Grund 22

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Als ich an diesem Freitag gegen halb vier von der Arbeit nach Hause kam, stand Timo bereits im Bad und trimmte seinen Bart. Auf dem Bett lagen seine vorbereiteten Klamotten und das halb volle Weinglas am Badetresen deutete daraufhin, dass er heute wieder feiern gehen würde. Andernfalls würde er kaum um diese Uhrzeit Alkohol trinken.

»Hey.« Er lächelte mich durch den Spiegel an und zwinkerte mir zu, woraufhin ich nur lachen konnte.

Ich erwiderte seine Begrüßung und hängte ein »Wie gehts?« mit an.

»Gut. Ich gehe heute mit den Jungs in den neuen Club.«, informierte er mich und wusch sie die getrimmten Bartstoppel vom Gesicht.

»Aha.«, murmelte ich weniger begeistert und griff nach seinem Weinglas um mir einen kräftigen Schluck zu gönnen.

Ich hätte gerne wieder einen ganzen Abend nur mit ihm verbracht, aber es war klar wie Kloßbrühe, dass er seinen Freitagabend wieder mit Party verplant hatte.

Er machte für meinen Geschmack etwas zu viel Party. Vor allem in letzter Zeit.
Allein, dass er letztens sogar donnerstags bereits sturzbetrunken nach Hause gekommen war, obwohl es noch nicht einmal zwanzig Uhr war, war ein wenig besorgniserregend.

Ich wusste, dass er kein Alkoholproblem hatte und nur in guter Gesellschaft trank. Aber da seine Hohlkopf-Freunde einfach etwas zu gute Gesellschaft waren, blickte er mit ihnen immer etwas zu tief ins Glas.
Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich seine Freunde nicht mochte?

»Möchtest du mitkommen?« Seine Augen blitzen mir durch den Spiegel entgegen und abermals musste ich feststellen, wie hübsch er eigentlich war. Seine unfrisierten Haare fielen ihm unordentlich in die Stirn und der nun etwas kürzere Bart unterstrich seinen markanten Kiefer deutlich. Auf seiner nackten Brust konnte man sehen, dass er seine Brustbehaarung wieder wachsen ließ, anstatt sie abzurasieren.

Möchte ich mitkommen? Ich hatte nichts vor und meinen Freitagabend allein zuhause zu verbringen hörte sich nicht unbedingt spaßig an.

Ich nickte.

»Wirklich?«, fragte er sichtlich überrascht und als ich erneut nickte, begann er breit zu grinsen, zog mich in seine Arme und küsste mich innig.

»Ich suche dir etwas zum Anziehen. Ich will wieder mit dir tanzen.«, schmunzelte er und begann seine Hüfte zu einer imaginären Musik zu bewegen. Lachend stieg ich in seinen Rhythmus ein, bis wir im wilden Cha Cha Cha durch unser Schlafzimmer tanzten. 

Früher waren wir oft tanzen gewesen. Tatsächlich hatten wir uns sogar so kennengelernt.

Er wurde damals für die Hochzeit seiner Schwester zu seinem Tanzkurs in dem Tanzstudio geschliffen, in dem ich als Schüler nebenbei gearbeitet hatte. Nicht als Tanzlehrer, eher als Rezeptionist, der Termine ausgemacht hat und die Gäste zu den richtigen Räumen gebracht hatte.
Fast einen Monat lang war Timo zwei Mal die Woche in unseren Räumlichkeiten und beim vorletzten Mal hat er mich angesprochen und auf ein Eis eingeladen. Weil wir uns auf Anhieb unglaublich gut verstanden hatten, hat er mich bei unserem dritten Date sogar gleich auf die Hochzeit seiner Schwester eingeladen. Dort hatten wir dann das erste Mal zusammen getanzt, woraufhin sich dieses Hobby in unsere Beziehung eingebettet hatte, wie das gemeinsame kuscheln.

So wie alles andere, wurde jedoch auch das immer weniger und mittlerweile waren bestimmt Jahre vergangen, seit wir das letzte Mal miteinander getanzt hatten.

Nach einer langen Dusche und dem ein oder anderen Weinglas mit Timo und weiteren Tanzeinlagen - diesmal mit Musik - in unserem Wohnzimmer, klingelte es an der Haustür. Joni und Cellis Bruder staunten nicht schlecht als ich zu ihnen mit ins Auto stieg, sagten jedoch nichts dazu.

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