19. Wie viel muss ich noch ertragen?

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Der Flur stand in völliger Dunkelheit und eine unerträgliche Stille lag in der Luft.
Immer mehr warme Tränen flossen über mein verzogenes Gesicht, sodass ich nur verschwommen sah.
Charlotte hatte das alles nicht verdient.

Sie durfte nicht tot sein. Sie konnte nicht tot sein. Sie... sie hatte doch erst ihre Krone bekommen.

Weinend lehnte ich mich gegen einen Spind an der Wand und rutschte auf den kühlen Boden. Zitternd legte ich meine Hände auf die Knie und setzte meinen Kopf darauf ab.
Ich hatte dieses ewige Trauerspiel so satt.

Meine Mum, mein Bruder, Tereza, die Hexe und jetzt auch noch meine beste Freundin.

Stan war vielleicht wieder zurückgekommen, aber trotzdem hatte ich lang um ihn getrauert und auch der Tod der Hexe ging nicht spurlos an mir vorbei.

„Na wen haben wir denn da? Wenn das nicht die kleine Freundin meines Sohnes ist," durchbrach eine tiefe, kratzige Stimme die Ruhe.

Geschockt blickte ich mit meinem verquollenen Gesicht nach oben, direkt in das grinsende Antlitz eines blauäugigen Mannes mit dunkelblonden Haaren. Feine Falten zierten sein Gesicht und in der linken Hand hielt er ein, mit Blut besudeltes, Messer.

„Mikael," brachte ich mit bebender Stimme hervor.

„Hundert Punkte an dich, Kleines."

„Das kann nicht sein! Sie müssten tot sein," stotterte ich und richtete mich von meiner unbequemen Sitzposition auf.

„Bitte! Ich bin Mikael Mikaelson. Ich bin der Vampir, der Vampire jagt. Mich wird man nicht so leicht los."

„Was wollen Sie von mir?"

„Weißt du, ich mag meine Familie nicht mehr besonders, seit sie diese schrecklichen, blutsaugenden Bestien sind," begann er und jonglierte das Messer dabei in seinen Fingern, „Und, da ich nicht sonderlich angetan von ihnen bin, möchte ich sie vernichten. Aber bevor dies geschieht will ich sie leiden lassen und was sollte hierbei besser passen, als das Töten geliebter Menschen. Mein Mord an der süßen Charlotte war beinahe zu leicht.
Er hat eine tiefe Trauer bei meiner Tochter hinterlassen, aber dein Tod... der gibt ihr den Rest.
Auch Klaus wird in Elend versinken und von Kol möchte ich gar nicht beginnen. Es wird ihn von innen her aufreißen."

Mikael stieß ein grässliches Lachen aus, sodass ich einmal erschrocken zusammenzuckte.

„Und jetzt renn! Renn um dein kleines, unnützes Leben, liebe Lynn. Ich schenke dir sogar einen kleinen Vorsprung."

Ich wusste, es würde mir nichts bringen, doch kampflos wollte ich mich nicht geschlagen geben, also rannte ich.
Ich rannte so schnell ich konnte und blickte erst gar nicht zurück.
Zum Glück, trug ich wieder einmal Turnschuhe unter meinem Kleid und somit fiel mir das Laufen um einiges leichter, als es mit High Heels gewesen wäre.

„Renn schneller, Kleines. Das hier langweilig mich schon," drängte der Vater der Urvampire.

Um mich weiter anzuspornen und mir noch mehr Angst zu machen, zog er das besudelte Messer an den Spinden entlang, sodass ein hässlicher Klang entstand.

Dank meines >>super tollen<< Orientierungssinns, hatte ich keine Ahnung wo ich entlang musste, um zurück zu den anderen zu gelangen

Immer weiter folgte ich den unzähligen Gängen und bei jeder Kreuzung zögerte ich nicht lange, sondern nahm intuitiv den Weg, den ich für richtig erachtete.

Gerade bog ich um eine scharfe Kurve, als er plötzlich vor mir stand.

„Hättest du meine Verfolgungsjagd nicht spannender gestalten können? Ich hatte mehr von dir erwartet," setzte Mikael an und kam mir dabei gefährlich nah.

Behind his Monster // Kol Mikaelson FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt