Neues Leben 8

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„Du meinst Gustav soll zu dir ziehen?", schmunzelte Timo leise und sein heißer Atem in meinem Nacken ließ mich langsam ungeduldig werden. Ich konnte nicht genau benennen, warum, aber ich hatte plötzlich das Verlangen mich aus seinen Armen zu befreien.
Ich spürte, wie wenig es Timo gefiel, als ich langsam aus seinen Armen rutschte und mich auf meiner Seite ausbreitete..

Trotzdem fühlte es sich seltsam an, so weit von ihm entfernt zu liegen, weshalb ich unter der Decke nach seiner Hand suchte und unsere Finger miteinander verschränkte.

„Das war nur ein Vorschlag...", murmelte ich und biss mir auf die Lippe.
Plötzlich wusste nicht nicht mehr, was ich eigentlich wollte.

Ich wollte Timo. Ja. Dem war ich mir hundert Prozent sicher.

Aber wollte ich wirklich, dass er bei mir einzog? Zusammen mit dem Kater? War es dafür nicht viel zu früh? Wir hatten es gerade erst geschafft, wieder so etwas wie eine Freundschaft aufzubauen und hatten uns heute das erste Mal wieder geküsst, das wollte ich nicht gleich wieder kaputt machen.

Etwas Abstand würde unserer Beziehung wahrscheinlich wirklich gut tun, deshalb wollte ich es wirklich nicht überstürzen. Aber wie sollte ich ihm das sagen, ohne ihn zu verletzten? Immerhin hatte ich ihm ja indirekt angeboten, dass wir zusammenziehen konnten.

Warum mussten meine Lippen auch schneller reden, als mein Kopf denkt? Hätte ich mir nicht noch eine weitere Minute darüber Gedanken machen können, bevor ich ihm gleich so etwas Weitreichendes anbot?

Ganz toll, Simon. Ich hatte Timo jetzt wahrscheinlich auch in eine unangenehme Situation gebracht. Hoffentlich fühlte er sich jetzt nicht verpflichtet meinem Angebot zuzustimmen, obwohl er vielleicht ganz anderes darüber dachte.

Ich schluckte angestrengt, spürte heiße Tränen in meinen Augen brennen und biss mir hart auf die Lippe.
Jetzt bloß nicht zu weinen anfangen... Ich musste erst einmal eine Lösung für dieses Schlamassel finden. Dann konnte ich immer noch in Tränen ausbrechen.

Timo drückte meine Hand.
„Ich denke, es ist für den Anfang besser, wenn wir vielleicht nicht gleich wieder zusammenziehen." Augenblicklich und ohne einer Chance es aufzuhalten, entkam mir ein erleichtertes Seufzen.

Er dachte genauso! Erleuchtungen breitete sich wie eine Sintflut in meinem Körper aus und lockte mir ein breites Lächeln auf die Lippen. Er dachte genauso und hatte im Gegensatz zu mir die Eier in der Hose, um es laut auszusprechen.

Timo begann daraufhin zu lachen.

„Genau das habe ich mir gerade auch gedacht", gab ich zu und rutschte dabei wieder weiter in seine Nähe. Seine Wärme fehlte mir und plötzlich wollte ich mich auch wieder in seine Arme kuscheln.

Der Druck, der durch seine Worte von mir abgefallen war, ließ mich seine Berührungen wieder genießen. Ich spürte sein Lächeln, als er mir einen Kuss in den Nacken drückte, nachdem ich mich wieder an ihn gekuschelt hatte.
Wie früher auch, war ich der kleine Löffel, was ich um nichts in der Welt tauschen würde.

„Ich werde mir erst einmal hier in der Umgebung eine Wohnung suchen", fing Timo an. „Ich habe schon vor Monaten eine Stellenangebot bekommen für unsere Zweigstelle hier in der Stadt. Ich habe schon angefragt und die Stelle ist noch zu haben. Das ist auch der Termin, den ich morgen habe. Ein Vorstellungsgespräch, mehr oder weniger." Timo festigte seinen Griff um mich. „Wenn sie mich nehmen, würde ich in weniger als einem Monat bereits hierher ziehen."

„Du hast das Jobangebot schon länger?", fragte ich überrascht und drehte meinen Kopf in der Dunkelheit ein wenig in seine Richtung.

Timo nickte zögerlich. „Ja... es ist für mich anfangs nicht in Frage gekommen, wegen dir und unserem Haus, aber jetzt... jetzt kommt es doch irgendwie gelegen." Er lachte leise und küsste meinen Nacken.

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