6. Die erste Begegnung und ein kaputtes Herz

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Perplex hatte ich meine Augen weit aufgerissen und mein Gesicht zu einer geschockten Grimasse verzogen. Wie in Zeitlupe kam mir das schwarze Auto immer näher. Der Fahrer machte keine Anstalt abzubremsen und wenn ich mich nicht täuschte, konnte ich ein böses Lächeln auf dessen Gesicht erkennen.

Als hätte sich mein Schutzmechanismus endlich eingeschaltet, hob ich meine Arme in die Höhe und verdeckte mein Gesicht. Als wenn das etwas bringen würde.

Plötzlich wurde alles Still. Kein schmerzhafter Aufprall, keine Schockschreie und kein Licht am Ende des Tunnels. Nur Stille.

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„Wisst Ihr die Namen unserer heutigen Besucher," erkundigte ich mich neugierig bei meiner Zofe. Diese lächelte nur und schüttelte den Kopf: „Mit Bedauern muss ich Ihnen beichten, dass ich alleine weiß, dass es vier Geschwister sein sollen, die mit dem Familiennamen Mikaelson angesprochen werden." Ich nickte kurz und wandte mich anschließend zurück zu dem kleinen Spiegel meines Schminktisches.
Eine hübsche Frau mit braungrünen Augen blickte mir entgegen. Ihre Haare wurden soeben zu einer kunstvollen Hochsteckfrisur gekämmt und an ihren Körper schmiegte sich ein helles, cremefarbenes Kleid. Der seidige Stoff verlief glatt bis zum Boden und der Dekolleté-Bereich wurde von wunderschönen, kleinen Strasssteinen  besetzt. Ein tiefer Ausschnitt zierte ihren Rücken. Nur wenige Schnüre hielten es dort zusammen.
Meine  Zofe steckte gerade die letzten Strähnen meiner Haare hoch, als ein lautes Klopfen an der Tür erklang und ein gut gebauter Soldat mein Zimmer betrat. Erwartend schaute ich ihn an, ehe er mit lauter Stimme und mit wilden Bewegungen seiner Hände das folgende Gesagte nochmals unterstrich: „Eure Majestät, die Gäste sind nun eingetroffen. Ich soll Euch von eurem Vater ausrichten, dass seine Hochwürden sich wünscht, Euch im Thronsaal zu sehen."
Leicht nickte ich und schmunzelte anschließend über die verlegende Röte, die sich auf dem Gesicht des Soldaten gebildet hatte. „Richtet meinem Vater aus, ich werde sofort bei ihm sein." Schnell bejahte der Mann meine Worte und bewegte sich mit großen Schritten aus meinem Zimmer, in den großen Flur.
Kurzzeitig saß ich noch auf den Stuhl, doch sobald meine Zofe die letzte Haarnadel und ein silbernes Diadem in meiner Frisur befestigt hatte, sprang ich auf, bedankte mich eilig und verließ mein Zimmer mit großen und doch eleganten Schritten. Die große Marmortreppe überwand ich beinahe stolpernd, bis in den großen Eingangsbereich. Die helle Sonne erleuchtete den großen Raum und ließ das Gold des Kronleuchter und der Bilderrahmen erstrahlen. Jedes Mal blieb ich aufgrund der faszinierenden Schönheit stehen, doch nicht heute.
Neugierig näherte ich mich dem Thronsaal, so gut es eben in diesen seltsamen, hohen Schuhen ging. Wie sie wohl waren? Die Mikaelsons?
Aufgeregt atmete ich tief durch, ehe zwei Diener die letzte Tür öffneten, die mich noch mit dieser Familie trennte. Ich hatte ein seltsames Gefühl. Als würde sich durch diesen Besuch etwas in meinem Leben drastisch verändern. Ich war aufgeregt, obwohl es nichts Seltenes war, dass uns Besuch beehrte.
Ich stockte in meiner Bewegung und ging anschließend mit vorsichtigen Schritten weiter. Mein Vater entdeckte mich als erster und lächelte mir liebevoll zu. Ich erwiderte mit einem knappen, aufgeregten Grinsen und stolzierte weiter nach vorne. Bei meinem Vater angekommen küsste ich ihn rasch auf seine Wange und drehte mich danach zu unseren Gästen. Eine hübsche Blondine fiel mir sofort ins Auge. Sie schmunzelte mich leicht an und verbeugte sich tief.
Zuerst empfand ich leichte Unsicherheit, doch dann trat ich bestimmt nach vorne und legte meine Hände an ihre Schultern. „Bitte. Ihr müsst euch nicht verbeugen. Ich bin Grace," stellte ich mich höflich vor. Nun lächelte sie mich verwundert, aber voll Freundlichkeit an. „Mein Name ist Rebekah." Ich grinste sie noch ein letztes Mal an, ehe ich mich an ihren Bruder zu Rebekah's Rechten wandte. Mit seriösem Blick musterte er mich, nahm meine Hand und verbeugte sich ebenfalls tief vor mir. „Eure Majestät, ich bin Elijah Mikaelson," sagte der Brünette, noch immer mit einem beruhigenden Gesichtsausdruck, doch das leichte Hochziehen seines linken Mundwinkel blieb mir nicht verborgen, als ich ihm ein aufrichtiges Strahlen schenkte.

Behind his Monster // Kol Mikaelson FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt