dass auch er nicht gerade erfreut ist von ihrem Anruf.

>>Ich hätte mir schon vorher denken können, dass die beiden bei Dir sind. Jace ist seinem Großvater zu ähnlich. Fahr zur Hütte und richte ihm aus, dass er sich schleunigst in den Flieger setzen soll. Es gibt einiges zu klären. Maila soll er auch mitbringen! Mit ihr muss ich dringend sprechen!<< Ihrer Stimme zu folgen, scheint sie sehr wütend zu sein. Ich glaube mittlerweile, dass sie nichts anderes kann, als sich aufzuspielen und wütend zu sein. Recht machen kann man ihr eigentlich nichts, außer man ist ein Roboter und macht genau alles, was sie sagt. Doch in der Rolle sehe ich mich nicht. Ich lasse mir nicht alles sagen.

>>Ich komme, wann ich kommen möchte. Du bist weder meine Mutter, Erziehungsberechtigte oder Königin. Ich glaube du musst dich noch daran gewöhnen, dass du nichts zu sagen hast. Ich habe wie jeder andere Mensch auch Urlaub und den verbringe ich mit meiner Freundin. Nichts spricht dagegen. Hör auf mich zu kommandieren oder Maila zu sagen, was sie zu tun oder zu lassen hat. Sie ist nicht belanglos oder nur eine unbedeutende Figur auf deinem Schachbrett. Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts anzugehen haben. Ich erledige meine Pflichten wie immer Gewissenshaft<< sage ich ihr und lege auf.

Ich reiche Benjamin sein Handy wieder und sehe, dass er was sagen will, doch ich sehe zu Maila. Sie schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln, man erkennt aber deutlich, wie der entspannte Ausdruck in ihrem Gesicht verschwunden ist. Ich fühle mich schlecht, ihr das anzutun. Ich brauche aber mein Erbe. Sie hat zu viel Macht über meinen Vater. Ich würde zu viele Menschen im Stich lassen, wenn ich meine Rolle nicht spiele. Andererseits ist mein Erbe meine Absicherung, mir außerhalb der Mauern was aufzubauen. In ein Geschäft einzusteigen.

Der laute Schrei von Maila reißt mich aus meinen Gedanken. Ich sehe nur noch wie sie fällt und der Mann auf Skiern weiterfährt. Das ist eine verdammte Übungsstrecke. Hier darf niemand so schnell fahren, schon gar nicht so um die Kurven heizen. Ich renne sofort zu Maila und sehe sie mir genau an. Ihr scheint äußerlich nichts zu fehlen. Über ihr Auge blutet sie ein wenig, es scheint aber nicht so schlimm auszusehen.

>>Geht es dir gut? Alles okay?<< höre ich mich sie fragen und umfasse vorsichtig ihr Gesicht.

Sie legt ihre Hand auf meine und kämpft mit den Tränen.

>>Ich denke schon, es tut alles nur verdammt weh<< flucht sie und verzieht ihr Gesicht vor Schmerzen. Wie kann jemand nur so unvorsichtig sein und dann einfach weiterfahren? Ihr hätte sonst was passieren können. Hätte sie nur paar cm weiter links gestanden, hätte er sie komplett erwischt. Ich versuche meine Wut zu unterdrücken und konzentriere mich auf Maila.

>>Lass uns die Skier ausziehen und dann versuchen wir vorsichtig aufzustehen, okay?<< frage ich sie und sehe ihr dabei zu wie sie sich die Skier auszieht. Ich stehe auf und helfe ihr dabei vorsichtig hochzukommen.

Benjamin nimmt uns die Ausrüstung ab und scheint auch nicht zu wissen, was er zu dem Scheiß sagen soll. Während wir mit langsamen Schritten zur Hütte laufen merkt, man ihr deutlich an das sie Schmerzen hat. Am liebsten würde ich sie in den Arm nehmen, bis alles wieder gut ist. Ich glaube aber nicht, dass es so einfach geht.

Wieso ist mir der Mist nicht passiert? Wieso ausgerechnet ihr. Ich hätte es sehen müssen, hätte ihr sagen müssen, dass sie sich zu uns stellen soll. Nicht so nah an der Bahn. Sobald wir wieder im Schloss sind, lasse ich sie am besten von unserem Arzt ansehen, um sicherzugehen, dass es nichts Ernsteres ist. Alleine der Gedanke heute wieder abreisen zu müssen gefällt mir nicht. Alleine weil ich genau das dann tun würde was Constanze möchte.

>>Wollen wir morgen erst abreisen? Heute den Tag noch hier bleiben und morgen irgendwann den Flieger zurück nehmen ?<< frage ich sie und sehe dabei in ihre tiefblaue Augen. Wieso muss sie so schön sein?

>>Gerne. Dann merkt deine geliebte Großmutter das wir nicht auf sie hören<< grinst sie und spricht mir damit aus der Seele.

>>Gut, dann lass uns zurück zur Hütte fahren, was leckeres kochen und uns einen angenehmen Nachmittag machen. Irgendwelche Filme ansehen, du darfst aussuchen<< schlage ich ihr vor.

Das teuflische Grinsen, das sich auf ihre Lippen legt, bedeutet offenbar nichts Gutes, doch das ist mir egal. Sie soll glücklich sein und so wenig wie möglich daran denken, dass morgen alles wieder vorbei sein wird. Die Ruhe und die gute Laune. Meine Oma wird uns die nächsten Tage zur Hölle machen. Ich habe keine Ahnung wie ich es schaffen soll, dass sie Maila in Ruhe lässt. Sie hat das alles nicht verdient.

CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt