Kapitel 4

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pov.oikawa
Ich warf immer wieder einen Blick auf mein Handy. Mittlerweile wartete ich schon eine gute halbe Stunde und ich hatte noch immer nichts von Yuan gehört. Ich fragte mich die ganze Zeit ob er noch kommen würde,oder ob ich einfach gehen sollte. Ich könnte ihm ja schreiben,doch ich wollte nicht dass er dann wieder genervt oder wütend war,weil ich ihm wieder zu aufdringlich war. Einfach gehen konnte ich auch nicht,denn wenn er doch noch kommen würde und ich nicht mehr hier wäre,würde das Ganze nicht gut enden. So wie immer. Also blieb ich einfach auf dieser kleinen Bank sitzen und wartete. Wobei das warten an sich gar nicht so schlimm war,immerhin war es hier ziemlich schön. Die Bank stand in neben einem kleinen See und im Sommer konnte man hier sogar schwimmen gehen. Doch je mehr Zeit verging,desto größer wurde die Enttäuschung. Immer wieder stellte ich mir die Frage wie ich nur so naiv sein konnte. Wie ich überhaupt glauben konnte,dass er sein Versprechen halten würde. Tja du bist einfach noch immer der naive kleine Junge,der davon geträumt hat ein großer Volleyballspieler zu werden und noch immer glaubt,dass es irgendwann,irgendwie möglich werden könnte. Naiv eben. Genau so wie jetzt. Du glaubst es könnte irgendwann wieder so wie am Anfang werden. Es könnte wieder besser werden. Ich wartete nun schon geschlagene zweieinhalb Stunden,als mein Handy auf einmal vibrierte.

chat:
Yuan: Tut mir leid ich schaffe es nicht mehr zu kommen bin noch beschäftigt

Ich antwortete nichts auf diese Nachricht und schaltete mein Handy einfach wieder aus. Einen Moment starrte ich einfach nur auf den schwarzen Bildschirm und beobachtete wie eine Träne nach der anderen auf diesen tropfte. "Es war doch klar also...also wieso habe ich mir überhaupt Hoffnungen gemacht? Wieso?",fragte ich mich,doch konnte darauf keine Antwort finden. Es war jedes Mal so. Jedes Mal entschuldigte er sich,wollte es wieder gut machen und ich,ich glaubte ihm und wurde immer wieder aufs Neue enttäuscht. Jedes einzelne Mal. Bei diesem Gedanken fühlte ich mich so erbärmlich,so extrem erbärmlich,dass ich das Erste tat was mir einfiel. Ich entsperrte mein Handy,ging in meine kontakte und rief den Einzigen an,an den ich gerade denken konnte. Bitte nimm ab. Nimm ab...bitte ich... "Hey was..." "I-iwa...",unterbrach ich ihn mit zitternder Stimme und konnte,egal wie sehr ich es auch versuchte,nicht verbergen wie erbärmlich ich mich gerade fühlte. "Was ist passiert?",wollte er sofort wissen. "Er...er...",mehr brachte ich nicht raus,so sehr ich es auch versuchte. "Er ist nicht gekommen,oder?",riet Iwaizumi und ich nickte auch,wenn er mich nicht sehen konnte. "Bleib wo du bist ich bin sofort da",erklärte er und ich konnte hören wie er schon die Treppe runter lief. "Bitte fahr vorsichtig",bat ich ihn,da ich nicht wollte,dass ihm irgendwas passierte. "Mach ich doch immer. Ich bin in zehn Minuten bei dir,ok?",erklärte er daraufhin. "Ist gut",meinte ich nur und legte auf. Kein Wunder,dass er Yuan nicht leiden kann. Ich meine ich kann es ihm ja nicht einmal verübeln.
Nach nicht einmal zehn Minuten merkte ich wie sich jemand neben mich auf die Bank setzte. Im ersten Moment erschreckte ich mich,da ich nicht wusste wer es war und da der See bei einem kleinen Wald war hätte sonst wer hierher kommen können. Doch als ich merkte dass es Iwa war entspannte ich mich sofort. Ohne groß darüber nachzudenken legte ich meinen Kopf auf seine Schulter. Einen Moment saßen wir einfach nur so da und niemand sagte etwas. Die Stille zwischen uns war nun genau das was ich brauchte,denn sie gab mir ein gewisses Gefühl von Wärme und Geborgenheit,ein Gefühl welches mir aber bisher nur Iwa geben konnte.
"Wollen wir gehen?",brach dieser irgendwann die Stille und ich nickte leicht,als Antwort. Wir standen daraufhin beide auf und liefen zu seinem,besser gesagt zu dem Auto seiner Mum. Während wir nebeneinander liefen streifte Iwas Hand meine ganz leicht und diese fing auf einmal an ungewöhnlich zu kribbeln. Doch es war kein unangenehmes kribbeln,eher im Gegenteil. Es fühlte sich schön an und einen kurzen Moment kam mir ein Gedanke den ich ganz schnell wieder abschüttelte. Als wir dann beim Auto ankamen packte ich meinen Rucksack,sowie meine Sporttasche in den Kofferraum und setzte mich dann nach vorne zu Iwa. Ohne noch irgendwelche Fragen zu stellen fuhr er los. Stille breitete sich wieder zwischen uns aus und das einzige was zu hören war war die leise Musik aus dem Radio. Ich verstehe echt nicht warum ich mir immer wieder Hoffnungen mache? Ich meine selbst wenn er gekommen wäre hätte es das Ganze doch auch nicht besser gemacht. Wahrscheinlich hätte es wieder irgendwas gegeben was ihn wütend gemacht hätte und wer hätte diese Wut dann abbekommen? Natürlich. Ich. Ich wünschte ich hätte nicht... "...kawa wir sind da!",riss mich plötzlich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich nickte daraufhin nur und wollte gerade aus dem Auto aussteigen,als Iwa mich noch einmal zurück hielt. Einen Moment sahen wir einander schweigend an,bis er sagte:"Wenn du reden willst kannst du immer zu mir kommen,nur damit das klar ist. Ich werde immer für dich da sein und egal was ist wir finden eine Lösung. So ein Idiot wie er hat dich einfach nicht verdient." Wieder einmal nickte ich nur,als antwort,denn ich bekam kein Wort raus. Ich spürte den Kloß in meinem Hals dicker werden und so sehr ich ihm auch von allem erzählen wollte ich konnte einfach nicht. Es würde alles nur noch schlimmer machen. Ich musste den Schein aufrecht erhalten. Ich flüchtete fast schon aus dem Auto um mich wieder irgendwie zu beruhigen. Er weiß bestimmt irgendwas. Er weiß was. Scheiße. Er schöpft verdacht. Aber das ist doch unmöglich. Ich habe es doch immer gut versteckt. Ich...das kann nicht sein. Das darf nicht sein. "Kommst du?",riss mich Iwa ein weiteres Mal aus meinen Gedanken. Er stand schon in der Tür und schien nur noch auf mich zu warten. "Jap",meinte ich daraufhin nur und ging zu ihm. Wir gingen rein,zogen unsere Schuhe aus und gingen nach oben in sein Zimmer. "Willst du mir sagen was passiert ist,oder soll ich raten?" Scheiße.
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