Getrennt 6

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"Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.", murmelte ich und setzte mich schwerfällig etwas auf.
Es war wohl für alle Beteiligten das beste, wenn wir es bei einem Mal belassen würden. Ein zweites Mal würde alles nur verkomplizieren.

Auf der anderen Leitung wurde es still und kurz befürchtete ich, dass er aufgelegt hatte als er sich räusperte.
"Du hast wahrscheinlich Recht.", antwortete er leise und räusperte sich erneut. "Belassen wir es einfach so.", kam es dann von Joni, wobei jedoch zu hören war, dass er von seinen Worten selbst nicht wirklich überzeugt klang.
Kurz wurde es zwischen uns still, lediglich unser beider Atem war zu hören. 

"Simon, woher weiß ich, dass ich schwul bin?", fragte er plötzlich und klang dabei so hilflos, dass mir beinahe ein mitleidiges 'Aw' über die Lippen kam.

"Glaub mir, du bist sicher nicht schwul. Wenn dann bi.", antwortete ich ehrlich und versuchte mein Grinsen nicht durchhören zu lassen.
Joni, der größte Womanizer, den ich kannte, dachte nach einen Mal Sex mit einem Kerl, dass er schwul war.
Das hob meine angeschlagene Laune derart, dass ich mich wieder etwas entspannter zurücklehnen konnte.

"Bist du dir sicher?", fragte er leise und ich hörte ihn schlucken. Seine Unsicherheit war irgendwie niedlich.

"Ja. Was hältst du von Brüsten?", fragte ich ganz ungeniert, weiterhin mit einem Lächeln auf den Lippen.

"Brüste? Brüste sind das beste auf dieser Welt.", schnurrte Joni und brachte mich damit zum lachen.

"Da hast du deine Antwort. Ich persönlich finde Brüste abstoßend. Ich könnte mir nicht vorstellen, sie in den Händen zu halten.", beichtete ich ihm ehrlich und entlockte ihm einen überraschten Laut.

"Abstoßend? Du findest Brüste abstoßend? Wer findet denn bitte Brüste abstoßend?!"

Ich konnte mir mein Lachen nicht mehr verkneifen und hielt mir schon bald den schmerzenden Bauch. Auch Joni stieg mit ein, was mein Lachen nur noch verstärkte.

"Ich würde mich trotzdem gerne noch mit einem anderen Mann ausprobieren.", sprach Joni leise, als wir uns langsam wieder erholten. "Denkst du, das ist sinnvoll?"

"Klar.", antwortete ich enthusiastisch. Ich wusste nicht, warum ich so positiv reagierte, aber irgendwie freute es mich, dass er sich mir anvertraute. Offenbar war ihm der Sex doch näher gegangen als gedacht.

"Hilfst du mir einen... geeigneten zu finden?"

"Einen geeigneten Mann?" Ich konnte es nicht verhindern wieder zu lachen. Was ein Teils beleidigtes, Teils heiteres Schnauben von Joni brachte.

"Ja.", murrte er und ließ mich weiterhin breit grinsen.

"Wir können am Wochenende weggehen.", schlug ich vor. "Da finden wir dann schon einen Schnukki für dich.", schmunzelte ich und kassierte dafür letztendlich doch ein genervtes Schnauben von Jonathan.

"Ich möchte keine Tunte oder sowas... Einfach einen Mann. Keinen... Schnukki.", murrte Joni, was mir fast ein schlechtes Gewissen bereitete. Ich sollte ihn nicht aufziehen. Immerhin wusste ich selbst am besten, wie schwer es war, die eigenen Sexualität versehen zu können. 

"Mach dir keinen Kopf. Wir finden dir schon einen normalen Mann.", beschwichtete ich ihn, was ein beinahe erleichtertes Aufatmen bei ihm auslöste.
"Du solltest dir aber im Vorhinein Gedanken darüber machen, was du möchtest."

"Was ich möchte?", fragte er irritiert. "Einen Mann."

Ein Glucksen kam aus meiner Kehle und grinsend biss ich mir auf die Unterlippe. Warum erheiterte mich das so?

32 Gründe warum es aus ist ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt